Kapitel 5

308 23 0
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich auf und mir war tatsächlich nicht schlecht! Es grenzte schon fast an ein Wunder, aber mir war kein bisschen schlecht! So stand ich nun extrem gut gelaunt auf und zog mir meine Reithose an, um dann gut gelaunt runter zu gehen und tatsächlich seit langem mal wieder mit meinen Eltern und Ben zusammen zu frühstücken. Diese schauten mich nur verwundert an, aber sagten nichts. Auch durch den Stall ging ich gut gelaunt und alle schauten mich entgeistert an, aber keiner schien sich zu trauen etwas zu sagen. Erst als Julia, die mir entgegen kam, fragte: "Was hast du denn für Drogen genommen, dass du so extrem gut gelaunt bist?"
"Gar keine.", sagte ich noch immer gut gelaunt.
"Und warum bist du dann so merkwürdig gut gelaunt? Das ist ja schon fast gruselig!"
"Es gibt nichts schöneres, als morgens auf zu wachen und nicht als erstes schnell ins Bad zu rennen!"
"Okay... Sollte ich mir Sorgen um dich machen?"
"Ich glaube das wäre angebracht.", stimmte Jenny ihr zu.
"Aber andererseits will ich Ben ja nicht seinen Job abnehmen.", sagte Julia noch und ging dann mit Jenny wieder, da mein Vater nach ihnen rief.
Ich verbrachte den gesamten restlichen Tag mit Devil und ließ Keschen zwischendurch nur kurz in der Halle frei, damit sie sich etwas austoben konnte. Ansonsten hatte die Stute an diesem Tag frei.

So verbrachte ich die nächsten Wochen ebenfalls. Die ganze Woche über trainierte ich mit Devil und Keschen und am Wochenende war ich meist entweder mit Devil auf dem Turnier oder bei einem Rennen, wo ich entweder mir Keschen teilnahm oder aber Ben als Pflegerin unterstützte. So verbrachte ich die nächsten drei Monate, in denen es mir eigentlich so weit ganz gut ging. Zwischendurch war mir noch immer etwas schlecht, aber das war immerhin nicht mehr so oft und dann auch nicht so schlimm. Dafür begann ich nun irgendwie merkwürdige Dinge zu essen wie zum Beispiel Gummibärchen mit Nutella, was meiner Meinung nach echt lecker ist! Von den anderen werde ich deswegen trotzdem nur merkwürdig angeguckt. Ben hing nun so gut wie nur noch an mir dran und begann so langsam, aber sicher ziemlich zu nerven. Nichtmal ausreiten durfte ich alleine geschweige denn mit Devil oder Keschen trainieren. Dazu fragte er alle paar Minuten, ob denn auch wirklich alles in Ordnung ist. Das Ganze hielt noch eine Woche aus, bis es mir dann irgendwann reichte. Ich wollte gerade mit Devil ausreiten, als Ben angerannt kam und fragte: "Was hast du vor?"
"Ausreiten.", sagte ich.
"Warte. Ich komme mit."
"Nein."
"Doch."
"Nein!"
"Wie nein?"
"Ich kann auch alleine ausreiten!"
"Und wenn was passiert?"
"Meine Güte Ben! Bei aller Liebe, aber du nervst! Es reicht mir so langsam! Sag Bescheid, wenn du dich wieder eingekriegt hast!", sagte ich wütend und preschte im vollen Galopp vom Hof in den Wald.

Bens Sicht:
"Lisa warte!", rief ich ihr noch hinterher, aber sie war schon weg. Scheiße! Was mach ich denn jetzt? Wenn ihr irgendwas passiert! Das würde ich mir nie verzeihen! Ich brauchte sie doch!
Scheiße! Scheiße! Scheiße!
Was machte ich denn jetzt???
Ich entschloss mich dazu einfach erstmal zu warten. Vielleicht machte sie ja nur einen kurzen Ausritt und kam dann wieder? So blieb ich einfach an der Hofeinfahrt und wartete auf sie. Still stehen konnte ich allerdings nicht. Dafür war ich viel zu nervös und machte mir viel zu viele Sorgen. Daher ging ich die ganze Zeit an der Einfahrt hin und her. Einige kamen vorbei und versuchen mich dazu zu bringen doch rein zu kommen und dort auf sie zu warten, aber ihre Argumente überzeugten mich nicht so wirklich. Daher blieb ich drei Tage lang draußen und Lisas Mutter brachte mir ab und zu etwas zu Trinken und zu Essen. Wo war Lisa nur?
Irgendwann kam dann Jenny mit Julia im Schlepptau vorbei. Julia schaute mich verwundert an und fragte: "Was ist denn mit dem los?"
"Lisa ist abgehauen und er rennt seit dem nur noch nervös hin und her.", erklärte Jenny. Julia kam nun auf mich zu, schlug kurzerhand zu und sagte: "Chill mal!"
"LISA IST WEG UND ICH WEIß NICHT, OB SIE WIEDER KOMMT UND DA SAGST DU ICH SOLL CHILLEN?!?!?", sagte ich wütend. Julia schlug erneut zu und sagte: "Reg dich mal ab! Sie kommt schon wieder!"
"Verdammt sie ist schwanger!", sagte ich und ging wieder hin und her. Schon hatte ich wieder Julias Faust im Gesicht und sie sagte: "Ich weiß! Reg dich mal wieder ab! Sie kommt schon klar!"
"Bist du sicher?", fragte ich.
"Ja! Sie braucht nur mal eine Auszeit."
"Eine Auszeit wovon?"
"Dir."
"Mir?"
"Ja. Seit du es weißt hängst du nur noch an ihr und fragst sie alle paar Sekunden, ob bei ihr auch wirklich alles in Ordnung ist. Da wäre ich an ihrer Stelle auch abgehauen."
"Bin ich wirklich so schlimm?"
"Ja."
"Verdammt! Was mach ich denn jetzt?"
"Sie suchen?"
"Wo soll ich denn suchen?"
"Keine Ahnung! Wo reitet sie denn sonst so hin, wenn sie ihre Ruhe haben will?"
"Zum Fluss! Danke!", sagte ich und rannte in den Stall.


Dort trenste ich Shalima schnell auf und wenig später galoppierte ich auch schon durch den Wald auf direktem Weg zum Fluss. Dort sah ich schon von weitem den schwarzen Hengst stehen und auch Lisa war dort. Sie stand direkt neben dem Hengst und hatte ihre Arme um seinen Hals geschlungen. Die Beiden hatten uns nun bemerkt und Lisa schaute mich groß an. Ich rannte nun auf sie zu und fiel ihr um den Hals.
"Ist alles...", setzte ich an, aber dann fiel mir ein, das vielleicht nicht die beste Idee war und sagte schnell: "Sorry."
"Ja. Es ist alles okay.", sagte sie nun.
"Ach Süße, es tut mir so leid! Bitte komm wieder mit zurück!"
"Wenn du jetzt endlich aufhörst mich andauernd zu bemuttern schon."
"Ich verspreche es dir!", sagte ich und zog sie noch etwas näher an mich. Am liebsten würde ich sie nie wieder los lassen!
"Und auch nur, wenn du mich ein bisschen lockerer hältst. Sonst ersticke ich nämlich gleich.", sagte sie und so ließ ich sie wieder etwas lockerer.
So standen wir nun noch eine Weile, bis wir dann gemeinsam wieder zurück ritten.

Sprung Ins LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt