Kapitel 1

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Es war ein sonniger Morgen und ich stand, wie immer, ganz normal auf, um meinem Hengst Black Devil einen Besuch ab zu statten. Schon seit drei Jahren war er nun in meinem Besitz und ich konnte mit ihm meine Karriere im Springsport fortsetzen. Wie schon mit seiner Oma, Dreamers Darling, hatte ich auch mit ihm schon einige, große Erfolge erzielen können und er war mein Ein und alles geworden. Hätte ich allerdings gewusst, was mich an diesem Tag noch erwartete, wäre ich wahrscheinlich eher im Bett geblieben.

An diesem Tag fuhr ich mit Julia und Jenny in die Stadt zum Shoppen. Da ich an diesem Tag sowieso zum Arzt musste, hatten wir beschlossen das Ganze mit einer ausgiebigen Shoppingtour zu verbinden.
Wenig später kamen die Beiden auch schon und wir fuhren in die Stadt. Dort machten die beiden sich direkt daran verschiedene Läden leer zu kaufen, während ich zum Arzt ging. Da es nur eine Standard Kontrolle war, dachte ich mir nichts Böses, bis mein Arzt mit dem Befund wieder kam. Er reichte mir die Hand und sagte: "Herzlichen Glückwunsch!"
"Wofür?", fragte ich verwundert.
"Ja haben Sie das denn noch nicht gemerkt?"
"Was?"
"Sie sind schwanger."
"Bitte was?"
"Sie sind im ersten Monat schwanger."
"Scheiße!"
"Was ist daran jetzt scheiße?"
"Meine Güte ich bin Springreiterin! Ich kann nicht mitten in der Saison einfach eine Pause machen, weil ich ein Kind bekomme!"
"Das hätten Sie sich vielleicht ein bisschen früher überlegen sollen."
"Einen schönen Tag noch!", sagte ich genervt und verließ die Arztpraxis. Was sollte ich denn jetzt machen? Einerseits mochte ich Kinder und so ein eigenes Kind wäre bestimmt schön, aber andererseits könnte ich dann im Sommer an so einigen Turnieren nich teilnehmen.
Ehe ich mich versah war ich, so in meinen Gedanken vertieft, gegen eine junge Frau gerannt. Diese drehte sich nun zu mir um und glücklicherweise erkannte ich, dass es Julia war.
"Was ist denn mit dir los? Du siehst ja aus als hättest du einen Geist gesehen.", fragte sie verwundert und auch Jenny, die neben ihr stand, drehte sich nun zu mir um. Sah ich wirklich so erschrocken aus? Naja. Nach so einer Nachricht ist das ja wohl kein Wunder.
"Ist alles in Ordnung?", fragte Jenny besorgt.
Ich nickte nur und sagte: "Können wir die Shoppingtour verschieben? Ich brauch mal eure Meinung."
"Klar. Was ist denn?", fragte Jenny.
"Könnten wir das vielleicht an einer ruhigen Stelle besprechen?"
"Wir können zu mir fahren. Ich wohne doch hier ganz in der Nähe.", schlug Jenny vor.


Ich nickte und so fuhren wir zu Jenny, die nur einen Ort weiter in einem recht kleinem Haus mit einem schönen Garten wohnte. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich eigentlich noch nie wirklich bei ihr zuhause war. Wir hatten sie zwar schon öfter hier hin gefahren, aber wirklich drinnen war ich noch nie. Ehe ich mich versah, stand ich allerdings auch schon drinnen und Jenny führte uns eine Treppe hoch und ging auf eine Tür zu an der ein Bild von ihr, Darling und mir hing. An der Trense der Stute war eine goldene Schleife befestigt und ich strahlte über beide Ohren. Jenny hielt die Stute an der Trense und strahlte ebenfalls über beide Ohren und man konnte ihr ansehen, wie stolz sie war. Dieses Bild kannte ich nur zu gut. Es war vor 8 Jahren, als ich und Darling Olympia für uns entscheiden konnten, entstanden. Meine Mutter hatte das Bild geschossen und ich hatte es Jenny als Erinnerung zum Geburtstag geschenkt.
Jenny öffnete nun die Tür und schloss sie hinter uns wieder. Dann setzte sie sich auf die Couch, die in dem geräumigen Raum stand, und winkte uns zu sich. Ich setzte mich neben sie und Julia auf die andere Seite von mir.
"So. Was ist jetzt passiert, dass du vor Schock so erstarrt bist?", fragte Jenny nun.
"Ich... Ich bin schwanger.", sagte ich leise. Viel lauter konnte ich nicht, da mir ein riesiger Kloß im Hals steckte.
"Ach du scheiße!", war Julias Reaktion drauf. Jenny strafte dies mit einem bösen Blick und sagte dann: "Kinder sind doch schön."
"Ich kann dann aber eine Weile nicht reiten und das kann ich mir eigentlich nicht leisten. Nicht mitten in der Turniersaison."
"Dieses Jahr sind doch sowieso keine extrem bedeutenden Turniere. Da kannst du ruhig mal ausfallen und um Devil kümmer ich mich in der Zeit."
"Ich hab eigentlich keine Zeit für ein Kind, aber andererseits fänd ich es auch irgendwie schön. Ach ich weiß auch nicht. Was mach ich denn jetzt?"
"Rede mit Ben. Er weiß bestimmt eine Lösung und außerdem hat er da ja auch noch ein Mitspracherecht. Es ist immerhin auch sein Kind. Ist es doch, oder nicht?", fragte Julia, wofür sie einen abgrundtief bösen Blick von Jenny kassierte. Wenn Blicke töten könnten, wäre sie in diesem Moment auf der Stelle tot umgefallen.Das reichte eindeutig als Antwort, also nickte ich nur und sagte: "Danke!"
"Schon gut. Wenn du Hilfe brauchst dann sag Bescheid!", sagte Jenny.
"Dann bräuchte ich jetzt mal Hilfe, um wieder nach Hause zu kommen."
"Ich fahr dich. Ich muss sowieso gleich wieder arbeiten.", meinte Jenny.


So brachten wir nun erst einmal Julia nach Hause, wodurch ich dann auch endlich mal lernte, wo sie wohnte, und fuhren dann zurück zum Gestüt. Dort machte ich mich auf die Suche nach Ben und fand ihn im Stall, wo er hektisch hin und her rannte.
"Schatz hast du kurz Zeit?", fragte ich.
"Für dich doch immer Süße, aber wirklich nur kurz. Ich hab viel zu tun.", meinte er.
"Können wir in die SFZ gehen?"
"Können wir das auch hier besprechen? Ich hab wirklich nicht viel Zeit."
Ich schaute mich kurz um und als ich sah, dass niemand in der Nähe war nickte ich.
"Was gibt's denn?", fragte Ben nun.
"Schatz. Ich bin schwanger."
Ben verharrte nun einen Moment als müsste er die Worte erst einmal richtig verstehen. Dann fiel er mir aber um den Hals und sagte: "Du glaubst gar nicht wie glücklich du mich damit machst!"
Diesen Satz sprach er voller Freude aus und ich konnte heraushören, wie glücklich er doch über diese Nachricht war.
Nach einer Weile schob er mich vorsichtig ein Stück von sich weg und fragte besorgt: "Ist alles okay bei dir? Du siehst blass aus."
"Ja.", sagte ich.
"Wirklich? Geht's dir gut?"
"Ja. Noch ist alles in Ordnung."
"Ich hoffe das bleibt auch so."
"Das hoffe ich auch."
"Freust du dich denn gar nicht?"
"Doch. Es ist nur ein bisschen blöd mit den ganzen Turnieren an denen ich nicht starten kann."
"Ach das ist doch egal. Dieses Jahr sind eh keine bedeutenden Turniere und so ein Kind ist doch viel schöner als jeder Turnier Sieg."
"Okay. Wenn du das so siehst."
"Ja. Kinder sind super! Jetzt muss ich aber wirklich los. Janina hat jetzt Training mit Hatuscha."
"Okay. Viel Spaß!"

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