Ben respektierte meine Entscheidung und hob mich vorsichtig auf seinen Schoß, um mich wärmen zu können. Mit dem Fuß wippte er dazu immer wieder Emely, die noch immer schlief, hin und her. Ich verlor mich in dem gleichmäßigem Rhythmus und schlief irgendwann einfach an Ben gekuschelt ein. Seine Nähe tat mir einfach gut und es beruhigte mich irgendwie bei ihm zu sein.
Schon früh am Morgen wurde Emely allerdings schon wieder wach und da Ben ebenfalls eingeschlafen war und aufgehört hatte zu wippen, schrie sie sofort wieder drauf los. Davon wurden wir beide wach und Ben begann wieder damit sie hin und her zu wippen. Das brachte allerdings nicht viel und Emely schrie lauthals weiter.
"Guten Morgen, Schatz.", sagte ich und gab Ben einen Kuss.
"Morgen.", sagte er und erwiderte diesen. Ich stand nun auf und hob Emely hoch, um mit ihr auf dem Arm ein bisschen über den Hof zu gehen. Dadurch erreichte ich allerdings nicht viel außer, dass auch die letzten Hasen und Rehe erschrocken in dem Wald verschwanden. Mittlerweile war es nun auch schon sechs Uhr und da ich der Meinung war, dass die anderen jetzt auch ruhig aufstehen konnten, ging ich mit ihr rein, um sie zu wickeln und zu füttern. Danach wurde sie auch etwas leiser, aber schrie auch weiterhin das Haus zusammen.
Wir trafen die anderen dann, wie abgemacht, um sieben Uhr beim Frühstück und Katrin fragte: "Wie habt ihr es geschafft sie die ganze Zeit so ruhig zu halten?"
"Wir waren bis eben gerade noch die ganze Nacht mit ihr draußen, damit ihr wenigstens schlafen könnt.", erklärte ich.
"Und was ist mit euch? Lisa, du musst diese Woche reiten! Da wäre so ein bisschen Schlaf nicht schlecht."
"Ich hab dies Nacht doch immerhin fünf Stunden lang geschlafen. Das reicht."
"Du willst mir doch jetzt nicht ernsthaft erklären, dass dir fünf Stunden Schlaf reichen!"
"Doch. So viel hab ich in der letzten Woche insgesamt nicht geschlafen."
"Meine Güte! Ihr braucht dringend einen Babysitter!"
"Und wer soll das bitte freiwillig machen?"
"Ich.", sagte Jenny und alle Blicke richteten sich auf sie.
"Ich und Julia könnten uns abwechseln und uns nachts um sie kümmern.", erklärte sie.
"Wirklich?", fragte ich erstaunt.
"Ja klar. Wir sind ja nicht umsonst Emelys Patentanten. Da können wir auch ein bisschen mithelfen."
"Na dann hätten wir das Problem schonmal gelöst.", sagte Karin zufrieden und fragte dann: "Was machen wir denn heute so den ganzen Tag?"
Sie guckte dabei bewusst Scott an, denn seit gestern wussten wir alle, dass er ein absoluter Planungs Freak war und sowieso schon die ganze Woche bis auf das kleinste Detail geplant hatte.
"Wir haben jetzt eine Stunde Zeit, bis wir dann los reiten müssen. Um zwanzig nach acht kommen wir dann am Turnierplatz an und haben dadurch dann 40 Minuten Zeit, um den Parcours ab zu gehen und ab zu reiten, bis Daniel dann einreiten muss. Ihr reitet dann eure Reihenfolge durch. Constant ist vor Daniel dran und ich nach euch. Danach haben wir dann etwa eine Stunde Zeit, bis auch die anderen Reiter durch sind und wir die Ergebnisse hören. Wir können dann also um halb elf wieder zurück reiten. Da kümmern wir uns dann etwa eine halbe Stunde lang in Ruhe um die Pferde und versorgen sie ordentlich. Wir sind also etwa bis halb eins beschäftigt. Danach können wir dann etwas essen und uns einen schönen Nachmittag machen.", erklärte Scott.
"Und was hast du dir für den Nachmittag so vorgestellt?", fragte Katrin weiter.
"Wir könnten entweder nochmal zum Turnierplatz fahren und uns die Dressurprüfungen angucken oder wir machen eine Tour durch London. Ich wohne ja jetzt schon eine Weile hier und könnte euch ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen.", schlug Scott vor.
Wir entschlossen uns dafür die Planung des Nachmittags spontan zu machen und gingen erst einmal raus, um die Pferde fertig zu machen. Ich ließ das allerdings Jenny und Ben übernehmen und machte stattdessen mich und Emely fertig.
Als ich dann mit ihr raus ging waren die anderen gerade dabei auf zu steigen und auch Devil war fertig. Jenny hatte ihm eine Abschwitzdecke über gelegt und wartete scheinbar nur noch auf mich. Ich übergab Emely an sie und ließ mir von Ben auf den Rücken des Hengstes helfen.
Wenig später saßen dann alle oben und wir ritten am langem Zügel im Schritt die Auffahrt der Anlage entlang. Der Kies knirschte unter den Pferdehufen und wir unterhielten uns über dies und das. Wir kamen gerade an der Straße an, als ich merkte, wie Devil unter mir weg rutschte und ganz schön Mühe hatte die Balance zu halten. Ich ließ sofort die Zügel fallen, damit er noch mehr Freiheit hatte sich aus zu balancieren und irgendwie schaffte er es dann nach einer Weile auf allen vier Beinen stehen zu bleiben.
"Was machst du denn da?", fragte Katrin verwundert. Wenn ich das jetzt wüsste. Da fiel es mir allerdings ein. Jenny hatte ihm wahrscheinlich bereits die Stollen rein gedreht und Devil war noch nie mit Stollen über den Asphalt gelaufen. Da diese nicht in den Teer einsanken, hatten die Pferde nicht den besten Halt und es schien für ihn ziemlich merkwürdig zu sein.
"Er läuft gerade das erste Mal mit Stollen über den Teer.", erklärte ich.
"Hatte er gestern keine Stollen drin?", fragte Katrin entgeistert.
"Doch, aber da hat Jenny sie ihm erst am Turnierplatz rein gedreht."
"Achso. Na dann mach mal schön langsam."
Das tat ich, aber Devil rutschte mehr über den Teer als das lief.
"Am Ende der Woche kann die Straße hier neu gemacht werden.", lachte Katrin.
"Das glaub ich auch.", stimmte ihr ihr zu, denn die Stollen sanken unter dem Gewicht der Pferde schon ein Stück ein und das hinterließ ziemlich tiefe Schrammen im Teer.
Irgendwie schafften wir es dann doch bis zum Turnierplatz, wo ich Devil an Jenny übergab, um mit den anderen den Parcours ab zu gehen.
Der Parcours war zwar meiner Meinung nach relativ niedrig gebaut, aber dafür mit vielen komplizierten Distanzen und engen Wendungen. Vor allen Dingen die Kombinationen bereiteten mir ganz schöne Sorgen. Wenn ich Devil hier nicht ordentlich versammelt bekam, würden an diesem Tag einige Stangen fallen. Zum Glück war ich als Letzte dran und hatte so relativ viel Zeit ihn ordentlich aus zu powern und hoffte einfach nur ihn irgendwie unter Kontrolle halten zu können, um einigermaßen ordentlich durch den Parcours zu kommen.
Ich prägte mir die Distanzen genau ein und ging dann zurück zu Ben, der mit Emely auf dem Arm Jenny dabei zusah, wie sie Devil über den Abreite Platz führte.
"Und? Wie sieht's aus?", fragte er neugierig.
"Für uns ziemlich schwierig, aber eigentlich machbar.", berichtete ich.
"Wo liegt das Problem?"
"Viele enge Distanzen und ein Pferd, das sich nicht gerne zurück nehmen lässt."
"Dann lass die Galoppsprünge einfach ein bisschen größer und reit einen weniger."
"Dann komm ich zum einen zu groß und zum anderen sind wir dann zu schnell und kommen nicht mehr über die Hindernisse."
"Dann weiß ich auch nicht. Was sagen denn die Anderen?"
"Einfach auf Risiko reiten und ihn versuchen so gut es geht zu versammeln."
"Bist du sicher, dass das gut geht?"
"Ich hoffe es."
"Wie ist er denn so drauf?"
"Ziemlich spannig. Ich mach mich ans Abreiten. Vielleicht bekomme ich ihn in der Zeit irgendwie runter gedreht."
"Ja. Du machst das schon!", versuchte mich Ben auf zu munter, während ich nun zu Jenny ging und mir von ihr auf Devils Rücken helfen ließ, um ihn etwas zu lockern. Das sah so aus, dass ich in nach einigen Runden Trab angaloppierte und er erstmal wild drauf los buckelte. Solang er das nicht im Parcours machte, war mir das allerdings relativ egal und ich ließ ihn einfach machen, bis er sich wieder abgeregt hatte und ich ein paar Sprünge zum Aufwärmen nahm.
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Sprung Ins Leben
Romance"Sprung ins Leben" ist die Fortsetzung von "Sprung ins Glück" und "Der letzte Sprung" Wieder geht es um Lisa und Ben, die nun vor ganz neue Herausforderungen gestellt werden. Was das für welche sind und ob sie sie bewältigen erfahrt ihr in diesem Bu...