Kapitel 124

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Ein Plus. Ein fettes Plus. Ich konnte meine Augen nicht von dem Test lassen. Irgendwie konnte ich es nicht glauben.
"Schwanger", flüsterte ich und sah Mary mit großen Augen an. Die sah genau so geschockt aus wie ich und starrte auf ihren Test.
"Wie kann das sein", stammelte sie verzweifelt. "Ich...ich dachte du wärst schwanger und jetzt...jetzt bin ich es?" , sie vergrub die Hände in ihrem Gesicht.
Während auf meinem Test ein Minus prangte, leuchtete uns auf Marys Test ein Plus entgegen. Keiner von uns hätte damit gerechnet, als aller letztes Mary. Manu legte einen Arm um sie.
"Mary, wir bekommen das hin", sagte ich ihr. Sie begann zu schluchzen.
"Wie sollen wir das hinbekommen? Ich mache gerade eine Ausbildung. Ich wollte nie eine von denen sein, die im Endeffekt nur Zuhause sitzt, sich um die Kinder kümmert und ihrem Mann ein Bier zu wirft, wenn er mit dem Finger schnippst", sie atmete immer schneller. Ich wäre zu ihr gegangen und hätte sie umarmt, wenn ich nicht krank wäre und sie nicht anstecken wollte.
"Du kannst die Ausbildung ja erst einmal fortführen und nach der Geburt dann weiter machen und Manu und ich küm..."
"Nein!", sie riss mir das Wort ab, "ich will dabei sein wenn mein Kind seine ersten Schritte tut."
"Dann treib ab und..."
"Bist du wahnsinnig? Ich will mein Kind nicht umbringen", behutsam legte sie eine Hand auf ihren Bauch, "ich...ich muss mit Bary reden", sagte sie schließlich und dann stand sie auf. Manu und ich blieben zurück und sahen uns an.
"Das kam unerwartet", sagte er und ich konnte nur stumm und apathisch auf den Boden starrend nicken.
Mary kam nach einiger Zeit wieder zurück.
"Bary kommt später vorbei. Ich rufe jetzt meinen Chef an, ich weiß nicht, vielleicht kann ich die Ausbildung ja später machen", ein wenig Hoffnung war in ihren Augen zu sehne und es tat weh zu wissen, dass das nichts an Wunschdenken war. Dennoch nickte ich und Mary verschwand wieder, während ich zu meinem Eimer griff.
"Ich glaube, ich hab mir Freitag den Magen verdorben", murmelte ich.
"Kann sein.", gab Manu zurück. Es gab einfach nichts besseres zum drüber reden.
"Vielleicht solltest du dich wieder hinlegen", schlug Manu vor. Ich nickte. Nach all der Aufregung fühlte ich mich ausgelaugt.
"Wenn Mary etwas braucht oder wenn Bary da ist, weck mich, ok?", ich sah ihn ernst an, "das musst du mir versprechen"
"Mach ich", behutsam legte er eine Decke über mich, "ich verspreche es"
"Gut", murmelte ich, bevor ich mich umdrehte und einschlief.
Viel zu schnell wurde ich durch Manu geweckt.
"Bary ist da", sagte er. Ich nickte und setzte mich langsam auf. Bary kam mir Mary gerade ins Wohnzimmer.
"Hey, hab gehört zu bist krank", begrüßte mich Bary. Er schien noch relativ gechillt zu sein, hatte Mary es ihm noch nicht erzählt? Wollte sie es ihm erst jetzt erzählen, persönlich? Mary spielte nervös an dem Saum ihres Shirts.
"Bary, setz dich", wies sie ihn an.
"Wohin denn? Ich will mich nicht anstecken Schatz" War heute der allgemeine, "wir-nennen-unsere-Freundin-plötzlich-Schatz Tag"? Hatte ich etwas verpasst?
"Ehm...ja, dann eben auf den Boden, aber setz dich. Bitte Bary" Bary saß einige Sekunden später auf dem Boden, genauso wie Mary und Manu. Ich kam mir komisch vor, wie ich auf der Couch saß und über sie alle hinweg sehen konnte, als wollte ich etwas besonderes sein, was ich nicht war.
"Ich muss dir etwas erzählen.", begann Mary. Sorge huschte in Barys Augen. Kein Wunder, der Satz war ungefähr der fruchtbarste Satz, den ein Mann zu hören bekommen konnte, denn er bedeutete nie etwas gutes.
"Ehm...ok, dann schieß los", man sah Bary die Nervosität an, obwohl er es versuchte zu verstecken. Dennoch spielte er mit einem Kugelschreiber, den vom Wohnzimmertisch geklaut hatte. Es gab Menschen die mussten immer mit etwas spielen, Bary tat das nur, wenn er nervös war.
"Ich...also...wo soll ich anfangen", verzweifelt fuhr sich Mary mit den Händen durch die Haare.
"Wenn...wenn du mich betrogen hast, dann sag es gerade heraus", sagte Bary schnell. Die Worte fielen ihm schwer, das merkte man ihm an, aber für Mary waren das wohl eher Schläge ins Gesicht.
"Was?!", rief sie entsetzt, "was glaubst du denn von mir, ich würde dich niemals betrügen! Vor allem nicht nach der Geschichte mit Dennis!" Irgendwie übertrieb sie leicht, die Annahme war ja nach ihrem Wortlaut durchaus berechtigt. Nun ja, vielleicht waren das aber auch ganz einfach die Hormone die da mit ihr durchgingen.
Bary jedenfalls hob abwehrend die Hände. "Tut mir leid", sagte er, "ich...es ist nur alles ein wenig verwirrend. Du kannst mir alles sagen, glaub mir", er sah ihr tief in die Augen. Man sagt, die Augen sind der Spiegel zur Seele und unwillkürlich fragte ich mich, was Bary wohl gerade in Marys Seele sah.
"Ich...ich...", Mary brachte es einfach nicht hin die Worte zu sagen. Manu stand zwischendurch auf und ging in den Flur, während Mary sich weiterhin einen abstammelte. Klar, es war einerseits zu verstehen, andererseits gab es keine besonders große Auswahl, was die Formulierung des ganzen anging. Ich bin schwanger, mehr war es nicht. Wovor hatte Mary wohl Angst? Davor, dass Bary sie verlassen würde? Nie im Leben. Ich kannte ihn, was er angerichtet hatte, davor lief er nicht weg und auch wenn es hart klingt, DAS hatte Bary nun mal angerichtet.
"Jetzt rück schon raus mit der Sprache. Sag es einfach, ein paar Worte, mehr nicht", versuchte Bary sie zu ermutigen, aber Mary spielte weiterhin die Schallplatte, die bei Ich fest hing, mit gelegentlichen Anfällen von Sätzen wie "verdammt, ich kann das nicht" oder "ich weiß nicht wie ich es sagen soll" oder auch "es ist alles so kompliziert" dabei war es nicht mal kompliziert. Auch wenn Mary wohl nicht gut genug in Bio aufgepasst hatte um die Symptome einer Magen Darm Erkrankung von einer Schwangerschaft zu unterscheiden, sie wusste wohl dich genug, um zu wissen, wie es zu Schwangerschaften kam.
"Bary ich...", setzte Mary wieder an, da kam Manu wieder rein.
"Fang!", rief er zu Bary und dann flog etwas durch die Luft. Bary fing das etwas und sah es sich an. Es war Marys Schwangerschaftstest, den sie wohl im Flur abgelegt hatte.
"Oh", sagte Bary, während ihm ganz langsam die Farbe aus dem Gesicht wich. Dann kippte er nach hinten um.
Ich bin noch rechtzeitig Leute! Noch ist es Sonntag!
Also denne, haltet die Ohren steif.

Ein GLP in NotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt