Kapitel 13

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Bens Sicht:
Die nächste Woche verlief eigentlich ganz entspannt, aber danach wurde es dafür um so komplizierter. Lisa hatte nun extreme Stimmungsschwankungen und so langsam verzweifelte ich echt mit ihr. Im einen Moment war sie kurz davor alle um sie herum um zu bringen und im nächsten saß sie heulend in der Ecke. Was sollte ich nur mit ihr machen? Und nebenbei hatte ich ja auch noch die ganzen Pferde, die ich am Tag trainieren musste und die ganzen anderen Sachen, die im Stall so anstanden. Dazu kam noch, dass die ganzen Zuchtstuten gedeckt werden mussten und ich für jede den passenden Hengst finden musste. So langsam wurde mir das echt alles zu viel! Wie sollte ich das denn alles schaffen? Der Tag braucht dringend mehr Stunden! Immerhin war es draußen mittlerweile länger hell und so bekam ich wenigstens mit den Pferden alles hintereinander. Das Problem mit Lisa war aber immernoch da. Zum Glück hatte ich Julia und Jenny, die zwischendurch immer wieder nach ihr schauten und sich je nachdem entweder anschreien ließen oder sich geduldig die Ohren voll heulen ließen. Dafür fehlten sie dann aber wieder im Stall und die anderen mussten ein Teil ihrer Pferde übernehmen. Oh Mann! Hoffentlich war das bald vorbei und alles war wieder normal!


So ging es einen Monat lang, bis es Lisa dann wieder besser ging und auch die Stuten alle gedeckt waren und auch aufgenommen hatten. So lief alles recht gut und es waren nun noch zwei Monate bis zu dem errechnetem Termin der Geburt. Lisa sah man die Schwangerschaft nun schon ziemlich deutlich an und sie meckerte, dass sie in keine Reithose mehr rein passte. Ob das ihr größtes Problem war, wagte ich aber zu bezweifeln, denn sie ritt momentan ja sowieso nicht und um die Pferde zu pflegen brauchte sie keine Reithose. Dazu machte sie jeden Morgen mit Devil ihre Freiheitsdressur und trainierte mit ihm und Jenny auf dem Springplatz. Auch das Training von den anderen hatte sie übernommen und war so den ganzen Tag draußen. Stuart hatte in den letzten Wochen auch noch einen Bereiter anwerben können, der nun voll mit arbeitete und so hatte ich mehr Zeit, die ich zum größten Teil mit Lisa verbrachte. Um sie machte ich mir etwas Sorgen. Sie sagte zwar immer, dass alles in Ordnung sei und es ihr gut ginge, aber so ganz sicher war ich mir da nicht. Trotzdem wollte ich nicht, dass es wie beim letzten Mal endete und sie wieder abhaute und so fragte ich sie nicht dauernd sondern kümmerte mich nur darum, dass ich so viel Zeit wie möglich mit ihr zusammen verbrachte. Da ich höchstens noch zwei Pferde am Tag ritt, hatte ich dafür fast den ganzen Tag Zeit und war so ziemlich die ganze Zeit bei ihr.

Als wir am nächsten Morgen gemeinsam raus gingen, blieb Lisa auf halben Weg auf einmal stehen und verharrte in ihrer Bewegung.
"Ist alles in Ordnung?", fragte ich besorgt und blieb neben ihr stehen.
"Ja. Alles gut.", meinte sie.
"Warum bleibst du dann stehen?"
"Schatz es ist alles in Ordnung! Das Kleine hat nur getreten."
"Sicher?"
"Ja!"
Wir gingen nun weiter, aber als wir gerade ein paar Schritte gegangen waren blieb Lisa wieder stehen. Also so langsam machte ich mir echt Sorgen!
"Was ist los?", fragte ich.
"Gib mir mal deine Hand.", sagte sie nur.
"Warum? Was ist los?"
"Ben!"
Ich hielt ihr nun meine Hand hin und sie nahm sie, um sie auf ihren Bauch zu legen. Nun konnte auch ich spüren, wie das Kleine trat.
"Weißt du jetzt, warum ich zwischendrin stehen bleibe?", fragte sie nun. Ich nickte und sagte: "Mach langsam!"
"Schatz, ich kann schon auf mich selber aufpassen."
"Ich weiß. Ich will nur nicht, dass dir was passiert."
"Es passiert schon nichts. Außerdem sind es sowieso nur noch zwei Monate. Die werde ich schon noch überstehen."
"Okay. Was hast du jetzt vor?"
"Zuerst mach ich mit Devil ein bisschen Freiheitsdressur und bring ihn dann auf die Weide. Die Aderen kommen dann in die Führmaschine und dann wird ausgemistet, bis die Pferde dann auf die Weide kommen. Dann wollte ich auch noch die Ausrüstung von den Pferden, die am Wochenende zum Rennen fahren, putzen und heute Nachmittag hab ich Training mit Jenny mit Devil und Janina mit Hatuscha. Nebenbei müssen dann auch die Pferde wieder in die Führmaschine und wenn ich noch Zeit hab longiere ich ein paar."
"Mach langsam! Du musst das nicht alles machen! Wir haben hier genug Pfleger, die das machen können!"
"Ben ich mach das schon. Konzentrier du dich mal auf die Pferde. Ich komm schon klar."
"Sicher?"
"Ja!"
"Okay. Ich schau dann später nochmal bei dir vorbei."

Lisas Sicht:
Ich holte nun Devil, um mit ihm, wie jeden Morgen, ein bisschen Freiheitsdressur zu machen, während Ben sich um die anderen Pferde kümmerte.
Den ganzen Tag arbeitete ich vor mich hin und Ben war zwischendurch immer wieder bei mir. Seit der neue Bereiter da war, hatte er scheinbar echt zu wenig zu tun. Das konnte ich mir hier allerdings nicht vorstellen, denn auf so einem großem Gestüt war immer mehr als genug zu tun. Ich vermutete eher, dass er sich schon wieder Sorgen um mich machte und deshalb die ganze Zeit bei mir blieb. Ich sprach ihn allerdings nicht darauf an, denn wie ich aus Erfahrung wusste, brachte das sowieso nichts.

So vergingen auch die nächsten Wochen und Ben hing nun fast nur noch an mir dran. Und ritt die Pferde, für die er zuständig war, meist schon früh am Morgen oder erst spät am Abend.
Für mich hieß es nun Endspurt. Es war nur noch ein Monat bis zum Stichtermin und so langsam wurde es beschwerlich. So arbeitete ich morgens nur noch ein bisschen mit Devil und saß sonst die meiste Zeit im Büro. Dort hatte ich auch mehr als genug zu tun, denn seit meine Mutter nicht mehr im Büro gewesen war, hatten wir wenig Zeit für irgendwelchen Papierkram und so hatte sich ein riesiger Haufen von allen möglichen Katalogen und Lieferscheinen auf dem Schreibtisch angesammelt, den ich nun durchkämmte. Dazu erstellte ich die Pläne für die nächsten Wochen und plante schon mal einiges für die Zeit in der ich ausfiel.

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