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Dann nichts, also ohne Flip-Flops

Ich stehe unter der Dusche und öffne den Wasserhahn. Ich lasse darunter meinen ganzen Körper einweichen und schließe danach den Strahl. Ich hebe das Shampoo auf, seife mich damit ein und lege es auf seinen Platz zurück. Dann nehme ich das Duschgel und drücke. Es kommt nichts heraus, dann muss ich wohl Duschgel kaufen. Allgemein muss ich einkaufen gehen, denn ich glaube, dass ich nur noch Ketchup im Kühlschrank habe.

"Das Duschgel ist ein Arschloch."

Ich schlage weiterhin auf den Boden der Flasche, damit etwas Duschgel herauskommt und höre, wie die Dusche in der benachbarten Wohnung angeht. Ich dachte eigentlich, dass dieses Appartement leer steht. Zumindest hat es in den letzten fünf Jahre leergestanden, seit ich hier wohne.

"Komm raus, verdammt, komm raus!"

Ein Schuss Duschgel fällt direkt auf den Boden der Dusche.

"Scheiße! Weißt du denn nicht, dass du in die Hand der Leute fallen sollst?"

Ich schnaube. Ich denke nicht einmal daran, es aufzuheben. Ich versuche mehr herauszubekommen, als die Dusche in der anderen Wohnung ausgeht. 

"Komm schon, der Typ  ist schon fertig, nur ein bisschen mehr Anstrengung... nur ein bisschen mehr...", sage ich zur Duschgelflasche, doch wie es aussieht ist nichts mehr drin.

"Dann dusche ich halt mit Shampoo, siehst du."

Ich drehe mich, um das Shampoo von neuem aufzuheben und rutsche dann auf dem Duschgel aus, das auf dem Boden war.

"Scheiß Gott!"

"Geht es dir gut?"

Na hör mal. Ich hebe erschrocken den Blick zur Decke.

"Jesus? Bist du es? Es tut mir leid, ich wollte nicht deinen Vater beschimpfen oder egal auf welche Art und Weise dich, aber es ist so, dass..."

Ein Lachen unterbricht mich.

"Ich bin nicht Jesus."

Ich runzle die Stirn und schaue zur Decke.

"Also bist du... einer ihrer Engel? Ähm, tut mir leid, ich bin keine Jungfrau mehr, ich nutze dir also nichts."

Und wieder kann man ein Lachen hören.

"Ich bin weder Gott, noch Jesus, noch sonst wer. Ich bin ein Junge, der versucht hat, eine Dusche zu nehmen."

Ich höre auf, die Decke anzuschauen und sehe zu dem Fenster, das ich an der Seite habe.

"Aha."

Das macht sehr viel mehr Sinn. Aber halt mal: habe ich gerade meinem Nachbarn erzählt, dass ich keine Jungfrau mehr bin?!

"Sag mal, geht's dir gut?"

Ich berühre mein Kreuz und zucke zusammen. Dann stehe ich auf und umarme mich instinktiv mit meinen Armen. 

"Ja, ja, danke."

"Ok."

"Ok."

Die Dusche des Nachbarn geht wieder an, drei Minuten später aus und dann hört man einen Schlag.

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So, hier also das erste Kapitel. Ich würde mich freuen, wenn ihr bei komischen Formulierungen oder einfach nur für Feedback kommentiert. Neue Kapitel kommen hoffentlich oft.

Der Junge aus dem Badezimmerfenster || wird nicht beendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt