Kapitel 9

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Das funktionierte auch alles ganz gut und sie hatten sich schnell in das Team eingefunden. So konnte ich nach für nach die Pferde, die ich ritt, abgeben und ritt so schon bald nur noch Devil und den auch nur ruhig und unter Bens Aufsicht. Trainiert wurde der Hengst daher nun von Jenny, die wiederum von mir die Anweisungen bekam. Das funktionierte ganz gut und so hörte ich dann eine Weile später ganz auf zu reiten und übernahm dafür den ganzen Unterricht und die Büro Arbeiten. Da Devil nun aus Zeitmangel nur eine Stunde am Tag richtig bewegt wurde, wurde ihm nun aber langweilig und an der Longe hatten wir bereits alle Übungen durch und er langweilte sich mittlerweile auch hierbei. Dazu arbeitete er auch beim Springtraining mit Jenny nur noch halbherzig mit und ich verzweifelte langsam mit ihm.
Als ich mal wieder bei meinem Hengst an der Weide stand und darüber nach dachte, was ich noch mit ihm machen konnte, kam Julia zu mir und fragte: "Was machst du hier?"
"Darüber nachdenken, was ich mit ihm tun kann, damit er sich nicht mehr langweilt."
"Versuch es doch mal mit Bodenarbeit."
"An der Longe hab ich schon alles durch."
"Dann versuch es doch mal mit ein paar Kunststücken."
Ich schaute sie wohl ziemlich entgeistert an, denn sie sagte nur kurz: "Einen Moment. Ich bin sofort wieder da.", und war auch schon verschwunden, um wenig später mit einem dicken Buch wieder zu kommen, dass sie mir in die Hand drückte.
"Was ist das?", fragte ich.
"Ein Buch.", meinte Julia.
"Haha. So weit war ich auch schon."
"Ja. Dumme Frage, dumme Antwort."
"Und was soll ich jetzt damit?"
"Lesen."
"Das hab ich mir schon gedacht, aber wie soll mir das mit Devil helfen."
"Das ist ein Buch über Bodenarbeit bis hin zu Freiarbeit. Les es dir einfach mal durch. Vielleicht kannst du irgendetwas davon mit Devil ausprobieren. So intelligent, wie der ist, lernt der so etwas bestimmt schnell."
"Okay. Wenn du das sagst."
Ich war noch immer etwas skeptisch, aber da Julia nun wieder im Stall verschwand, setzte ich mich zu Devil auf die Weide und begann zu lesen.
Schon nach den ersten Seiten hatte das Buch mich in seinen Bann gezogen und ich las eine Seite nach der anderen, bis ich irgendwann merkte, wie jemand einen Arm um mich legte und erschrocken herum fuhr. Neben mir saß Ben, der über meine Reaktion ebenfalls erschrocken war.
"Ich hab dich gar nicht kommen hören.", sagte ich.
"Du warst so in dein Buch vertieft. Ich wollte dich auch gar nicht so erschrecken, aber es wird langsam dunkel und ich dachte du willst vielleicht mit mir rein kommen. Da ist es wärmer und gemütlicher als hier draußen.", sagte Ben. Ich nickte und stand nun langsam auf. Dann nahm ich Devil am Halfter, um ihn noch kurz in seine Box zu bringen und dann mit Ben rein zu gehen. Dort aßen wir kurz etwas und unterhielten uns eine Weile, bis Ben dann raus musste, da schon wieder eine der Stuten am Fohlen war. Ich setzte mich nun wieder mit dem Buch in der Hand auf die Couch und las weiter.

Irgendwann mussten mir dann wohl die Augen zu gefallen sein, denn als ich am nächsten Morgen aufwachte saß ich noch immer auf der Couch. Allerdings war ich zugedeckt und das Buch lag vor mir auf dem Tisch. Als ich nun hoch ging, um mich fertig zu machen kam Ben mir schon entgegen. Er gab mir einen Kuss und sagte noch ziemlich verschlafen: "Morgen Süße!"
Ich erwiderte und sagte: "Morgen. Du siehst müde aus. Warst du noch lange draußen?"
"Ja. Mit Sarima ging eigentlich alles ganz gut und ich war schnell fertig, aber als ich dann gerade wieder drinnen war, hat Shalima auch noch angefangen zu fohlen und das war ziemlich problematisch. Ich war bis eben noch im Stall."
"Wie geht's ihr?"
"Ganz gut. Sie ist nur total fertig."
"Und du? Willst du dich nicht wenigstens für ein paar Stunden hinlegen?"
"Nein. Das geht schon."
"Sicher?"
"Ja. Ich muss jetzt auch los.", sagte Ben und bevor ich noch irgendwas sagen konnte war er auch schon verschwunden.
Ich machte mich in Ruhe fertig und ging dann auch raus, um Devil fertig zu machen und mit ihm und Jenny auf dem Springplatz zu trainieren.

Nach dem Training versorgte ich ihn und brachte ihn dann auf die Weide. Mir holte ich noch von drinnen das Buch und setzte mich dann wieder zu ihm, um weiter zu lesen.
Am Ende des Tages hatte ich das Buch dann auch durch und musste sagen, dass es echt interessant war, was man Pferden so alles beibringen konnte. Ich brachte Devil wieder in den Stall und beschloss mit ihm am nächsten Morgen ein paar Übungen aus zu probieren.
Als dann alle Pferde versorgt waren machte ich mich auf die Suche nach Ben. Ich fand ihn in der Sattelkammer, wo er gerade dabei war irgendwelche Sättel auf zu hängen und alles auf zu räumen.
"Schatz tust du mir einen Gefallen?", fragte ich.
"Dir doch immer, Süße.", sagte er, gab mir einen kurzen Kuss und räumte weiter.
"Gut. Dann lass hier jetzt einfach mal alles stehen und liegen und komm mit mir rein."
"Einen Moment. Ich räum hier nur noch gerade fertig auf."
"Nein. Du kommst jetzt mit rein und ruhst dich mal aus. Du arbeitest in letzter Zeit viel zu viel. Zwischendurch brauchst du auch mal eine Pause!"
"Na gut. Wenn meine Prinzessin das so wünscht.", sagte er nun, legte einen Arm um mich und ging mir mir rein. Dort setzten wir uns auf die Couch und schauten einen Film, aber Ben kam nicht so wirklich runter und schien in Gedanken noch immer an der Arbeit zu sein. Nach einer Weile legte ich einen Arm um ihn und sagte: "Entspann dich mal!"
"Das ist nicht so einfach, wenn du seit zwei Monaten fast den ganzen Tag arbeitest.", meinte Ben. Ich kletterte nun auf seinen Schoß und lehnte mich an ihn.
"Entspann dich. Du bist jetzt nicht am Arbeiten und ich glaube du brauchst morgen dringend mal einen freien Tag."
"Das geht nicht. Es gibt viel zu viel zu tun."
"Schatz, morgen ist Sonntag. Da haben die Pferde eh alle frei und du hast dann auch mal Pause!"
"Muss das sein?"
"Ja!"
"Na gut. Wenn es dir so wichtig ist."
"Klasse! Und jetzt entspannst du dich einfach mal und blendest die Arbeit aus."
Er nickte und ich merkte, wie er sich nun entspannte und wenig später waren wir beide eingeschlafen.

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