Kapitel 28

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„Wir sind bald da", dringt Sophias Stimme zu mir durch.

Ich ziehe einen Kopfhörer aus meinem Ohr und nicke ihr zu, damit sie weiß, dass ich sie gehört hab. Dann wende ich mich schnell wieder ab und starre aus dem Fenster.

Ich muss tief durchatmen und blinzle die Tränen in meinen Augen weg.

Wenn Sophia das bemerkt hat, dann hat sie den Anstand, mich alleine zu lassen, so wie ich es will. Umsonst versuche ich es nicht zu verstecken.

Gestern Nacht schießt mir wieder in den Kopf und ich sehe es wie einen Film vor mir...

Mein Herz beginnt zu rasen, als ich merke was hier passiert. Ich kann Nialls Lippen schon erahnen und meine Augen flattern und wollen zufallen, doch im letzten Moment sehe ich, wie er seine Augen schockiert aufreißt. Er lässt mich sofort los, als ob er sich verbrannt hätte und springt von seinem Platz auf.

„Ich... Sorry! Scheiße! Das... Das darf nicht... ARGH!", er rauft sich die Haare und rennt von der Bühne.

Ich hab noch einen Moment gewartet und die Tränen runtergeschluckt. Danach bin ich langsam zurück gegangen – war auch mehr als froh, den Weg gefunden zu haben – und hab vorsichtig bei Harry und Louis angeklopft.

„Mhh?"
„Ich bin's", sage ich leise und schiebe die Tür auf. Auf beiden Gesichtern sind noch Spuren von Tränen zu sehen, aber sie sitzen dicht aneinander gekuschelt auf dem Sofa, Harry vergräbt sein Gesicht wieder an Louis Halsbeuge und der haucht ihm einen Kuss auf die Haare.

„Können wir zurück?"
Sogar Harry schaut bei meiner zittrigen Stimme zu mir hoch und löst sich von Louis. Lou steht auf und kommt vorsichtig zu mir rüber: „Ist was?"

„Bin nur müde", lüge ich und er reibt mir kurz über die Schulter und dreht sich dann aber zurück zu Harry.

„Cupcake? Suchen wir die anderen?"
Harry nickt und streicht mir auch kurz mitfühlend über den Arm, bevor er aus der Tür geht und nach Liam und Zayn brüllt.

„Wo hast du Niall gelassen?", fragt Louis nach und geht aus einer anderen Tür heraus.

„Weiß nicht...", gebe ich schwach zurück und merke wie mir die erste Träne über die Wangen rollt.
„Oh Baby, was ist los?"
„Nichts", bringe ich erstickt heraus. Louis zieht mich in eine feste Umarmung. Dann suchen wir zusammen den Rest und fahren zurück zum Hotel.

Dort angekommen wirft Harry mir und Louis einen traurigen und leicht eifersüchtigen Blick zu. Louis zieht ihn kurzerhand mit ins Zimmer und drückt ihm einen Kuss auf.
„Fi geht es echt nicht gut... Ich bleibe heute bei ihr, okay? Es tut mir wirklich Leid, Hazza", flüstert Louis leise und Harry seufzt.

Ich aber wische mir eine erneute Träne weg und gehe wieder zu ihnen rüber.
„Ist okay, ich komme klar, Lou. Danke trotzdem und Gute Nacht", meine ich und drücke Lou einen Kuss auf die Wange und umarme Harry, dann lasse ich die verwirrten Jungen stehen, greife mir Harrys Zimmerkarte vom Tisch und gehe in sein Zimmer rüber. Dort falle ich einfach in meinen Klamotten ins Bett und schlafe unter leisen Tränen ein.

„Wir sind da", erklärt eine tiefe Stimme vom Fahrersitz und der Fahrer schaut mich durch den Rückspiegel an. Ich nicke stumm und steige aus. Aus dem Kofferraum greife ich mir meine Tasche heraus und klopfe dann kurz an die Scheibe und winke Sophia. Sie winkt zurück und schenkt mir ein Lächeln.

Dann stampfe ich die Treppen zu meiner WG hoch und schließe die Tür leise auf. Ich hoffe, niemandem zu begegnen und husche möglichst leise in mein Zimmer, schließe die Tür hinter mir schnell ab und falle wieder direkt in mein Bett.

