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Ich höre, wie er seufzt und sich gegen die Tür lehnt.

"Das ist kein Fortschritt, weißt du? Der Grund, warum du zu mir gekommen bist, ist von Angesicht zu Angesicht zu reden, nicht, dich im Badezimmer einzuschließen. Welchen Sinn hat es, nicht mehr durch eine Wand zu reden? Jetzt reden wir durch eine Tür."

Ich pruste und täusche ein Lachen vor.

"Entschuldigung, mein Freund, aber von der Wand zur Tür ist schon ein Fortschritt."
Er prustet wieder.

"Gut, wie du meinst."

"Wieso hast du das getan?", frage ich.

"Was?"

"Den Scherz. Wieso hast du mir einen solch schlimmen Scherz gespielt? Hast du Probleme damit, deine Kindheit hinter dir zu lassen und erwachsen zu werden? Ich bin Kinderpsychologin, du kannst es mir erzählen."

Ich glaube, dass er lacht oder hustet, ich bin mir nicht sicher. Tja, von neuem weiß ich nicht, was er macht oder wie er dort draußen agiert. Ich drehe mich um und sehe mir das ganze Bad an, wobei ich eine große Zuneigung zu ihm fühle. Ich weiß, dass es absurd ist, zu einem Badezimmer Zuneigung zu fassen, wo der Großteil der Sachen, die hier passieren, ziemlich beschämend und ein bisschen unangenehm sind, aber es ist das Badezimmer, in dem er fast jeden Tag mit mir gesprochen hat. Und, das muss man bedenken, es ist viel größer als mein Badezimmer.

"Ich habe es dir schon gesagt. Abgesehen davon habe ich nach diesem Kuss aufgehört, auf dich sauer zu sein, aber es war trotzdem gerecht, dass ich das getan habe. Außerdem war ich mit mir selbst nicht im Reinen."

Er lacht allein.

"Du hast mir das geschuldet", wiederholt er. Ich tue so, als ob ich nicht gehört hätte, was er über den Kuss gesagt hat.

"Nur weil ich dich versetzt habe?"

"Und weil du mich für einen Monat verlassen hast. Kommt dir das wenig vor?"

"Ich konnte dich nicht vorwarnen."

"Du hättest zu dem Treffen gehen können und sagen können, dass du gehst."

"Ich konnte nicht hingehen... ich... konnte es nicht."

"Gut, was auch immer. Ebenso bin ich nicht mehr auf dich wütend.

"Natürlich nicht! Der kleine Scherz hat schon genug dazu beigetragen, um in Frieden zu sein."

Ich verschränke die Arme vor der Brust und seufze.

"Von wem ist der Rollstuhl?"

"Ich weiß es nicht. Ich bin zu deinem Haus zurückgekehrt und sah ihn im Eingangsbereich, wahrscheinlich sucht ihn jetzt jemand."

Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht loszulachen.

"Und Thaddeus?"

"Es war das schwachsinnige Spermium meines Vaters das von meiner Intelligenz nahm, um ihn auch in die Eizelle meiner Mutter einzuschleusen, was ist mit ihm?"

Ich runzle die Stirn bei diesem Ausspruch und muss mich wieder zwingen, nicht zu lachen.

"Warum hat er dir mit dem Scherz geholfen?"

"Weil er wusste, dass ich auf dich wütend war."

"Und?"

"Und weil er mir schon bei allem in den letzten achtundzwanzig Jahren geholfen hat."

Das erweicht mein Herz.

"Wie schön."

"Ja, schon", sagt er, wie ich glaube höhnisch.

"Und Claudia?"

"Sie ist das Mädchen, das er überzeugen konnte, dass es sich lohnt, das ganze Leben an seiner Seite zu verbringen."

Dieses Mal lache ich.

"Also sind sie schon ein Paar."

"Ja, schon seit zehn Jahren. Sie haben sich schon öfter getrennt als dass ich es mit meinen und deinen Fingern zusammen zählen könnte, aber gut, so sind sie."

"Das ist... schön."

"Schon, schon."

"Wieso hat sie gesagt, dass hier alle Kerle sind? Hast du mehr Brüder? Etwa mehr Brüder T?"

Er lacht.

"Nein, aber meine Eltern sind geschieden und meine Mutter lebt mit ihrem neuen Ehemann in Japan. Der Einzige, den wir oft sehen ist mein Vater, deshalb sagt sie, dass wir nur Kerle sind."

"Und... und... deine Exfreundin? Sie war eine Frau, oder?"

Er lacht.

"Ja, aber sie sind nie gut miteinander ausgekommen. Claudia dachte immer, dass sie mich manipuliert."

"Oh. Es scheint so, als würde Claudia euch sehr lieb haben. Ich weiß nicht ... als sie all diese Sachen zu mir gesagt hat, schien es so als würde sie sich sehr für dich freuen. Wirklich freuen."

Er seufzt.

"Sie hat nur Thaddeus. Gut, nur uns drei. Thaddeus, meinen Vater und mich. Ihre Eltern sind mit ihrer Schwester vor vielen Jahren bei einem Unfall gestorben."

Ich schlage mir die Hände vor den Mund, geschockt und traurig über die arme Claudia.

"Jesus, wie schlimm!"

"Ich weiß. Das Gute ist, dass sie jetzt eine andere Person hat, die sie liebt."

Ich runzle die Stirn. Er bezieht sich nicht auf mich, oder?

"Wen?"

"Sie sind schwanger. Oder zumindest ist es das, was sie zu mir gesagt haben."

Es kommt aus mir heraus, einfach so, ohne Zusatz, und ich öffne den Mund so weit wie ich kann. Ich kreische und beginne zu springen.

"Sie ist schwanger?"

"Das hoffe ich, wenn es mein Bruder wäre, der schwanger ist, hätten wir ein kleines Problem."

Ich lache wieder und seufze.

"Das ist genial."

"Clara?"

"Was?"

"Ich muss in mein Badezimmer gehen."

"Wozu?"

Ich springe zur Verteidigung auf.

"Willst du das wirklich wissen?"

Ich rümpfe die Nase.

"In Ordnung, eine letzte Frage und dann öffne ich die Tür."

"Gut, frag."

Ich seufze.

"Warst du wirklich sauer auf mich? Hast du wirklich geglaubt, dass ich wieder zu Axel zurückgekehrt bin? Hast du dir wirklich Sorgen gemacht? Warst du wirklich so nervös wegen dem Treffen? Hast du wirklich den ganzen Monat über mit mir gesprochen obwohl ich nie geantwortet habe? Erinnerst du dich wirklich nicht mehr daran, was du mir sagen wolltest, wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht sahen?"

"Clara, was verstehst du unter einer Frage? Bis ich damit durch bin wird mir die Blase explodiert sein."

"In Ordnung. Wenn du nicht alle beantworten willst, kannst du dir eine aussuchen."

Er bleibt still und antwortet auf nichts.

Der Junge aus dem Badezimmerfenster || wird nicht beendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt