Kapitel 10

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte saß ich noch immer an Ben gekuschelt auf seinem Schoß und er schlief noch immer tief und fest. Ich beschloss ihn einfach schlafen zu lassen und wand sich vorsichtig aus seiner Umarmung und ging dann hoch, um mich fertig zu machen und dann in den Stall zu gehen. Dort ging ich wie immer zuerst zu Devil und begrüßte ihn ausgiebig, um dann einmal durch die ganze Stallgasse zu gehen uns nach jedem Pferd einmal zu schauen. Nachdem ich mich dann überzeugt hatte, dass es allen Pferden gut ging und alle ihr Futter bekommem hatten, kam dann auch der Rest von seiner Frühstücks Pause wieder und wir brachten die Pferde raus, um so dann die Boxen aus zu misten und den ganzen Stall etwas sauber zu machen. So verbrachte ich den ganzen Tag im Stall und als ich am Abend wieder rein ging war Ben noch immer am Schlafen. Er musste echt müde sein, wenn er so lange schlief! Naja. Eigentlich kein Wunder. Seit meine Eltern weg waren, hatte er keine Nacht mehr richtig durch geachlafen und war die ganze Zeit am Arbeiten. Da war es gar nicht mal so schlecht, wenn er mal wieder richtig schlief.
So machte ich nun leise Essen und weckte ihn dann. Er schaute mich groß an und fragte: "Wie viel Uhr ist es?"
"19:00 Uhr."
"Mist! Warum weckst du mich nicht vorher! Die Pferde!", sagte er und war sofort hellwach.
"Schatz bleib locker. Die Pferde sind versorgt und alle gesund und munter. Außerdem hatten wir doch abgesprochen, dass du heute frei hast."
"Und bei den Pferden ist wirklich alles okay?"
"Ja. Alles gut. Ich kümmer mich schon drum, dass hier alles läuft."
"Danke Süße!"
"Ist doch selbst verständlich."
"Geht's dir denn auch gut?"
"Klar. Alles in Ordnung. Ich dachte nur du willst vielleicht etwas essen."
"Gern!"

So aßen wir gemeinsam noch etwas, um dann zu Bett zu gehen.


Am nächsten Tag begann ich dann das, was ich in dem Buch gelesen hatte bei Devil an zu wenden und begann erst einmal damit ihn ohne Longe zu logieren. Dazu ging ich mit ihm zum Round Pen, wo ich ihn frei ließ. Ich erwartete eigentlich, dass er sofort los rennen würde, aber der Hengst blieb brav bei mir stehen. Dafür lobte ich ihn und stellte mich dann in die Mitte der runden Umzäunung. Devil trottete mir brav hinterher und blieb neben mir stehen. Wie in dem Buch beschrieben nahm ich mir meine Gerte und deutete dem Hengst damit, dass er auf den Hufschlag gehen sollte. Dieser schaute mich allerdings nur verdutzt an und es brauchte ein paar Versuche, bis er mich verstand und zum Hufschlag ging. Dort blieb er stehen und schaute mich erwartungsvoll an. Das nächste Zeichen verstand er sofort und setzte sich in Bewegung. Bis er allerdings brav auf dem Hufschlag blieb brauchte es wieder ein paar Versuche. Dann klappte das Ganze aber ganz gut und ich konnte ihn in allen Gangarten ruhig ohne Longe longieren. Dabei lief er fast noch entspannter als mit Longe und ließ den Hals schön fallen.

Nach einer Stunde hatte er dann erst einmal genug getan und ich brachte ihn wieder in seine Box, bis dann am Nachmittag Jenny mit ihm trainierte. Hierbei war er seit langem mal wieder richtig bei der Sache und arbeitete gut mit.
"Was hast du mit dem Pferd gemacht? Das ist ja wie ausgewechselt!", bemerkte Jenny nach dem Training.
"Ich hab ihn heute morgen mal ein bisschen mehr gefordert. Ich glaube er hat sich in den letzten Wochen einfach gelangweilt.", erklärte ich.
"Wenn er dann so super läuft wie heute kannst du das jetzt gerne jeden Tag machen!"
"Das werd ich. Bis ich das Buch durch hab kann ich ihn dann wieder selber reiten."
"Was für ein Buch?"
"Julia hat mir ein Buch mit verschiedenen Übungen in der Freiarbeit und Bodenarbeit gegeben und damit hab ich jetzt angefangen."
"Achso. Das Buch hab ich auch schon gelesen. Was hast du denn heute Morgen gemacht?"
"Ich hab ihn erstmal nur ohne Longe longiert und das hat echt gut geklappt! Hätte ich nicht gedacht."
"Dann wird Devil ja bald zum Zirkuspferdchen."
"Nein. Das mach ich nur nebenbei ein bisschen. Er ist immernoch ein Springpferd und das soll er auch bleiben."

Der nächste Monat verlief alles in Allem eigentlich ganz entspannt. Morgens übte ich mit Devil neue Lektionen in der Freiarbeit und nachmittags trainierte ich mit ihm und Jenny auf dem Springplatz oder sie ritt mit ihm aus. In der Freiarbeit zeigte sich der Hengst äußerst talentiert. Er brauchte zwar immer ein paar Anläufe, bis er meine Anweisungen verstand, aber wenn er sie dann verstanden hatte, setzte er sie ohne Probleme um und lernte sehr schnell. Julia hatte schon recht. Er war ziemlich intelligent. Dazu machte es dem Hengst sichtlich Freude, wenn ich mit neuen Lektionen kam und ihn immer mehr forderte. So kam es, dass ich schon nach dem einen Monat nicht nur, wie in dem Buch angegeben, die ersten drei Übungen schafften, sondern das gesamte erste Kapitel, mit insgesamt 10 Übungen, nahezu perfekt beherrschten und Devil schon wieder begann sich zu langweilen.
Sonst passierte nichts besonderes und es war eigentlich alles recht entspannt.
Als ich am Ende des Monats auf den Kalender schaute, fiel mir auf, dass am Wochenende eigentlich ein Turnier für mich und Devil anstand. Da dies aber nicht wirklich bedeutend war, zog ich die Meldung zurück. Darüber wunderten sich scheinbar einige, denn am nächsten Morgen rief mich Katrin an.
"Wo bleibst du? Das Springen startet gleich!", fragte sie.
"Hast du noch nicht gesehen, dass ich heute nicht starte?", fragte ich.
"Wie du startest nicht?"
"Ich starte nicht."
"Wieso? Ist irgendwas mit Devil?"
"Nein. Dem geht's super."
"Warum reitest du dann nicht?"
"Ich reite zur Zeit gar nicht."
"Was? Warum?"
"Das würd ich dir gerne mal in Ruhe erklären. Könntest du mit den anderen morgen vielleicht mal vorbei kommen?"
"Klar. Wieso?"
"Siehst du dann schon."
"Meine Güte! Machs doch nicht so spannend!"
"Wart einfach ab.
"Ich hasse so etwas!"
"Komm einfach morgen vorbei."
"Okay. Mit oder ohne Pferd?"
"Ohne. Du brauchst kein Pferd."
"Gut. Dann bis morgen."
"Ja. Bis dann."

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