Meine Augen beginnen wieder feucht zu werden und ich blinzle die aufsteigenden Tränen schnell weg. Ich verkrieche mich unter meiner Bettdecke und starre die Wand mir gegenüber an.

Was tue ich hier?

Ich habe mich in Niall verliebt. Ja, aber muss ich denn so dumm sein und mich beinahe von ihm Küssen lassen? Wie blöd bin ich denn? Ich bin Louis' Freundin. Noch so eine Scheiße und wir fliegen auf. Dann bin ich Schuld daran, wenn auch vielleicht Louis und Harry auffliegen, wenn sie aus der Band geworfen werden.

Ich darf das nicht tun. Ich darf ihnen das nicht antun.

Ich reibe mir über die Augen, atme tief durch und drehe mich zur anderen Seite. Mein Handy in meiner Hosentasche vibriert kurz und ich ziehe es heraus.

Sorry für gestern Abend... und danke, dass du Louis nichts gesagt hast. Es hätte gar nicht so weit kommen dürfen, das tut mir Leid. Es war ein Fehler und es wird nie wieder passieren. Du bist Louis' Freundin und ich bin kein Arsch. Es tut mir Leid – Niall

Ich antworte nicht, sondern versuche einfach nur einzuschlafen. Alles zu vergessen.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, kriege ich kaum die Augen auf. Sie sind immer noch geschwollen und ich rolle mich stöhnend aus meinem Bett. Ich schaue gar nicht in meinen Spiegel. Ich will nur kurz was Essen und dann einfach weiterschlafen...

Ich husche also in die Küche rüber und greife mir schnell ein Toast und beschmiere es mit Nutella. Gerade als ich wieder aus der Küche gehen will, geht die Tür vom Bad auf und eine frisch geduschte Clara kommt heraus.

„Hey Fiona! Wie war es denn so bei den heißen Jungs?", fragt sie lachend und wirft sich ihre nassen Haare über ihre Schulter.

„Uh... uhm... gut", bringe ich leise raus und rausche an ihr vorbei in mein Zimmer.

„Ist was?", ruft sie mir noch hinterher, aber ich antworte nur mit dem lauten Knallen meiner Tür. Ich lege schnell das Sandwich ab und bevor sie mir folgen kann, schließe ich meine Zimmertür wieder ab.

Ich falle seufzend auf mein Bett und greife noch einmal nach meinem Handy. Ich beiße in mein Brot und lese die SMS von Niall.

Dass ich wieder weine, merke ich erst, als die ersten Tropfen auf mein Sandwich fallen. Frustriert werfe ich das Brot gegen die Wand und falle zurück auf mein Bett. Aber viel Zeit bleibt mir nicht, denn wenige Sekunden später klingelt mein Handy.

Ich schiele auf das Display.

Louis.

„Ja?", grummle ich leise ins Telefon.

„Hey, Fi... Wie geht's dir?"
„Super, Lou. Wirklich super...", gebe ich seufzend zurück und schlucke die nächsten Tränen runter.

„Du weißt, dass du mit mir reden kannst, ja?"
„Jaja, ich weiß, Lou..."
„Dann erzähl mir, was los ist", fordert er leise.

„Das... Nein", gebe ich schwach zurück.

Louis seufzt tief am anderen Ende und einen Moment ist es Still.

„Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst, ja?", meint er und ich höre die Besorgnis in seiner Stimme.

„Ich weiß, Lou", wiederhole ich mich.

„Fi, ich -", Louis wird von einer anderen Stimme unterbrochen, aber ich kann nicht richtig verstehen, was gesagt wird.

„Fi, ich muss aufhören... Tut mir Leid. Aber wenn es dir schlechter geht oder du doch reden willst, ruf mich einfach an, ja? Ich bin für dich da, versprochen! Selbst wenn ich dafür von der Bühne muss, gut?"
„Danke... aber... ich brauch einfach Zeit für mich...", nuschle ich.
„Okay... Hab dich lieb, Fi", murmelt Lou.
„Ich dich auch...", gebe ich zurück und lege auf.

Wie soll ich denn Louis davon erzählen? Er würde ausrasten. Zurecht.

Beard In Love   (Niall Horan Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt