Kapitel 26

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Als mein Hengst dann warm war verließ ich den Abreite Platz und Ben kam mir entgegen. Er hatte sich die Ritte von den anderen angesehen, um mir vielleicht noch ein paar Tipps geben zu können.
"Wie lief es für die Anderen?", fragte ich.
"Naja. Wenn Eva oder Katrin sich jetzt noch einen Fehler einhandeln, musst du fehlerfrei bleiben, damit wir weiter kommen."
"Verdammt!"
"Du schaffst das schon. Devil hat dich noch nie im Stich gelassen."
"Wir sind ja auch noch nie unter solchen Bedingungen einen so schwierigen Parcours gesprungen!"
"Schatz, das hier ist die Weltmeisterschaft. Was erwartest du? Das die dir hier einen S Parcours dahin stellen?"
"Nein. Mir war schon klar, dass das hier nicht einfach wird, aber er ist heute echt spannig und ich muss ihn wirklich eng halten. Das kann er nicht leiden."
"Er lässt dich nicht im Stich. Zusammen könnt ihr beiden das schaffen!"
Gemeinsam gingen wir nun zum Einlass, wo Katrin gerade einritt, während Eva strahlend aus dem Parcours kam.
"Wie ist es gelaufen?", fragte ich sie.
"Echt gut. Bei den Kombinationen war es teilweise ganz schön knapp, aber wir sind fehlerfrei durch gekommen.", berichtete sie.
"Wie viele Fehler darf ich mir erlauben?"
"Wenn Katrin fehlerfrei bleibt einen."
"Das könnte knapp werden."
"Mach mir keine Angst! Du bist die Beste von uns! Wenn du anfängst Fehler zu machen, können wir gleich aufhören!", sagte Eva noch und ritt dann weiter.
"Hast du noch irgendwelche Tipps?", fragte ich an Ben gerichtet.
"Halbe Paraden. Die ganze Zeit halbe Paraden und komm bloß nicht auf die Idee ihn fest zu halten! Pass bei der dreier Kombination gut auf und halt ihn schön eng. Halt ihn möglichst die ganze Zeit zurück und lass ihn nur laufen, wenn es sein muss. Handel dir lieber einen Zeitstrafpunkt ein als dass du eine Stange schmeißt."
"Okay. Sonst noch was?"
"Nein. Du schaffst das schon. Wenn gar nichts geht dann geb ihm die Zügel frei und lass ihn einfach machen. Zusammen schafft ihr das schon."
Nun richtete ich meine Aufmerksamkeit auf Katrin, die gerade auf den Wassergraben zu ritt. Mit einem Platsch landete sie mitten im Wasser, aber Firth of Lorne landete richtig und lief einfach weiter als wäre nichts gewesen. Trotzdem hieß das für mich, dass ich mir keinen einzigen Fehler erlauben durfte und ich stand ganz schön unter Druck.

Nun übersprang Katrin noch das letzte Hindernis und so hieß es für mich einreiten.
"Ihr schafft das!", munterte Ben mich noch einmal auf und dann ritt ich auch schon ein.
"Halt ihn bei der Dreifachen eng und reit bei der Distanz am Ende auf Risiko!", rief Katrin mir zu, als ich an ihr vorbei ritt. Ich nickte und da nun auch schon die Glocke ertönte galoppierte ich den Hengst an, um auf den ersten Oxer zu zu reiten. Devil meisterte ihn mit Bravour und wie Ben es mir geraten hatte, bemühte ich mich ihn so gut es ging zurück zu halten. Bei seinem Eifer war das allerdings nicht so einfach und ich musste schon vor der ersten zweier Kombination etwas stärker durch greifen. Das änderte sich auch bei den nächsten Hindernissen nicht und es war eher ein Kampf als ein harmonischer Ritt. Da kam auch schon die dreifache Kombination. Immer wieder gab ich dem Hengst unter mir halbe Paraden, doch er weigerte sich strikt gegen den Zügel. Da half auch ein härteres Durchgreifen nicht und so riskierte ich einfach mal was und trieb ihn stattdessen energisch vorwärts und ritt statt sieben nur sechs Galoppsprünge in einem scharfen Tempo auf die Kombination zu. Absolut hirnrissig, aber eine andere Chance hatte ich nicht da heil durch zu kommen. Der Hengst sprang ab und wie durch ein Wunder schafften wir es fehlerfrei über die drei Hindernisse. Dann folgte auch schon die Schluss Linie und wie Katrin es mir empfohlen hatte, ritt ich auf Risiko und trieb den Hengst energisch vorwärts. Das war auch nötig, denn so langsam wurde es mit der Zeit ziemlich knapp. Die ersten beiden Hindernisse klappten auch ganz gut, aber an den letzten Oxer kamen wir gewaltig nah dran und ich hörte, wie Devils Vorderhufe die Stange touchierten. Das war es also. Somit waren wir raus und konnten im Prinzip gleich wieder nach Hause fahren. Trotzdem lobte ich den Hengst unter mir und ritt in Richtung Einlass.

"Du hast so ein verdammtes Glück! Das ist ja schon fast unverschämt.", schimpfte Scott lächelnd, als er an mir vorbei ritt. Was meinte er denn jetzt damit? Moment mal. War die Stange etwa doch liegen geblieben? Das konnte doch nicht sein!
Ich drehte mich um und da sah ich es. Die Stange lag noch in der Vorrichtung und auch auf der Tafel wurde eine fehlerfreie Runde angezeigt. Wir hatten es also doch geschafft! Wir waren, so wie es momentan aussah, wirklich weiter!

Mit einem breitem Lächeln ritt ich nun zu Ben, der ebenfalls über das ganze Gesicht strahlte. Ich rutschte langsam von Devils Rücken und drehte mich zu Ben um, der mich sofort glücklich umarmte.
"Mehr Risiko ging aber echt nicht! Als du vor der Dreifachen so zugelegt hast ist mir fast das Herz stehen geblieben!", schimpfte er nach einer Weile.
"Er hat sich nicht mehr zurück nehmen lassen und dann war das die einzige Chance vielleicht doch noch fehlerfrei drüber zu kommen und es hat ja geklappt."
"Wie geht's dir? Du siehst ziemlich fertig aus."
"Ja. Ich hab den ganzen Ritt nur mit ihm gekämpft. Schrecklich!"
"So schlimm sah es gar nicht aus."
"Die ersten paar Hindernisse gingen noch, aber dann hat er sich total fest gemacht und sich nur noch gegen den Zügel gewehrt. Ich bin echt fertig."
"Du siehst auch ganz schön blass aus. Ist sonst alles in Ordnung?"
"Ja. Sonst ist alles gut."
"Okay. Dann lass uns den Hengst versorgen. Jenny ist mit Emely ein bisschen weiter weg gegangen. Die war schon wieder nur noch am Schreien."
Ich nickte und so legten wir dem Hengst erst einmal nur eine Decke über. Da kamen auch schon die anderen zu uns und sagten begeistert: "Das war der absolute Hammer! Du hast uns zwar zwischendurch echt geschockt, aber du bist hammermäßig geritten!", lobte Eva. Ich lächelte nur schwach und machte mich daran Devil die Stollen raus zu drehen.

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