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Wieder in meinem Badezimmer! Auch wenn ich zufriedener darüber sein sollte, dass ich meine ganze Familie hier habe und sie mit mir meinen achtundzwanzigsten Geburtstag feiert, bin ich glücklich, wieder in diesem Badezimmer zu sein. Ich weiß, das ist komplett verrückt! Ich habe eine Weile mit Schminken verbracht in der Hoffnung auf das Wunder, dass Thiago auftaucht, aber nein. Ich habe ihn auch nicht gehört. Sicherlich ist er zornig, aus ganzem Herzen.

"Clara, kommt du irgendwann in deinem Leben noch heraus oder wartest du darauf, deinen hundertsten Geburtstag wie der Opa da zu feiern?"

Ich rolle mit den Augen, als ich meinen Bruder Santiago höre und beginne meine ganze Schminke wegzuräumen. Ich schließe den Kulturbeutel und bleibe still, als ich ein Lachen höre.

"Thiago?"

Die Tür öffnet sich auf einen Schlag und stößt gegen etwas, ich glaube die Wand. Zwei Personen lachen und ich bin mir sicher, dass es eine Frau und ein Mann sind. Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich lehne mich gegen das Waschbecken, um mich festzuhalten. Auch wenn ich weiß, dass es unmöglich ist, hoffe ich, dass Thiago nicht dieser Mann ist.

"Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich!", sagt sie zwischen Kuss und Kuss.

Er lacht ein bisschen mehr und ich glaube, dass es nicht seine Stimme ist, aber vielleicht ist es auch nur eine vergebliche Fantasie meines Gehirns, um Thiago davon freizusprechen, was gerade in seinem Badezimmer passiert.

"Oh, nein. Ich liebe dich mehr", antwortet er und ich halte den Atem an, als ich bemerke, dass es seine Stimme ist. Oh mein Gott.

"Ach wirklich? Wie kannst du das denn beweisen?"

Sie lässt einen kleinen Schrei heraus und und beginnt daraufhin zu lachen. Meine Augen brennen und als ich mich im Spiegel anschaue, sehe ich, dass meine Augen gerötet sind und sie kurz vorm Überlaufen sind. Ich mache einen Schritt zum Toilettenpapier und vermeide, dass Tränen meine Schminke ruinieren. Ich atme tief ein und vermeide Lärm. Ich öffne die Badezimmertür und lächle obwohl ich weiß, dass es sicherlich armselig aussieht. Ich sehe meine ganze Familie und gebe ihnen die Zustimmung, dass ich jetzt herauskomme. Ich gehe in mein Schlafzimmer und lasse mein Etui im Schrank, dann schaue ich in einen Spiegel und lächle.

"Ich freue mich für dich, Thiago. Sie scheint glücklich", sage ich zu meinem armseligen Spiegelbild.

Später versuche ich, meinen Kopf frei zu bekommen, indem ich mit meiner Familie über die Rinder und Schweine auf unserem Bauernhof im Dorf spreche. Sie sprechen über mehr Dinge und als ich mich nicht mehr an dieses kleine Ärgernis erinnere, klingelt es an der Tür.

"Ich öffne!", ruft mein Bruder.

Ich stehe mit einem Glas Coca-Cola in der Hand in der anderen Ecke des Raumes auf und folge ihm, um zu sehen wer es ist.

"Ja?", höre ich, wie Santiago gefragt wird.

Als ich zur Tür komme, finde ich einen großen, sehr großen gut aussehenden Typen mit schwarzen Haaren und blauen Augen vor, der die Rolle des Supermans in Man of Steel verdienen würde. Er schaut mich und ich schaue ihn an, dann geht sein Blick zu meinem Bruder über.

"Santiago, komm her, ich brauche ein wenig Hilfe mit der Torte!", ruft meine Mutter meinen Bruder und er kehrt in den Salon zurück.

"Ähm... ich glaube, dass ich hier falsch bin, Entschuldigung."

Mir geht ein Licht auf. Seine Stimme!

"Thiago?", frage ich ihn zwangsläufig, als er einen Schritt zurück macht. Seine Augen werden bei meinem Anblick größer und ich bin sicher, dass meine das auch machen.

"Äh..."

"Bist ... bist es du?"

"Clara, Liebling, komm rein, nicht dass wir deine Torte aufessen bevor wir dir ein Ständchen gesungen haben!", ruft meine Tante mich, die auf der Suche nach mir mit meiner Mutter zur Tür gekommen ist. Beide schauen den, den ich für Thiago halte, an und öffnen den Mund.

"Und er?", fragt meine Tante mich.

"Der Freund von Clara! Er ist gekommen!", schreit meine Mutter.

Ich glaube, dass ich beginne einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Ich schaue über die Schulter zu Thiago und er schaut erschlagen aus, ich weiß nicht, ob er wütend oder nervös ist, ich kenne ihn nicht, aber meiner Meinung nach, wäre ich wütend, wenn ich in seiner Haut stecken würde.

"Gehen wir, komm rein, junger Mann, komm rein", ruft ihn meine Mutter, er sieht mich ein letztes Mal an und betritt halbherzig lächelnd die Wohnung.

Oh, heiliger Apostel Paulus, oder war es nicht der Apostel Johannes? Egal! Ich glaube, dass mein Herz tausendmal pro Sekunde schlägt.

Ich wollte euch einfach nicht länger warten lassen... naja, das war also die große Überraschung! Wie findet ihr es, dass Thiago jetzt da ist? Neues Kapitel kommt voraussichtlich Freitag, kann sich aber noch ändern.

Der Junge aus dem Badezimmerfenster || wird nicht beendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt