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"Du verdienst es auszugehen und Spaß zu haben. Du kannst nicht von der Arbeit nach Hause gehen und von zu Hause zur Arbeit", sagt Paula zu mir, während sie ihre Wimperntusche vor dem Spiegel im Badezimmer nachbessert. Ich zögere mit der Antwort.

"Ich weiß, vielleicht sollte ich mich für Yoga anmelden."

"Du sprichst wieder mit dem Duschgel?", fragt Thiago mich und ich schaue auf die Uhr. Es ist erst acht Uhr dreißig abends. Paula hört auf, ihren Lippenstift nachzuziehen und sie schaut mich mit großen Augen an.

"Wer hat angefangen, das zu sagen?"

Ich sage Paula, dass sie leise sein soll.

"Nein, ich bin bereit, mit einer Freundin auszugehen", erkläre ich Thiago. Ich schaue zu Paula und zucke mit den Schultern.

"Er ist ein Nachbar."

"Aha, seid ihr Freunde?"

Das denke ich.

"Wir haben uns noch nicht gesehen, sondern nur durch dieses Fenster geredet."

Ich zeige auf das Fenster und sie verzieht das Gesicht ohne zu verstehen.

"Party?", fragt er mich.

"Ja, Verstopfung?"

Er lacht. Ich habe bemerkt, dass das einzige, das ich bei ihm beschreiben kann und das mir aufgefallen ist, seine Art zu lachen ist. Im Gegenzug dazu ist es ihm aufgefallen, als ich mich geschnitten habe oder als ich in Eile war.

"Nein, ich bin gerade aufgewacht und muss mich rasieren."

Paula legt ihre Hände auf ihre Hüfte und schaut mich so fragend an, dass ich mich fragte, 'Ist das normal?'

"Du bist um acht Uhr abends aufgestanden?"

"Ja."

Ich erinnere mich an dieses Mädchen und entscheide, dass es Zeit ist Abschied zu nehmen.

"Ok, ich gehe jetzt schon. Tschüss!"

Ich hake mich bei Paula unter und schleppe sie raus, obwohl sie beginnt sich darüber zu beschweren, dass ihre Mascara immer noch im Badezimmer ist.

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Danke fürs lesen!

Der Junge aus dem Badezimmerfenster || wird nicht beendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt