Neunundreißigstes Kapitel - Himmel

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Ich höre nur, wie draußen die Ärzte und Schwestern hektisch hin und her laufen, dann ein Krankenbett den Gang entlang geschoben wird und es plötzlich ganz still wird. Ein kalter Windhauch durchfährt meinen Körper, ich zittere, obwohl es in meinem Zimmer sehr warm ist. Die Dunkelheit macht mir Angst und dieses Hin und her von den Krankenschwestern und Ärzten löst in mir eine Art von Panik aus. Wahrscheinlich wieder einer, der zu viel getrunken hat und dessen Magen ausgepumpt werden muss. Ich versuche zu vergessen, stattdessen an mein Herz zu denken und einzuschlafen. Die Müdigkeit übertönt die Angst und ich falle in einen tiefen Schlaf.

Ardit? Hey. Ardit. Warum sitzt du hier? Was.. was tust du da?
...
Hey, warum weinst du? Dreh mir nicht den Rücken zu! Ich rede mit dir? Warum antwortest du nicht? Was ist das?
...
Darf ich? Ist das..? Nein. Warum, Ardit? Warum gibst du mir das? Ich habe es dir geschenkt. Ich will es nicht mehr. Ardit, es ist einiges passiert, da ist das was du gerade anstellst echt kontraproduktiv. Nein..
...
Nein, ich habe dich nicht vergessen, wie auch? Ich habe einfach weiter gelebt, ein Leben mir aufgebaut, mit einem Mann, der mich liebt. Ich habe eine Tochter, Ardit. Ihr Name ist Luana.
...
Nein. So nicht. Aber trotzdem, werde ich da sein, wenn du kommst, Ardit. Kommst du, um mich zu holen? In den Himmel? Was? Zuhause. Der ist zuhause, bei Luana. Doch...
...
Was? Du lügst. Das was du sagst, stimmt nicht, Ardit! Du bist tot. Du. Nicht er. Besim lebt.
...
Ardit? Ardit? Hey! Was ist los? Rede doch!! Hey!
....
...
..
.

"Kommen Sie zu sich! Sie hyperventillieren mir noch! Hallo!"
Ich wache auf, stoße die Krankenschwester, die mich zu ersticken droht von mir und atme tief ein!
"Na endlich! Da sind Sie ja! Wir haben uns sorgen gemacht, Elma! Was war los?"
Ich sehe mich um, um mein Bett haben sich etliche Krankenschwestern versammelt, eine Ärztin und eine fremde Person.
"Wo ist Besim?"
Mit schießen die Tränen ins Gesicht, was wenn Ardit recht hatte. Was wenn Besim doch..
"Beruhigen Sie sich erst mal.. Sie müssen.."

Ich schreie.
"Wo ist Besim habe ich gefragt? Na? Antwortet doch!"
"Sie hat schlecht geträumt, ihre Herzfrequenz steigt auch ununterbrochen. Nach der Diazepam-Spritze müssen wir ein TTG machen.. also.."
Ich spüre eine Flüssigkeit meinen Arm hinab laufen, ich spüre mein Herz langsamer werden, meine Augenlieder schwerer meine Gedanken leichter.
"Nicht zu hoch dosieren, sonst verlieren wir sie. Frau Asani, sind Sie noch ansprechbar?"
Ich nehme die Gesichter verschwommen wahr, nicke langsam und versuche meine Augenlieder zu bewegen. Ich sehe, eine der Krankenschwestern notiert wie eine Schreibmaschine alles, was sie auf dem Monitor neben mir sieht, die andere fummelt immer noch an meinem Arm herum. Die Ärztin liest Akten, eine andere Krankenschwester setzt direkt an meiner Brust ein Ultraschallgerät an. Mein Kopf dreht sich, es dröhnt in meinen Ohren und ich schnaufe nur. Und dann bin ich wieder weg. Ich höre nur ein leises piepsen, das kontinuierlich zu hören ist, bis es leiser wird und es dann ganz dunkel ist. Dunkel und still. Wo ist Besim?

Mein LichtblickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt