Kapitel 28

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Nachdem ich dann den Parcours abgegangen war, war ich noch besser gelaunt. Das war genau unser Ding. Viele enge Wendungen, die Devil einfach nur liebte und allgemein ein Parcours, den man sehr gut auf Risiko reiten konnte. Das war einfach genau unser Ding und so stand schon von Anfang an fest, wie ich reiten würde. Als Devil beim Abreiten dann schon super mitarbeitete, war mein Tag endgültig gerettet und ich startete extrem gut gelaunt in den Parcours. Dort ließ ich Devil zum größten Teil einfach laufen und er machte das klasse. Wir lieferten eine sehr harmonische Runde ab in der wir keinen einzigen Strafpunkt kassierten. Ich lobte meinen Hengst ausgiebig und dieser reckte stolz den Kopf in die Höhe. So ritt ich zurück zu Ben, der ebenfalls über beide Ohren strahlte.
"Das war einfach nur perfekt!", lobte er und ich hörte in seiner Stimme wie stolz er war.
"Darling hat Recht. Wir müssen mehr als Team zusammen arbeiten und nicht gegeneinander kämpfen. Ich hätte ihn gestern schon einfach machen lassen sollen. Er kann das und weiß, wie er am besten über die Hindernisse kommt. Ich muss im Prinzip nur drauf sitzen und ihn lenken.", sagte ich glücklich und stieg nun ab, um Ben um den Hals zu fallen.
Da die anderen vor mir auch schon relativ gut geritten waren, konnten wir den ersten Platz verteidigen und waren somit mit Belgien und England im Stechen. Also waren auch Scott und Constant weiter und wir würden gegen sie und ihre Teams antreten.

Am Nachmittag machten wir dann bei strahlendem Sonnschein doch noch die Tour durch London. Scott war der perfekte Begleiter dafür und konnte einfach zu jedem Stein etwas sagen. Er hätte glatt auch als Führer für Touristen arbeiten können.
Am Ende war ich jedenfalls einfach nur begeistert von dieser wundervollen Stadt und vor allen Dingen die tollen Glocken vom Big Ben hatten mich in ihren Bann gezogen. Ich hatte zwar schon einige Aufnahmen davon gehört, aber wenn man dann selbst davor stand und sie aus nächster Nähe hörte, war das doch schon was anderes und um einiges schöner. Auch die Tower Bridge sahen wir aus nächster Nähe und sie war noch viel größer und atemberaubender, als ich sie von den Bildern kannte. London war einfach nur der absolute Hammer und ich war mir ganz sicher, dass wir Scott noch einige Male besuchen würden. Es war einfach toll dort!

Als wir dann am Abend wieder an der Anlage ankamen waren wir allerdings alle erledigt, da wir den größten Teil der Strecke zu Fuß zurückgelegt hatten. Trotzdem war es schön und ich schlief am Abend mit einem Lächeln im Gesicht ein. Vorher hatte ich mich noch um Emely gekümmert, die Jenny über Nacht wieder übernehnen wollte. Ihr schien es Spaß zu machen die ganze Nacht mit der Kleinen draußen zu sitzen und sie die Ohren vollheulen zu lassen.

Am nächsten Morgen kümmerte ich mich wieder erst einmal um Emely, um dann den Hengst fertig zu machen. Es war ein schöner Sommertag und schon so früh am Morgen war es ziemlich warm. Daher konnte ich mir die Abschwitzdecke auf dem Hinweg sparen und ließ sie direkt im Stall. Wenn es so warm war würde Devil dadurch nur noch mehr schwitzen und frieren würde er bei so tollem Wetter garantiert nicht.

Der Parcours war an diesem Tag recht kniffelig gebaut und beinhaltete viele enge Wendungen und schwierige Distanzen. Ich vertraute da allerdings ganz auf meinen Hengst und machte mir nur eine ganz grobe Vorstellung davon, wie ich reiten könnte. Da dies ein Stechen war, würde ich die meisten Dinge sowieso spontan entscheiden. Fest stand nur die Reihenfolge der Hindernisse und die wusste ich nun komplett auswendig.
Beim Abreiten fühlte sich der Hengst unter mir richtig gut und entspannt an. Er schritt locker, aber dennoch in einem frischem Tempo voran und lief schön vorwärts abwärts. Auch die Sprünge nahm er mühelos und so ritt ich relativ entspannt zum Einlass.
Im Parcours ließ ich den Hengst wieder einfach machen und er lief eine perfekte Nullrunde. Ich fiel ihm vor Erleichterung einfach nur noch um den Hals. Jetzt hatten wir es geschafft. Wir hatten die Weltmeisterschaft geritten und hatten das Stechen fehlerfrei und mit einer super Zeit hinter uns gelassen. Nun hieß es nur noch auf die Ergebnisse warten.
Auf diese warteten wir gemeinsam als Team und drückten die Daumen. Als wir die Ergebnisse dann auf der Tafel sahen, sprangen wir alle gleichzeitig glücklich in die Luft und begannen zu jubeln. Wir hatten für Deutschland die Weltmeisterschaft gewonnen! Dicht gefolgt von Belgien und England. Der absolute Hammer! Und als ich dann noch die Ergebisse in der Einzelwertung sahen, jubelten wir gleich wieder los. Ich war Siegerin in der Einzelwertung! Ich hatte die Weltmeisterschaft mit der Mannschaft und dann auch noch in der Einzelwertung gewonnen! Ich konnte es gar nicht glauben!
"Das hast du sowasvon verdient! Außer dir hat es keiner hier geschafft drei Nullrunden zu reiten!", lobte Daniel.
"Danke!", sagte ich glücklich.
Als ich und Devil dann auch noch die Ehrenrunde vor tausenden von Zuschauern anführen durfte kamen mir vor lauter Freude die Tränen. Ich war einfach nur überwältigt und total stolz auf meinen Hengst. Diesem fiel ich einfach nur noch um den Hals.


Als ich bei Ben angekommen wieder abstieg, erkannte ich plötzlich ein bekanntes Gesicht.
"Johannes!", bemerkte ich.
"Hey Schwesterherz! Herzlichen Glückwunsch! Du bist echt hammermäßig geritten!", sagte mein Bruder stolz. Ich ging nun auf ihn zu und fiel ihm einfach nur um den Hals. Wir hatten zwar nicht das beste Verhältnis zueinander, aber es war schon schön meinen Bruder endlich mal wieder zu sehen.
"Übrings auch nochmal herzlichen Glückwunsch! Meine kleine Nichte hab ich gerade schon kennengelernt."
"Wo ist die eigentlich?", fiel mir nun ein.
"Sie ist eingeschlafen und Jenny ist mit ihr schon zurück gegangen.", berichtete Ben.
"Achso. Okay."
"Ja. Alles gut."
"Was verschlägt dich eigentlich hier her?", fragte ich nun wieder an meinen Bruder gerichtet.
"Mein Chef ist hier geritten und ich bin als Pfleger mitgefahren."
"Achso. Wie lief es denn so?"
"Erbärmlich. Sie sind schon nach der Aufgabe raus geflogen, weil er sich verritten hat und so einige grobe Fehler drinnen hatte."
"Na klasse."
"Ja. Dementsprechend wird in den nächsten Wochen hartes Training angesagt sein und ich werde es wahrscheinlich nicht schaffen nochmal vorbei zu kommen."
"Schade."
"Ja. Geht aber leider nicht anders. Wo sind Mama und Papa eigentlich?"
"In Neuseeland."
"Was? Was machen die denn da?"
"Die sind vor fast einem Jahr einfach mal so ganz spontan nach Neuseeland gezogen und haben uns mal eben das gesamte Gestüt vererbt."
"Wow! Wie schafft ihr das dann mit Emely?"
"Mit vielen guten Pflegern und Bereitern. Jenny und Julia kümmern sich die meiste Zeit um Emely sodass wir reiten können."
"Und das schafft ihr so?"
"Ja. Irgendwie muss es ja gehen und Emely wird ja auch älter und kann irgendwann dann in den Kindergarten gehen."
"JOHANNES!!!! WO BIST DU SCHON WIEDER????", hörten wir plötzlich eine wütende Stimme rufen.
"Sorry. Ich muss los. Wir sehen uns!", sagte mein Bruder noch und verschwand dann schnell wieder.

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