29

253 14 2
                                    

Also ja. Ich muss verrückt sein. Ich habe ihm gesagt, dass wir uns morgen nicht zum ersten Mal sehen, aber jetzt will ich diese Art von... Handlungen?... mit ihm haben, ich weiß nicht wie man sie nennt. Ich fühle mich seltsam. Ich weiß nicht, ich meine, ihn physisch kennenzulernen, vielleicht weiß ich ein bisschen was über seine Persönlichkeit und seine Vorlieben. Aber physisch kenne ich ihn nicht. Mit Axel habe ich nicht oft etwas ähnliches gemacht, nur ein paar Mal, als wir uns wirklich liebten und zu sehr voneinander entfernt waren, um uns zu sehen. Also reichten ein Telefon und eine Badewanne, aber bei ihm war es ja so, dass ich ihn schon gesehen hatte. Das habe ich im Gegensatz dazu bei Thiago nicht. Aber ich muss zugeben, dass seine Stimme sexy genug ist, um... oh, Gott... Ich höre ein Lachen und ich glaube, dass meine Muskeln sich anspannen. Scham?

"Sag mir, sind deine Finger lang?"

Oh, beim Apostel Johannes. Warte mal, woher kenne ich den Apostel Johannes? Ach ja. Von meiner Oma. Ich sehe.

"Genug."

"Sie reichen nicht."

Ich runzle die Stirn.

"Sie sind groß. Sehr."

Er lacht.

"Sie reichen trotzdem nicht."

Ich beiße mir auf die Lippe und lache wieder. Ich erinnere mich nicht daran, solch ein Vertrauen mit Axel gehabt zu haben. Nie in acht Jahren, nie. Und ich glaube, dass das schmerzlich ist.

"Ach nicht, Herr mit dem Pimmel so groß wie der schiefe Turm von Pisa?"

Ihn trifft ein Gelächter und ich beginne ebenfalls zu lachen.

"Guter Name. Weniger wegen dem Pimmel, ich bin nicht mehr fünf Jahre alt, Clara."

"Schon."

Ich schaue zur Dusche und lache.

"Und der Strahl der Dusche genügt?"

Ich denke nach und lasse dabei ein langgezogenes "mmm" heraus.

"Kann. Probier es aus."

Ich lächle.

"Jetzt? Mit dir hier als Zuhörer?"

"Ich glaube, dass es dir gefallen würde, dass ich da bin, wenn du schon dabei an mich denkst."

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Oh Gott... das letzte hat er mit einer so... erregten Stimme gesagt. Fuck, mit dem Nachbar!

"Und... du denkst nur zuzuhören?"

Er lacht, aber nicht wie vorher. Jetzt klingt alles, was er sagt oder wie er lacht sinnlicher. Und ich weiß nicht warum, aber es klingt so.

"Nein, deine Stimme ist tödlich sexy. Ich glaube, dass ich nicht nur zuhören kann", sagt er mir und ich glaube, dass er dabei aufkeucht.

Ich stütze mich mit einer Hand an die Hand und lächle. Ich glaube, dass ich erröte. Tödlich sexy? Gefällt ihm auch meine Stimme? Ich halte mich mit einer Hand an der Dusche fest, ich knie mich auf den Boden und platziere den Strahl in meinem Schritt. Ich stoße einen kleinen Schrei aus und instinktiv beginnt meine freie Hand meine Brüste zu massieren. Das ist genial!

"Oh... bei... meiner... Mutter!", stöhne ich und höre das bei ihm auch. Ich wusste, dass Cybersex existiert, aber ich wusste nicht,  dass blinder Sex Dusche an Dusche existiert.

"Thiago?", rufe ich ihn mit dünner Stimme.

"Sprich", höre ich ihn sagen, auch mit dünner Stimme und Kurzatmigkeit.

"Ich glaube ... dass du fantastisch bist!"

Er lacht, aber nur ein bisschen. Wir beginnen eine Konversation mit kurzen Unterbrechungen. Wir beschreiben uns und ich glaube, dass ich begonnen habe mich zu verlieben, als er die Tatsache hinzufügte, dass er schwarze Haare hat. Oh mein Gott, ich möchte diesen Kerl kennenlernen! Die Muskeln meiner Beine beginnen sich anzuspannen während sie zittern. Ich glaube, dass ich wie seine Exfreundin ein leidenschaftliches "ja, ja, ja!" rufen werde, aber stattdessen beiße ich mir stark auf die Lippe und stöhne. Das höre ich bei ihm auch deswegen passieren und und das erregt mich auf eine unverständliche Art und Weise, aber wirklich, er bringt mich nur dadurch, dass ich ihn höre, zum Höhepunkt.

"Geht es dir gut?"

Ich schaue zur Decke und erinnere mich an das erste Mal, dass er das gesagt hat. Seit damals ist es viel besser.

"Wunderbar, und dir?", frage ich ihn und kann ein Lachen nicht vermeiden.

"Jetzt will ich dich noch mehr kennenlernen, gibt das dir einen Hinweis?"

Ich lache.

"Weniger schlecht sind wir in der Dusche, oder?"

Er lacht.

"Jetzt wirklich, ich muss dich kennenlernen. Ich muss dir etwas von Angesicht zu Angesicht sagen."

Ich beiße mir auf die Lippe.

"Was denn?"

"Wenn wir von Angesicht zu Angesicht sind, zwinkere ich nur dir zu."

Ich werde den Kopf zurück und lache.

"Das ist gut. Es bleibt also wie ein Versprechen."

Er schaltet seine Dusche an und ich stehe auf, um das gleiche zu machen. Kleine Dusche, die beste in einer Weile.

Der Junge aus dem Badezimmerfenster || wird nicht beendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt