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Es ist neun Uhr und zwei Minuten am Abend und ich betrete das Badezimmer.

"Niemand lebt."

Die Dusche seines Badezimmers stoppt.

"Was?"

"In deinem Stock, dem ersten, lebt niemand. Wer bist du? Besetzt du diese Wohnung?"

Man hört wie der Wasserstrahl manövriert wird und dann hört man einen kleinen Schlag.

"Du hast mir hinterherspioniert, Clara?"

"Ich könnte die Polizei rufen. Heißt du... heißt du wirklich Thiago?"

"Für jemanden misstrauisches, der falschen Reuegeständnisse sofort glaubt, beschuldigst du mich zu sehr, ich muss dir nur antworten, damit du mir glaubst."

Ein kurzer Schlag.

"Was?"

"Nichts."

"Nein, nein, nein! Jetzt wiederholst du das für mich, wenn du so dazu in der Lage bist."

"Ich will nicht. Ich bin schon fertig mit duschen."

"Ich werde die Polizei rufen!"

"Ich bin hierher gezogen, verdammt noch mal, ich habe mich nur noch nicht beim Einwohnermeldeamt gemeldet!", schreit er plötzlich und mir fällt ein, dass es komplett wahr sein kann. Es ist nicht lange her, dass ich gehört habe, dass er dort wohnt und der ganze Papierkram beim Einwohnermeldeamt wird wirklich langsam erledigt.

"Ähm... ich ... ich..."

"Du, du, was? Vielleicht bist du es leid, deinem Freund hinterherzuspionieren, dass du das jetzt mit mir machst?"

"Hör jetzt zu! Ich bin nicht unhöflich zu dir!"

"Du hast mein Haus betreten, um an den Briefkasten zu schauen und etwas zu überprüfen, das nicht für dich ist und du kommst auch nicht.
Das nennt sich Verletzung der Privatsphäre und dafür kann ich auch die Polizei rufen. Entschuldigung, aber das ist mehr als unhöflich!"

Ich schließe die Augen. Meine eigentliche Absicht war das nicht gewesen, ich wollte nur wissen, ob ihm zu trauen sei.

"Gute Nacht, Thiago."

"Oh mein Gott, weinst du?"

"Nein!"

"Du weinst!"

"Ich habe nein gesagt, verdammt!"

Ich drehe mich auf dem Absatz um und schlage die Tür zu.

Der Junge aus dem Badezimmerfenster || wird nicht beendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt