Kapitel 16

280 22 3
                                    

Als ich am nächsten Morgen im Büro auf den Kalender schaute, fiel mir auf, dass am Wochenende ein bedeutendes Rennen war und dafür noch einiges zu organisieren war. Das schwierigste war wahrscheinlich Ben davon zu überzeugen mit zu fahren, denn das Team brauchte ihn dort dringend. Stuart hatte zwar bereits vorgeschlagen mit zu fahren, aber alleine konnte man schlecht zwei Pferde auf einmal versorgen und sich dazu noch darum zu kümmern, dass es den anderen Pferden, die erst am Tag danach starten würden, gut ging. Ich hatte das schon vor ein paar Wochen alles durch geplant und beschlossen, dass es am einfachsten wäre, wenn Stuart, Ben und Julia als Pfleger mit fahren würde. Da Tom startete, würde Julia sich sowieso nicht davon abbringen lassen mit zu fahren und wenn sie schon mir fuhr, dann konnte sie auch ein bisschen mit anpacken und die Pferde versorgen. Das war soweit alles geplant und mit den Anderen abgesprochen. Nur Ben musste ich noch meine Pläne erklären und mich drum kümmern, dass er auch mit fuhr, denn Janina sollte mit Hatuscha auch bei ihrem ersten 110 Kilometer Ritt starten und da brauchte sie ihren Trainer an ihrer Seite, der sie aufbaute und unterstützte. So ging ich nun los und machte mich auf die Suche nach Ben, den ich bei Shalima in der Box fand. Als ich ihn so sah, wie er seine Stute putzte und dabei liebevoll mit ihr sprach, konnte ich nicht anders als an der Boxentür stehen zu bleiben und ihn zu beobachten. Nach einer Weile machte ich mich dann aber doch bemerkbar und er drehte sich zu mir um.
"Hey Süße! Wolltest du nicht eigentlich heute im Büro arbeiten?", fragte er, kam auf mich zu und gab mir einen Kuss.
"Ja. Ich bin dabei."
"Was gibt's denn?"
"Am Wochenende sind die ganzen Rennen hier in der Nähe."
"Ich weiß. Wer fährt denn als Pfleger mit?"
"Ich dachte an deinen Vater, Julia und dich."
"Ich?"
"Ja du."
"Dir ist schon bewusst, dass die drei Tage weg sind oder?"
"Ja."
"Ich kann dich doch hier nicht so lange alleine lassen! Und vor allen Dingen nicht jetzt!"
"Klar kannst du das. Ich komme hier schon klar."
"Und wenn du plötzlich Wehen bekommst?"
"Ben es sind noch zwei Wochen Zeit! Außerdem ist es ja nicht so, dass ich hier alleine bin."
"Schaffst du das hier wirklich alleine?"
"Ja. Ich schaffe das. Du kannst unbesorgt fahren."
"Wieso ist es dir eigentlich so wichtig, dass ich mit fahre?", fragte Ben irgendwann.
"Janina braucht dich. Das ist ihr erstes Rennen über 110 Kilometer und sie braucht da einfach jemanden, der ihr Tipps gibt und sie unterstützt."
"Das kann Stuart doch auch machen."
"Ben du solltest selber am besten wissen, dass dein Vater nicht gerade der Mensch ist, den man in solchen Situationen braucht. Außerdem bist du ihr Trainer."
"Na gut. Wenn es dir so wichtig ist.", meinte Ben nun. Somit harte ich mein Ziel erreicht und gab Ben noch einen Kuss, bevor ich noch einmal bei Devil vorbei schaute und dann wieder ins Büro zu gehen und dort noch so einiges zu organisieren.
So verbrachte ich die nächste Woche zum größten Teil im Büro und ging nur morgens und abends einmal durch die Ställe und schaute bei jedem Pferd einmal vorbei.
Schneller, als erwartet, war es dann auch schon Donnerstag Abend und es hieß Sachen packen, da es für die anderen mitten in der Nacht los ging. So luden wir nun eine Stunde lang Sättel, Putzzeug und alles, was sonst noch so gebraucht wurde in den Transporter, sodass in der Nacht dann nur noch die Pferde mit Transportgamaschen ausgestattet und verladen werden mussten. Dies taten wir am nächsten Tag um zwei Uhr morgens. Das Gelände, wo die Rennen statt fanden, war zwar mit dem Auto nur zwei Stunden entfernt, aber da um sieben schon der Start für das erste Rennen war und sie die Pferde vorher ja auch noch versorgen mussten, fuhren sie schon so früh los.
Als die Pferde dann verladen waren, hieß es Abschied nehmen, denn am Sonntag war erst das letzte Rennen und daher würden sie erst irgendwann in der Nacht nach Sonntag wieder kommen. Ben schien noch immer ein schlechtes Gewissen zu haben, mich so lange allein zu lassen und fragte bei unserem Abschied: "Bist du dir auch ganz sicher, dass du hier alleine klar kommst?"
"Ben ich bin nicht alleine und ja ich komme hier klar! Es sind doch nur drei Tage, die du weg bist! Da wird mir schon nichts passieren."
"Okay. Sollte irgendwas sein, dann ruf mich an. Zwei Stunden und ich bin bei dir."
"Ja. Und du mach dir keine Sorgen! Ich komme hier klar und du brauchst nicht alle zwei Stunden anrufen, okay?"
Nun kam auch Jenny zu uns und sagte: "Ganz genau. Ich pass schon auf, dass sie keinen Mist anstellt."
"Das ist schön. Guckst du bitte zwischendurch immer mal nach ihr und passt auf, dass sie sich ausruht und nicht als am Arbeiten ist?", fragte Ben.
"Klar. Ich pass schon auf sie auf."
"Okay. Dann bis bald!", sagte er nun, gab mir noch einen Kuss und stieg dann in den Transporter, um mit den anderen los zu fahren.
Ich ging nun wieder rein, um noch etwas zu schlafen und dann mit dem Büro Kram weiter zu machen. Ich hasste so etwas eigentlich, aber was blieb mir anderes übrig? Irgendwer musste es ja machen und wenn ich Ben daran setzte kann das keiner mehr lesen. Mit Pferden war er echt klasse, aber seine Handschrift konnte einfach niemand lesen. Er selbst konnte sie nur schwer entziffern und wenn er dann die Buchhaltung machen würde, würde das im Chaos enden. Da machte ich das doch lieber selber und momentan hatte ich ja sowieso mehr als genug Zeit dafür. Ich kam auch recht gut voran und bis zum Mittag war ich im Büro fertig und ging raus, um Devil etwas ohne Longe zu longieren.
Als ich ihn gerade in seine Box gebracht hatte klingelte meine Handy.
"Hallo?", meldete ich mich.
"Hey Süße!", kam es aus dem Hörer und ich erkannte, dass es Ben war.
"Hey! Wie ist es gelaufen?"
"Platz eins und zwei."
"Hatten wir ja nicht anders erwartet. Waren ja nur 80 Kilometer."
"Ja. Sie sind aber echt klasse gelaufen."
"Sehr schön."
"Und wie sieht's bei euch aus? Ist bei dir alles in Ordnung?"
"Ja. Alles gut."
"Was machst du so?"
"Ich hab im Büro soweit alles fertig und hab gerade Devil ein bisschen longiert."
"Süße, du solltest doch langsam machen!"
"Du weißt genau, dass ich das nicht kann, wenn es hier so viel zu tun gibt!"
"Mach trotzdem bitte langsam und ruh dich aus."
"Ben, ich kann schon auf mich selber aufpassen."
"Da bin ich mir manchmal nicht so sicher."
"Außerdem sorgt Jenny schon dafür, dass ich mich nicht überarbeite."
"Na dann ist ja gut."
"Ja. Alles gut. Du kannst dich unbesorgt um die Pferde kümmern."
"Okay. Stuart ruft. Ich muss Schluss machen. Ich melde mich dann morgen Abend wieder."
"Ja. Bis dann!", sagte ich und legte dann auf.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit einem Buch auf der Couch und las, bis ich dann irgendwann zu Bett ging.

Sprung Ins LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt