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Von all dem, was mir gerade im Kopf herumschwirrt, schaffe ich es nur, eines zu sagen.

"Was?", sage ich verwirrt. Sehr verwirrt. Äußerst verwirrt.

"Mich? Du wolltest... mich kennenlernen?"

Sie macht einen Schritt zurück und nickt stark.

"Ja, dich. Thiago hat mir von dir erzählt. Vor einem Monat half ich ihm mit..."

Auf einen Schlag bleibt sie still. Ich schaue über meine Schulter und sehe Thiago, der ihr bedeutet, nicht mehr zu sagen.

"Du hast ihm womit geholfen?", beharre ich. Sie schüttelt den Kopf und schaut mich wieder an.

"Also, mit dem Treffen. Er ist zwar Anwalt und hat Zungenfertigkeit und das alles, aber er erinnerte sich nicht einmal mehr daran, wie man hallo sagt."

Der andere Zwilling, der tätowierte, Thaddeus, nickt Claudia zustimmend zu.

"Ich ... ich war nicht bei diesem Treffen", sage ich mit gesenktem Kopf und wieder mit starken Schuldgefühlen.

"Das wissen wir", antworten beide. Claudia und Thaddeus.

"Müsst ihr nicht irgendwohin gehen oder so?", sagt auf einmal Thiago hinter mir. Sie sehen sich an, Thaddeus deutet mit dem Kopf irgendwohin und sie nickt, ich vermute, dass sie Zeichensprache verwenden.

Ich habe tausende Male versucht, so etwas mit Axel zu etablieren, aber dieser Typ war ein größerer Langweiler als... ach, dieser Kerl war im Geist ein Vollidiot, das war er wirklich! Er war so dumm! Ein Vollidiot! Ach... und was ist jetzt gekommen?

"Er hat recht, wir müssen gehen", sagt Claudia, während sie sich einen Arm reibt.

"Wenn ich zurückkomme, reden wir, ja? Wirklich, ich wollte dich unbedingt kennenlernen. Sie haben mir erzählt, dass du wirklich witzig bist, und ich brauche eine Frau in dieser Familie, mit der ich über Mädchensachen reden kann. Die hier sind alle Kerle!"

Ich öffne den Mund, um ihr zu sagen, dass ich dabei nichts zu sagen habe, aber sie ist schneller und umarmt mich. Sie umarmt mich, als ob die Tatsache, dass ich ihr gesagt habe, dass ich die Clara bin, von der Thiago gesprochen hat, macht dass sie mich mag. Ich weiß nicht, was dieses Mädchen von mir denkt, aber ich glaube, dass es verwirrend ist. Wie ironisch. Ich bin mir sicher, dass weder Gott noch Satan wissen, welch dummes Zeug hier passiert.

"Auf Wiedersehen, Clara. Ach übrigens, dein T-Shirt ist richtig toll!", sagt sie und geht zu Thaddeus, um seine Hand zu nehmen. Sie kehrt mir den Rücken zu und in dem Moment, als ich die Stirn runzeln will, dreht sie sich nochmal um und deutet auf sich und Thaddeus.

"Thaddeus und Claudia."

Sie deutet auf mich und dann auf Thiago.

"Thiago und Clara."

Sie lacht und Thaddeus rollt mit den Augen.

"Aaaaaaawwwww! Es gefällt mir jedes Mal besser!"

"Claudia, es ist schon gut", sagen beide zur gleichen Zeit zu ihr.

"Tschüss, Clara. Tut mir wirklich leid", entschuldigt sich Thaddeus, ich glaube, mit einem zerknirschten Gesicht. Dann zeigt er auf seinen Bruder und zuckt mit den Schultern.

"Wenn du ihn tötest, ist das nicht wichtig. Die Version, die sich mehr lohnt, bin schon immer ich gewesen."

Danach und nachdem Claudia ihm lachend einen Klaps gegeben hat, verschwinden sie durch den Gang. Ich bleibe verwirrter als vorher zurück und gehe, mich Stück für Stück drehend, um Thiago anzuschauen.

"Willst du, dass ...?"

"Nein!", schreie ich und erhebe eine Hand und unterbreche ihn, bevor er den Satz beenden kann.

"Wo ist das Badezimmer?", frage ich ihn. Er runzelt die Stirn, aber trotzdem deutet er auf den Gang. Ich gehe durch und öffne Tür für Tür. Hinter der ersten ist die Küche, die eine Verspottung von einer Küche ist, auch wenn ich auch so eine habe. Hinter der zweiten ist ein Büro vom Typ Anwalt. Die dritte Tür ist ein großes Schlafzimmer mit Fitnessgeräten und einem Pfiff, es ist offensichtlich von einem Kerl. Das vierte Zimmer ist endlich das Bad, in das ich hineingehe und dann schlage ich die Tür zu. Ich finde mich in Dunkelheit wieder und taste die Wand ab, um den Lichtschalter zu finden.

"Clara?"

"Jetzt ja, erklär mir jetzt alles."

"Was? Aber... aber wenn du doch im Badezimmer bist."

"Wie intelligent. Sprich, bevor ich de Geduld verliere und ich gehe."

"Du willst, dass ich mit dir spreche, während du im Badezimmer bist?"

Ich runzle die Stirn.

"Das ist genau das, was du immer getan hast und jetzt muss ich auf die gleiche Art mit dir sprechen wie wir immer gesprochen haben, weil wenn ich dir ins Gesicht schaue, ist es sicher, dass ich es dir zudrehe, zum... zum... zum Idioten! Jetzt, und zwar bevor du mich noch mehr verärgerst, sprich."

Der Junge aus dem Badezimmerfenster || wird nicht beendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt