Nach einer Weile stieg Ben dann auf und galoppierte den Hengst an.
"Hammer! Der schwebt ja nur so!", staunte Katrin.
"Araber haben alle so tolle Gänge. Deswegen liebe ich sie so sehr."
"Ist Devil eigentlich auch ein Araber?"
"Er ist der Enkel von Darling. Seine Mutter war ein Pinto Araber und sein Vater ein Hannoveraner. Also er hat eindeutig das Temperament und die Ausdauer eines Arabers und auch der Kopf ist eigentlich ziemlich Araber typisch, aber alles andere ist eher wie bei einem Hannoveraner."
"Aha. Also eine bunte Mischung."
"Ja. Der Pinto kommt nur nicht so ganz durch."
"Aber der Fuchs ist ja echt mega! Der hat schönere Gänge als so manches Dressur Pferd!"
"Und viel schneller laufen kann er auch."
"Tolle Mischung! So ein Pferd bin ich noch nie geritten!"
"Na dann wird's Zeit für's erste Mal."
"Du willst mir doch jetzt nicht erzählen, dass ich den jetzt reiten darf oder?"
"Nein. Auf ihn darf kein anderer drauf, außer mir und Ben, aber wir können jetzt mal Keschen holen und da könnt ihr dann mal sehen, wie es so ist einen Araber zu reiten."
"Wie weit läuft die?"
"Mit mir ist sie platziert bis 160 Kilometer."
"Und der Hengst?"
"Ebenfalls. Nur dass er meistens eher von Ben geritten wird."
"Oh Gott. 160 Kilometer! Und das an einem Tag?"
"Ja. Es geht meist so morgens um vier los und am Nachmittag sind wir dann durch."
"Dann müssen die ja ganz schön schnell sein."
"Ja. 12 Kilometer pro Stunde müssen die Pferde durchschnittlich erreichen. Das ist bei 160 Kilometern Pflicht."
"Dann sind die ja nur am Galoppieren!"
"Ja. Getrabt wird nur, wenn es nicht anders geht, also bei Bergen oder an Straßen."
"Dann müssen die ja eine ernorme Ausdauer haben!"
"Ja. Und ein gutes Team, dass sie in den Pausen versorgt."
"Wie macht ihr das denn dann mit dem Training? Die müssen ja alle bewegt werden."
"Ja. Im normal Fall sind wir zehn Leute und halt noch ein paar Arbeiter, die dann misten und so. Davon sind acht, die den ganzen Tag reiten und die anderen beiden machen die Pferde fertig, sodass die Reiter dann direkt aufsteigen können. Meistens waren die Pferde vorher schon eine Stunde in der Führmaschine und im besten Fall sind sie auch schon im Trab ablongiert, sodass die Reiter dann direkt mit der Galopp Arbeit anfangen können. Da haben wir meistens dann noch ein Handpferd dabei und so sind wir dann mit den Pferden meist so ein bis zwei Stunden unterwegs."
"Und da schafft ihr alle Pferde hier?"
"Nein. Dazu haben wir viel zu viele Pferde. Wir schaffen an einem Tag die Hälfte der Pferde. Die andere Hälfte steht den ganzen Tag auf der Wiese und kommt dazu noch morgens, mittags und abends in die Fürmaschiene. Am nächsten Tag wird dann gewechselt sodass jedes Pferd alle zwei Tage richtig trainiert wird."
"Das ist ja ganz schön durch geplant."
"Ja. Wir haben für jeden Tag einen exakten Zeitplan und wenn dann noch Rennen anfallen ist es noch stressiger."
"Und ich dachte ich hätte mit meinen drei Springpferden am Tag viel zu tun."
"Wir reiten jeden Tag mindestens 5 Pferde und haben immer noch ein Handpferd dabei."
"Wie viele Pferde habt ihr hier?"
"Insgesamt haben wir über 200 Pferde, die aber zum Teil auch noch Fohlen oder Zuchtstuten sind, die nicht geritten werden."
"Und wie viele Pferde sind es, die dann geritten werden?"
"Etwa 160, also jeden Tag ungefähr 80."
"Oh Gott!"
"Jetzt lass uns aber Keschen fertig machen. Die müsste jetzt frisch aus der Führmaschine kommen."
"Okay."
So gingen wir nun zur Führmaschine, wo Jenny gerade die Pferde raus holte, um sie auf die Weide zu bringen. Wir nahmen ihr Keschen direkt ab und putzten sie kurz über, um sie dann zu satteln und zum Reitplatz zu gehen. Dort angekommen fragte ich: "Wer will denn zuerst?"
Die anderen schauten sich zwar an, aber es kam keine Antwort.
"Katrin dann fang du doch einfach an.", bestimmte ich.
"Okay.", meinte diese und kam zu mir auf den Reitplatz, wo sie nun aufsaß. Die Stute hob direkt erwartungsvoll den Kopf und spitzte die Ohren. Dazu spannt sich ihr ganzer Körper an und sie war jeder Zeit bereit los zu schießen.
"Halt dich jetzt gut fest!", warnte ich Katrin.
"Wieso?", fragte diese unsicher.
"Sobald ich sie jetzt los lasse wird sie los schießen und so schnell auch nicht mehr stehen bleiben."
"Das ist ja sehr beruhigend!"
"Sie macht nichts. Sie rennt nur."
"Das ist schon schlimm genug."
"Geh einfach in den leichten Sitz. Dann bleibst du schon oben. Außerdem hat Keschen so weiche Gänge, dass du höchstens vom Fahrtwind runter geweht werden kannst. Im Gegensatz zu deinen Pferden ist die ein absolutes Sofa."
"Aha."
"Gut fest halten und Beine dran lassen!", sagte ich noch und ließ die Stute dann los. Diese schoss wie erwartet erst einmal los und Katrin packte instiktiv erst einmal die Zügel kürzer.
"Lass die Zügel lang! Wenn du sie vorne fest hältst wird sie nur noch schneller. Unsere Pferde wollen weich angepackt werden. Lass die Zügel so lang, dass du nur minimalen Kontakt zum Pferdemaul hast. Anlehnung brauchst du hier gar nicht erst versuchen.", rief ich ihr zu. Sie setzte es direkt um und schon lief die Stute viel lockerer und drehte im Galopp ihre Runden.
"Wie stell ich es an, dass sie langsamer wird?", fragte Katrin nach einer Weile.
"Geb ihr eine ganz weiche halbe Parade und setz dich dann einfach schwer in den Sattel rein. Stell dich nur drauf ein, dass sie abrupt hält!", erklärte ich. Katrin tat dies und die Stute hielt aus dem Galopp sofort an sodass Katrin schon fast vorne rüber fiel. Die letzten Meter bis zum Zaun ritt sie im Schritt und stieg dann ab.
"Und? Was sagst du?", fragte ich.
"Der absolute Hammer! Sie kann extrem schnell werden, aber ist trotzdem total einfach aus zu sitzen. Es sieht nicht nur aus als würde sie schweben, es fühlt sich auch so an."
"Das klingt als wärst du begeistert."
"Und wie! Sollte ich jemals mit dem Springen aufhören dann kauf ich mir einen Araber!"
"Bis dahin kannst du dann ein Fohlen von Keschen bekommen."
"Klasse!"
"So. Wer will denn jetzt?"
So durften alle nach einander eine Runde auf Keschen reiten und nachher waren alle von ihr und ihren wunderbaren Gängen begeistert.
Eine Stunde später waren wir dann durch und brachten Keschen wieder auf die Weide. Nun bekamen sie noch einen Rundgang durch den Stall und lernten auch die anderen Pferde kennen. Dann war es auch schon spät und sie fuhren wieder zum Turnier Platz, während ich nun die Pferde wieder rein holte und dann drinnen Essen machte.
Die nächste Woche verlief dann eigentlich recht entspannt. Devil arbeitete weiterhin super mit und liebte die Freiheitsdressur und Jenny arbeitete jeden Tag mit ihm.
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Sprung Ins Leben
Romance"Sprung ins Leben" ist die Fortsetzung von "Sprung ins Glück" und "Der letzte Sprung" Wieder geht es um Lisa und Ben, die nun vor ganz neue Herausforderungen gestellt werden. Was das für welche sind und ob sie sie bewältigen erfahrt ihr in diesem Bu...