22. Kapitel

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Als Helena zu sich kam, hatte sie höllische Kopfschmerzen. Als sie sich aufsetzen wollte, bereute sie es sofort wieder. Der Schwindel ließ sie wieder nach hinten taumeln.

"Ahhhh", zischte sie und fasste sich mit der flachen Hand an die Stirn.

Was war passiert? Und wo war sie hier? Sie schaute sich ängstlich um. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Sie war in ihrer Wohnung mit Nayla um ihre Sachen zusammen zu packen. Dann war da diese plötzliche Tumult, und sie konnte nicht flüchten. Stattdessen versteckte sie sich unter ihrem Bett. Natürlich wurde sie dort entdeckt. Was für ne schwachsinnige Idee das doch war! Aber sie hätte eh keine Chance gehabt.

Sie schaute sich ängstlich um. Es sah aus wie in einem Kellerverließ. Die Wände waren aus Stein und kahl. Ausser einer Britsche mit dünner Decke, war nichts in diesem Raum. Am anderen Ende war eine schwere Eisentüre, mit einem kleinen Viereck als Guckloch mit drei Gitterstäben darin. Wo war sie hier nur?

Nayla! Dann fiel ihr ihre Freundin wieder ein. Sofort schoben sich die Bilder vor ihr inneres Auge, wie Nayla leblos auf dem Küchenfussboden lag. Verzweifelt lehnte sie sich zurück an die kalte Wand.

Während sie sich noch Gedanken machte, wo sie hier war, und wer für all dies verantwortlich war, hörte sie ein Schlüsselklappern, und gleich darauf wurde die Tür quitschend geöffnet.

Grinsend kam ein Typ rein. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn schon einmal irgendwo gesehen hatte. Aber der graue lange Mantel den er an hatte...sie war sich sicher, das die Kerle in ihrer Wohnung alle so einen an hatten!

Als er näher kam, wich sie zurück.

"Ach Schätzchen, warum so ängstlich?" sagte er übertrieben freundlich und setzte sich direkt neben sie. Sie wollte schon aufspringen, aber seine Hand schnellte nach vorne und umfasste fest ihr Handgelenk.

"Zu schade um dich...Aber ein Opfer muss es immer geben", grinste er.

Helena wand den Blick ab. Sie konnte das schmierige Gesicht nicht länger ertragen. Ausserdem stieg ihr jetzt auch der penetrante Geruch in die Nase. Im Gegensatz zu ihren männlichen Artgenossen, war der Geruchsinn der Vampirinnen nicht ganz so ausgeprägt. Ganz klar: Der Typ musste ein Jäger sein!

"Was wollt ihr von mir? Geld?"

"Nicht doch. Geld ist so unwichtig", er sprach mit ihr wie mit einem Kleinkind, was sie zunehmends in Rage brachte. Sie zerrte an ihrem Handgelenk, doch gegen den starken Griff hatte sie keine Chance.

"Was wollt ihr dann?" zischte sie und funkelte den Jäger wütend an.

"Sagen wir's mal so", begann er geheimnisvoll. "Es wird wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, und dein Liebster wird dich suchen. Und dann wird er uns direkt in die Falle laufen", grinste er. "Dann sind wir endlich am Ziel. Wir werden ihn und die ganze restliche Drecksbrut der Warriors auslöschen. Puff! Peng! Problem aus dem Weg geschafft", lacht er weiter.

Tom! Helenas Angst stieg ins Unermessliche. Er durfte nicht in hier her kommen! Durfte sich und seine Brüder nicht in Gefahr bringen. Nicht wegen ihr! Die Dark Warriors mussten gewarnt werden!

Als Tom wenig später wieder in der Villa eintraf, kam ihm alles so kühl und leer vor. Er konnte sich nicht erinnern, hier jemals alleine und ohne seine Brüder gewesen zu sein. Alleine schon die Vorstellung genügte, um ihm nicht länger darüber nachdenken zu lassen.

"Damian, verzeih'mir. Aber ich kann nicht anders!" Mit diesen Worten dematerialisierte sich Tom vor den Augen des Lakais. Dieser konnte nur schmunzelnd mit dem Kopf schütteln. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Damian wunderte sich, dass Tom überhaupt mit zurück in die Villa kam, und auf die Worte seiner Brüder horchte. Ausgerechnet er, der sich sonst auch nichts sagen ließ.

Dank seiner Fähigkeit konnte Tom seine Brüder genauestens orten. Bill zuckte leicht zusammen, als sein Zwilling neben ihm sichtbar wurde. Aber wirklich wundern tat sich niemand.

"War ja klar", kam es nur lapidar von Georg.

Auch Gustav schüttelte nur grinsend den Kopf, genau so wie Andi.

"Tom, bis du dir sicher, dass du das durchstehst?" fragte Bill ehrlich besorgt.

Der Ältere nickte stumm und schaute sich um. Er hatte keine Ahnung wo sie hier waren. Zu fünft standen sie an einem Zaun, der einen großen grauen Betonklotz umgab.

"Das ist das Hauptquartier. Wenn wir Glück haben, ist Helena hier irgendwo", erklärte Bill seinem Bruder die stumme Frage.

"Das wollen wir doch hoffen! Wie siehts mit Verstärkung aus?" Nichts gegen seine Brüder. Aber auch Tom wusste, dass sie zu fünft nicht gegen die Mannschaft, die sie wahrscheinlich im Inneren erwartete, ankommen konnten.

"Sind unterwegs", sagte Gustav knapp.

"Und woher wisst ihr, dass wir hier richtig sind? Bisher gab es doch noch keinen Anhaltspunkt dafür, wo das Quartier von den Bastarden ist", fragte Tom skeptisch und schaute in die Runde.

"Wir sind hier richtig. Vertrau mir einfach." Bill legte seine beiden Hände auf die Schultern von Tom. Er hoffte innständig, dass der Jäger die Wahrheit sagte. Sonst müsste er ihn leider aus dem Weg schaffen.

Tom schaute mit erhobenen Augenbrauen in die Runde. Doch auch Georg, Gustav und Andi zuckten nur mit den Schultern. Scheinbar wusste wirklich nur Bill Bescheid. Hoffentlich.

"Gut. Na dann mal los."


Dark Warriors(Tokio Hotel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt