Ich spüre ihren zarten, aber dennoch weichen Körper unter mir, nehme ihren Duft war und bin ihr so nahe, wie noch nie. Ich küsse sanft ihre Haut, die nach Frühling schmeckt und berühre sanft ihren Körper, der nach Sommernacht riecht. Sie fühlt sich sicher, lässt es mich spüren, indem sie mich leitet. Ihr Körper leitet mich und ich frage sie schweren Atmes, weil sie mich aus der Fassung bringt:
"Bereit?"
Und zu meinem Erstaunen küsst sie mich, sieht mich an und lächelt.
"Ja."Nach ein paar Momenten der Stille, kann ich es nicht glauben. Sie liegt in meinen Armen, schläft fast ein und ich? Ich habe ihr das genommen, was nicht einmal Ardit bekommen hat. Ihre Jungfräulichkeit.
"Alles ok?", frage ich.
Sie nickt. Ich merke, dass es nicht so ist, denn ihr Nicken kam einen tick zu langsam.
"Wie fühlst du dich?"
Sie sieht mich an. Ihre Augen funkeln und ich kann die Tränen sehen, die sich den Weg zu ihren Wangen bahnen. Sie bereut es.
"Mies..."
"Warum?"
Sie grinst.
"Weil.. Ich habe.. Ich.."
"Hey, es ist okay.. Bereust du es?"
Schweigen. Und ich frage nicht näher nach. Stattdessen drücke ich sie fester an meine Brust, sodass sie sich an sie klammern kann und für einen Moment der Stille vergessen kann. Nach wenigen Minuten stehe ich langsam auf, denn sie schläft ein. Müde mache ich mich auf den Weg ins Bad, da ich eine Dusche gut vertragen könnte. Hier angekommen betrachte ich mein Spiegelbild. Meine Haare sind zerzaust und meine Augen haben Ringe. Tiefe, schwarze Ringe. Ich nehme mein Handy und merke, Nachrichten und Anrufe von diversen Freunden erhalten zu haben. Ich öffne einige von ihnen, die Glückwünsche zur Verlobung sind. Einige machen Scherze, andere sind ernst, wiederum andere schicken weinende Smileys, weil ich jetzt vergeben sei und wie es so schön heißt, vergeben vergessen sein werde für diverses Zeugs. Ich lege mein Handy weg und begebe mich unter die Dusche. Ein komisches Gefühl macht sich in mir breit. Ist es Bereuen?Langsam betrete ich das Schlafzimmer, in dem Elma liegt. Als ich jedoch mitten drin stehe, merke ich, sie ist nicht mehr da. Wo ist sie?
"Elma?"
Keine Antwort. Ich ziehe die Gardinen auseinander und blicke hinaus auf den Balkon. Hier ist sie auch nicht. Merkwürdig. Ich ziehe mich an, packe meine Sachen zusammen und gehe. Ich hoffe, Elma geht es gut. Ich hoffe, sie tut sich nichts.Im Auto angekommen, rufe ich Elma an. Es klingelt, jedoch hebt sie mir nicht ab. Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit. Ich fahre los, in der Hoffnung sie auf dem Weg irgendwo aufzufangen. Während ich fahre, blicke ich mich um, nehme eine Gestalt in der Ferne wahr, die Elma zum Verwechseln ähnlich sieht. Mit jedem Meter, den ich mich dieser Gestalt nähere, nimmt sie Elmas Erscheinung an. Ich halte auf einem Parkplatz und laufe zu ihr. Sie sitzt auf einer Parkbank, hält ihren Arm fest und blickt leer in die Ferne.
"Hey, alles ok? Was is los?"
Sie antwortet nicht.
"Komm.. Komm, lass uns nachhause gehen.."
Ich hebe sie langsam hoch, sie klammert sich an meine Jacke und ich führe sie zum Auto. Dabei merke ich, wie sie meinen Blick meidet. Außerdem hält sie ihren Arm verdächtig fest. Als sie im Auto Platz nimmt, sieht sie mich wieder nicht an. Sie geht mir aus dem Weg. Ich ignoriere es und steige auch ins Auto. Ich verstehe dieses Mädchen nicht.Langsam fahre ich vom Parkplatz hinaus und mache mich auf den Weg zu einem Wald am Stadtrand. Dort liegt ein Park zentral und der angrenzende Wald bietet sicher viel Ruhe und Stille, um uns zu unterhalten. Ich denke, Elma und ich, wir müssen reden.
Ich parke langsam und sie steigt aus. Schnellen schrittens geht sie in den Wald, ich folge ihr. Als wir inmitten des Grünen stehen, dreht sie sich um und blickt mir in mein Gesicht. Sie weint.
"Was willst du, verdammt?"
"Elma..."
"..nein! Ich will wissen, was du willst? Warst du deshalb mit mir verlobt?"
Wieso warst?
"Was meinst du?"
Sie schluchzt, zieht ihre Nase hoch und lächelt.
"Ich meine, ob du nur mit mir verlobt warst, um mich zu ficken?"
"Hör auf Elma! Hör auf damit! Du machst es mir so schwer! Ich versuche alles, und du blockst ab, andererseits aber auch nicht.. Du spielst mit mir, merkst du das?"
Sie lacht und ich zittere. Fuck, bin ich wütend.
"Das ist keine Antwort auf meine Frage. Warum Besim? Warum hast du es mir genommen? Ich habe es gehütet, wie einen Tresor und du hast es mir genommen.."
Sie schluchzt.
"Ich dachte, du willst es auch?"
Sie ist verrückt!
"Ja.. ja.. verdammt!"
Sie zieht ihren Atem ein und hält wieder ihren Arm. Sie scheint Schmerzen zu haben.
"Zeig mal her..."
Ich nehme ihren Arm in meine Hand und merke, ihr schwarzer Pullover ist nass. Langsam hebe ich ihn und der Anblick verleiht mir Gänsehaut. Ein tiefer Schnitt ziert ihre blutverschmierte Haut, sie stöhnt auf.
"Elma..."
"Tut mir leid, Besim.. Aber ich musste.. Ich.. Es tut mir leid.."
Ich ziehe meine Jacke aus, dann mein Hemd und zu guter Letzt mein Unterhemd. Dieses zerreiße ich und binde ihren Arm. Sie braucht Pflege. Sie braucht Zuneigung. Und vor allem braucht sie mich.
"Tut es weh?"
Ich sehe in ihre Augen, sie weint, sieht mich nicht an. Sie schämt sich.
"Nein.."
"Es ist okay Elma. Das war nicht okay, was du getan hast, aber wir finden eine Lösung.. Wir schaffen das, hörst du?"
Dieses Mädchen ist ein Wrack. Ich muss ihr helfen. Sie retten vor sich selbst.
Ich ziehe mich langsam wieder an, nehme Elma bei der Hand und führe sie zum Auto. Ich habe eine Idee. Aber dazu muss sie mir zustimmen. Langsam starte ich den Motor.
"Elma.."
Endlich sieht sie mich an.
"Ja?"
Ihr Gesicht ist so schön, hell und rein, wie eine Lotusblüte.
"Wie wärs, wenn wir für ein paar Tage Urlaub nehmen?"
Sie lächelt. Es ist ein müdes, aber schönes und ehrliches Lächeln. Diese Art von Lächeln, welches du küssen musst, weil es sonst grausam ist. Ich habe es vermisst.
"Wenn meine Familie es erlaubt, gerne."
Ich grinse.
"Super!"
Dann nehme ich ihre Hand, küsse sie sanft und Sehe in ihre Augen. Ich nähere mich ihrem Gesicht und küsse ihre Wangen, langsam und vorsichtig, ich habe Angst, dass sie zerbricht.
"Hör mal, Elma. Ich würde nie nie mich mit dir verloben, weil ich Sex haben will. Das bin ich nicht. Ich ... Wir.. Es war einfach der richtige Moment.. Und ich.. Es tut mir leid, dass es dir so viel bedeutet hat, und ich es dir genommen habe. Ausgenutzt habe ich dich nie.. Ich denke, ich liebe dich! Ja, ich bin mir sogar ziemlich sicher. Ich liebe dich, Elma. Weil du du bist.."
Sie heult. Ich habe sie berührt. Physisch und psychisch berührt.
"Hey, nicht weinen! Ich habe es genossen, und ich werde es jedes Mal genießen, genauso du! Weil ich aufpassen werde, dir die schönen Dinge zeigen werde. Ich werde dich aufbauen. Ich werde deine Stütze sein. In guten, wie in schlechten Tagen, nicht?"
Sie grinst und nickt heftig.
"Also?"
"Ich weiß es nicht.."
"Also, lass diese Gedanken Weg.. Ich liebe dich, nur das zählt.."
"Danke"
Sie sagt es immer noch nicht. Ich küsse ihren Scheitel und fahre weg.
Bis zu ihr nachhause ist es noch etwas weit. Ich merke, sie gähnt öfter, bis sie binnen Sekunden einschläft.
Wir passieren einen Tunnel und immer wieder sehe ich sie an, wie das Licht ihr wunderschönes Gesicht erhellt. Ihre wunderschönen Wangenknochen, ihre zerzausten Haare und ihre langen Wimpern. Und selbst wenn ich sie in einer Höhle, in der Dunkelheit, in der niemals Licht überleben konnte, getroffen hätte, wäre sie trotzdem das Hellste, das ich gesehen hätte. Weil mich ihre Art fasziniert, nicht ihr Aussehen. Das macht sie irgendwie schön und so schön sie auch ist, darf ich mich nicht blenden lassen. Denn sie hat ein Problem. Und dann passiert etwas so schön unerwartetes. Sie lächelt. Und ich begreife, Liebe ist das, was geschieht, wenn du mitten in der Nacht orientierungslos herumfährst, während sie leben dir sitzt und im Schlaf grinst. Ich blicke weg, konzentriere mich auf die Straße. Omnia vincit amor.
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Mein Lichtblick
Romance"Klar. Ich lebe. Vielleicht ist ja das der Sinn. Einfach Leben, ohne großartige Gedanken zu verschwenden, wieso wir denn genau das tun sollten, was man von uns verlangt. Wieso wir denn jetzt genau so leben, wie es uns vorgelebt wird. Oder doch vorge...