Kapitel 24

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Irgendwann hatte Devil dann doch aufgefressen und wir konnten ihn in die Halle bringen, um rein zu gehen und mit den anderen erst einmal etwas essen und dann mit ihnen zusammen einen Film zu gucken. Drinnen war es wenigstens etwas wärmer, aber ich fror noch immer ziemlich, weshalb ich irgendwie dann auf Bens Schoß landete und mich an ihn kuschelte. Ben hatte seine Arme um mich geschlungen und fragte nach einer Weile, in der ich ruhig vor mich hin zitterte, besorgt: "Süße ist dir so kalt?"
Ich nickte nur. Ich glaube ich brauchte einfach mal wieder ein bisschen Schlaf.
Scott stand nun auf und brachte uns eine Decke, die Ben um mich legte.

Irgendwann musste ich dann wohl eingeschlafen sein, denn das nächste, was ich hörte, war ein, mir vertrautes, Schreien. Emely. Ich schlug die Augen auf und bemerkte erst einmal, dass ich wohl nicht all zu lange geschlafen hatte, denn ich saß noch immer neben den anderen, auf Bens Schoß vor dem Fernseher. Nun stand ich allerdings auf, um nach Emely zu sehen. Ich fütterte sie erst einmal, um sie dann zu wickeln und erstaunlicherweise schlief sie dann sofort wieder ein und ich konnte sie zurück in ihr Bettchen legen. Ich deckte sie sorgfältig wieder zu und ging dann zurück zu den Anderen, um wieder auf Ben Schoß zu klettern. Er nahm mich wieder in den Arm und kurze Zeit später war ich auch schon wieder eingeschlafen.
Gegen Ende des Films wurde ich dann wieder wach und bekam noch das Ende mit, bis wir dann alle zu Bett gingen.
Ich war kaum eingeschlafen, als ich allerdings schon wieder von Emely geweckt wurde. Sie hatte scheinbar schon wieder ausgeschlafen und schrie, was das Zeug hielt. Ben stand auf und hob sie aus ihrem Bett. Ich stand ebenfalls auf und übernahm sie direkt, um sie noch einmal zu wickeln, was aber eigentlich ziemlich unnötig war und Hunger hatte sie auch nicht. Sie schien einfach so aus Langeweile zu schreien.
Ben hatte sich in der Zeit etwas über gezogen und übernahm die Kleine wieder.
"Ich geh mit ihr ein bisschen raus. Leg du dich wieder hin und schlaf.", sagte er zu mir.
"Kannst du dann auch nochmal nach Devil sehen?", fragte ich.
"Ja klar. Schlaf du in Ruhe. Du musst für morgen ausgeschlafen sein."
"Danke!", sagte ich, gab ihm noch einen Kuss, bevor er mit Emely draußen verschwand. Ich legte mich währenddessen zurück ins Bett und schlief wenig später auch schon wieder tief und fest.


Ich ritt gerade auf dir Kombination zu, als plötzlich ein Schuss ertönte. Die gescheckte Stute unter mir erschrak sich und raste auf den Oxer zu. Sie sprang viel zu früh ab und ihre Beine verfingen sich in den Stangen. Ein grausames Knacken ertönte und icch hörte nur noch ein herzzerreißendes Wiehern, bevor alles schwarz wurde.

Klitschnass geschwitzt und völlig fertig schreckte ich mitten in der Nacht hoch. Da war er wieder gewesen. Der Albtraum, der mich, seit dem Unfall, immer wieder an den schlimmsten Tag meines Lebens erinnerte. Ich hatte ihn schon lang nicht mehr gehabt, aber er war noch immer so schrecklich realistisch, wie früher und das Wiehern am Ende war einfach nur grausam. Es war das Wiehern, dass ich in der Realität gehört hatte, nachdem Darlings Knochen 'mit einem schrecklichen Knacken brach und ihre Sehne riss. Ich konnte dieses Wiehern einfach nicht aus meinem Gedächtnis löschen. Es war grausam und ich hasste es, es immer wieder in meinen Albträumen zu hören. Dieses Wiehern war ein Wiehern aus Panik und vor Schmerzen und es ging mir immer wieder durch Mark und Bein. Leider waren diese Albträume Realität. Vor ein paar Jahren war genau dieser Ablauf geschehen von dem ich geträumt hatte und es hatte mein Leben total geändert. Seitdem wusste ich noch mehr, was für einen tollen Mann ich dich hatte. Ben war Tag und Nacht für mich da gewesen und war mir nicht von der Seite gewichen. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass uns diese schwere Zeit noch mehr zusammengeschweißt hatte.
Dieser Traum war allerdings alles andere als schön und ich hasste ihn einfach nur. Was damals passiert war, war meine Schuld gewesen. Ich hatte gemerkt, dass Darling ziemlich aufgekratzt war. Ich hätte gar nicht erst starten dürfen oder hätte zumindest alles in meiner Macht stehende versuchen müssen, um zu verhindern, dass sie sprang. Ich hätte sie zwingen müssen an dem Hindernis vorbei zu laufen. Ich hätte damit den Sturz verhindern können und dann wäre Darling jetzt noch am leben. Dann würde sie jetzt als Rentnerin auf unseren Weiden stehen und den Rest ihres Lebens genießen. Und genau dieser Punkt war der, der das Ganze am Schlimmsten machte. Der Punkt, dass ich schuld war, dass meine geliebte Stute schon so früh von uns gehen musste.
Schlafen konnte ich nun nicht mehr und so zog ich mir etwas warmes über und ging raus, um mich auf die Suche nach Ben zu machen. Ich fand ihn hinter dem Haus, wo er mit Emely auf einer Bank saß. Die Kleine war am Schlafen und er hatte sie in den Autositz gesetzt. Langsam wippte er sie hin und her und schaute sie müde an.
Als er mich sah wurde er mit einem Mal kreidebleich im Gesicht und sprang auf. Er eilte auf mich zu und fragte extrem besorgt: "Ist alles in Ordnung?"
Ich musste wohl ziemlich schlimm aussehen und so fühlte ich mich ehrlich gesagt auch. Ich wollte gerade ansetzen, um Ben zu erzählen, was passiert war, als die ganze Trauer wieder in mir hoch kam. Unter Tränen schüttelte ich den Kopf, denn ich bekam keinen Ton mehr heraus. Ben nahm mich in den Arm und ich brach nun endgültig in Tränen aus.
"Süße, was ist denn los?", fragte Ben nun und ich konnte heraushören, dass er nun noch besorgter um mich war, aber ich brachte keinen Ton mehr heraus.
"Geht es dir nicht gut? Hast du Schmerzen?", riet Ben und in seiner Stimme schwang immer mehr Sorge mir. Ich schüttelte nur den Kopf.
"Was ist denn dann?"
Ich wollte ihm wirklich antworten, aber ich konnte einfach nicht. Kein Ton kam aus meiner Kehle. Ben dachte eine Weile nach und dann schien er einen Geistesblitz zu haben.
"Hattest du wieder den Traum?", fragte er. Er hatte mich schon oft nachts geweckt, weil ich den Traum wieder hatte und mich hin und her wälzte, daher wusste er davon. Ich nickte und konnte regelrecht spüren, wie etwas Sorge von ihm abfiel. Bei dem Gedanken an den Traum kamen in mir allerdings schon wieder die Erinnerungen in mir hoch und ich weinte noch mehr. Ben drückte mich fest an sich und sagte beruhigend: "Alles ist gut. Ich bin bei dir und Darling auch. Sie guckt dir von ihrer Wolke aus zu und Devil passt auch auf dich auf."
Auch wenn das jetzt dumm klang, aber ich glaubte noch immer daran, dass alle Toten von einer Wolke aus auf uns aufpassten. Man erzählte das eigentlich nur Kindern, aber ich fand den Gedanken einfach schön und es half mir irgendwie.
Irgendwann hatte ich mich dann wieder einigermaßen im Griff und löste mich langsam von Ben. Er legte sanft einen Arm um mich und so gingen wir zu der Bank, wo wir uns hinsetzen. Da begann ich auch schon wieder zu frösteln.
"Geh wieder rein und schlaf noch ein bisschen. Das wird dir gut tun.", sagte Ben, aber ich schüttelte entschlossen den Kopf. Wenn ich drinnen weiter schlafen würde, würde sofort der Albtraum wieder kommen und das würde mir garantiert nicht gut tun.

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