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Ich weiß nicht, wie mein Gesicht ausgesehen hat, aber er lacht sich kaputt als er es sieht.

"Beruhig dich, du hast nichts schlimmes gesagt."

Das überzeugt mich nicht so sehr, aber es bringt mich dazu wieder zu atmen. Ich schaue nach unten und schließe die Augen.

"Thiago, ich war betrunken und..."

"Ich weiß. Zum Glück sagen Betrunkene und kleine Kinder die Wahrheit, oder?"

Ich bleibe stumm. Das ist teilweise wahr. Ich habe entdeckt, dass Axel mich betrogen hat, weil es ihm selbst rausgerutscht ist, als er betrunken war. Ich schaue ihn ein bisschen erschrocken an, weil ich mich an nichts mehr erinnere, das ich gesagt habe. Ich bin total im Nachteil.

"Wenn dich irgendetwas angegriffen hat, das ich gesagt habe... ich ... dann tut es mir leid. Ich habe es schon gesagt, ich war betrunken und..."

"Nein, beruhig dich. Du hast wirklich nichts schlimmes gesagt."

Ich atme auf und höre auf ihn anzusehen, um unsere ganze Umgebung anzuschauen. Die enormen Gebäude, die Stromleitungen, der Himmel, die Sterne und die kleine Mondsichel. Alles ist sehr schön.

"Jetzt da du nüchtern bist, kann ich dich etwas fragen und darauf hoffen, dass du es total aufrichtig beantwortest?"

Ich schlucke den Tee herunter, den ich gerade getrunken habe und lache.

"Einverstanden, Anwalt. Du hast mich auf die Dachterrasse hochkommen lassen und mich auf die Mauer sitzen lassen, die auf die Straße zeigt, also bleibt mir keine andere Option."

"Ich schätze, dass ich mich dazu verpflichtet gefühlt habe, weil du dazu neigst vor allem zu fliehen."

Ich funkle ihn an und nehme einen weiteren Schluck.

"Dann frag."

"Hast du wirklich gedacht, dass unsere Freundschaft enden könnte? Hat dich das wirklich erschreckt?"

Ich nehme die Flasche von meinen Lippen und schaue ihn an.

"Habe ich dir das auch gesagt?"

Thiago seufzt. Ich wende den Blick von ihm ab und schaue wieder auf die Stadt unter uns.

"Es ist so, dass... ich erwarte nicht, dass du mich verstehst, weißt du, aber... ich habe viel Zeit meines Lebens an der Seite eines Manns verloren, den ich geliebt habe. Ich wollte nur, dass er mich liebt, dass er diese Art von Person ist, bei der du darauf zählen kannst, dass sie mit dir im Morgengrauen weint, dass sie da ist, um Sex zu haben, um affig zu werden, um einen Film anzuschauen, um in der Dusche zu singen, um auf einen Spaziergang zu gehen oder mit Freunden auszugehen. Aber die war er nie. Und ich habe viel Zeit mit Warten zugebracht. Dann bist du aufgetaucht, genau die Art von Person, von der ich wollte, dass Axel sie ist und die er nie war und du hast den ganzen Plan vom Leben auseinandergerissen, den ich hatte. Also nicht weil ich mich auf den ersten Blick in dich verliebt habe, weil ich dich am Anfang nicht gesehen habe, sondern weil du die Person warst, die ich immer an meiner Seite haben wollte. Ich..."

Meine Stimme beginnt zu zittern und ich trinke einen Schluck Tee. Ich möchte jetzt nicht beginnen weinerlich zu sein.

"Bei jeder Konversation, die wir über das Badezimmerfenster führten, schien es als ob es dich wirklich interessierte, etwas über meinen Tag, meinen Gemütszustand oder einfach über mich zu erfahren. Du hast mich unterhalten, mich zum Lachen gebracht und du hast mein Vertrauen gewonnen. Du bist ein guter Freund geworden, und ein Mal hast du gesagt, dass es traurig wäre, dass mein bester Freund jemand ist, dem ich noch nie in die Augen geschaut habe..."

Ich schaue ihn an.

"Und du hast Recht, aber es ist mir egal, weil du der Freund bist, den ich in achtundzwanzig Jahren nie hatte. Weißt du, wie entmutigend und schrecklich es ist, wenn du immer für die ganze Welt da bist und sie nie für dich da sind, wenn du sie brauchst? Weißt du, wie es sich anfühlt, zu warten und zu warten bis das Leben eines Tages einmal gerecht zu dir ist und dir eine Person gibt, die zu dir so ist wie du es zu den anderen bist? Gut, verständnisvoll, freundlich, dass sie sich für dich interessiert, dass sie da ist. Ich habe sie nie gehabt, Thiago. Ich bin immer so zu den anderen gewesen, aber niemand war so zu mir, außer dir. Und ich möchte unsere Freundschaft wirklich nicht so schnell verlieren. Sie ist... ziemlich genial. Ich möchte nur, dass sie noch länger besteht. Und ja, ich hatte Angst, dass sie vorbei ist, wenn du aus dem Badezimmer kommst und wir die Dinge vielleicht ein bisschen weiter beendet hätten."

Ich werde still und wende den Blick ab. Ich spiele mit meiner Flasche herum und warte darauf, dass die Zeit vorbei geht.

"Sie muss nicht enden", sagt er.

"Alles endet. Wir sind Freunde, glaube ich, wenn irgendetwas passiert wäre... ich weiß nicht. Freundschaften werden immer vermasselt, wenn sie durcheinandergebracht werden, durch welche Art von falschen Gefühlen auch immer."

Er berührt meine Schulter, damit ich ihn anschaue und als ich das mache, schüttelt er den Kopf.

"Thaddeus und Claudia", sagt er, dann beginnt er zu husten, weil er sich verschluckt hat.

"Was ist mit ihnen?"

Er räuspert sich und atmet auf.

"Sie sind mein bestes Beispiel dafür, dass Freundschaften nicht vermasselt werden, wenn sie von Gefühlen durcheinandergebracht werden."

Ich schaue ihn weiterhin in der Hoffnung an, dass er weiterspricht.

"In zehn Jahren sind sie von beinahe Feinden, Freunden, besten Freunden, etwas seltsamen, einem Paar, Verlobten, zukünftigen Eltern und zukünftiger Mann und Frau gegangen. Und weißt du was, jetzt und nach all dem fühlen sie immer noch wie diese loyalen Freunde, die sich ihre Sachen erzählt haben und die geweint haben, als sie einen romantischen Film gesehen haben. Freundschaften werden nicht wegen Gefühlen vermasselt, Clara, wir Menschen vermasseln Freundschaften, weil wir es wollen. Man kann total in seine beste Freundin verliebt sein, sie zum Lachen bringen wollen und sie ins Bett bringen wollen, weil man verrückt nach ihr ist. Man kann. Mein Bruder ist ein klares Beispiel und ich habe kein besseres als ihn. Ich kenne ihn und weiß, dass er sein Leben für Claudia geben würde, ob sie seine beste Freundin oder die Mutter seiner Kinder ist, wäre egal."

Ich senke den Blick, weil ich glaube, dass ich erröte.

"Wie schön."

"Ich sage dir das nicht deshalb, sondern weil ich glaube, dass du dich bezüglich Beziehungen irrst."

Ich schaue ihn an.

"Worauf willst du hinaus?"

"Darauf, wir uns weiterhin wie beste Freunde fühlen können und gleichzeitig tausend Sachen mehr sein können."

Ich ziehe eine Augenbraue hoch.

"Tausend Sachen mehr? Thiago...?"

Er schaut mich mit einem seltsamen Blick an.

"Glaubst du, dass ich dich anmache, Clara?"

Ich bleibe starr. Oh, Mutter...

"Ähm..."

Und auf einen Schlag beginnt er zu lachen.

"Was für ein Dummkopf..."

Erde, verschluck mich! Jetzt oder nie, Clara, spring und beende deine Demütigung für immer!

"Du wirst rot...", sagt er, als ob ich das nicht wüsste.

"Ich ... ich ..."

Der Junge aus dem Badezimmerfenster || wird nicht beendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt