Kapitel 30

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Edas Sicht:

"Sie wird's mir glauben, oder?" frage ich. Caner legt seine Hand auf meine. "Ja, immerhin bin ich dein Chef. Und so lang werden wir gar nicht weg sein." sagt er zuversichtlich. Ich lächle ihn an und sehe weiter aus dem Fenster. Wir befinden uns gerade in einem gemieteten alten VW. Wir konnten für die Flucht kaum seinen krassen Sportwagen nehmen! Und mit Flucht meine, dass wir für ein paar Tage in einem Motel unterkommen, da Fuads Gang dem nächst wieder weg zieht. Also weiter zieht. "Hey? Alles okay?" fragt Caner besorgt und hebt meine Hand an seine Lippen. "Ja, ich... es ist halt neu für mich. Und Caner, was wenn ich nicht da gewesen wäre? Dann hättest du die Drogenverkauft und...du wärst mit ihnen weiter gezogen oder?" frage ich nun geschockt. "Ja..." "Warum?" frage ich und mir kamen fast wieder die Tränen. "Es gab keinen Grund mehr für mich hier zu bleiben...Ich...also mich hat nichts gehalten..." sagt er etwas niedergeschlagen und sieht wieder auf die Straße. Wir fahren aus Berlin raus, wahrscheinlich irgendwo nach Hamburg. Dort ist ein ganz schickes Motel, dass dem einen Kumpel von Nazanins Baba gehört. Es gibt viele Afghanen in Hamburg...Nazanin weiß bescheid. "Was heißt, dich hat nichts gehalten?" frage ich fast wieder am Ausrasten. "Du hattest deine Familie!" sage ich nun ernst. "Eda...du verstehst das nicht! Ich ... mir hat etwas bestimmtes gefehlt." sagt er immer noch ruhig, wo ich schon fast wieder am Ausrasten war. "Was denn, Caner?" frage ich und mir kullert bei der Vorstellung von einem toten oder gefangen Caner Tränen die Wange runter. Fuad hätte ihn einfach aus Rache an mir, umbringen lassen können. Plötzlich hält Caner irgendwo auf einer Landstraße am Straßenrand. Er steigt aus. In seinem schwarzen Mantel sieht er so düster und sexy aus, man ich könnte sterben! Er hält mir plötzlich die Tür auf. Ich sehe zu ihm auf. "Steig aus." sagt er sanft. Es ist recht warm, weshalb ich meine Jacke im Auto lasse. Ich habe nur eine kleine Tasche mit Ersatzklamotten und Geld mit. Er nimmt meine Hand und zieht mich auf die freie Landschaft voller Gras. "Caner? Du hast mir meine Frage immer noch nicht beantwortet." sage ich vorsichtig. "Warte es kurz ab, Eda." sagt er leicht lächelnd. Automatisch muss auch ich lächeln. Mitten auf dem Feld bleibt er stehen und lässt meine Hand los. Er zieht seinen Mantel aus und legt ihn auf das Gras, wie eine Picknickdecke. Er setzt sich und zieht mich an meiner Hand zu sich. Er legt sich hin und gibt mir das Zeichen, mich ebenfalls hinzulegen. Ich ziehe grinsend meine Augenbrauen hoch und will mich hinlegen, doch bevor mein Kopf überhaupt den Boden berührt, spüre ich Caners Brust unter meinem Kopf. Ich lag jetzt halb auf ihm drauf. "Okay...jetzt fühl ich mich bereit." sagt er lächelnd. Sein Blick wurde sofort wieder ernst. "Ich war schon immer kalt. Keine Frau wollte was festes mit mir, selbst als Teenager. Ich war ein Nichts als Teenager. Ich war kein Beliebter, aber auch kein Nerd. Ich war einer dieser Unauffälligen Schüler, die gar nicht anwesend schienen. Ich war also unsichtbar für alle, somit auch für die Frauen. Bis ich anfing zu trainieren, dann kamen halt die Bitches und wollten was von mir. Ich war halt sehr Nachträglich...Ich habe keine Einzige an mich rangelassen und war kalt. Doch trotzdem wollte kein Mädchen mich.  Einfach weil ich meine kalte Fassade nicht ablegte, also war ich nicht mehr interessant für die Weiber. Ich fing an mich in meinem Lernstoff zu vertiefen, schaffte ein sehr gutes Abi von 1.4 und war zu frieden. Zu meiner Familie war ich immer nett. Außerdem habe ich nicht nur einen Bruder, sondern auch eine Schwester. Als Amira auf die Welt kam, war ich von der Familie her wunschlosglücklich. Auch vom Beruf war ich total zu frieden. Bloß die Richtige hat mir gefehlt. Und meine Kalte Seite war nicht mehr weg zu bekommen, es gehörte zu mir. Dieses bisschen Arroganz das manchmal hervor kam, gehört auch zu mir. Ich hatte keine Hoffnung auf eine Frau, die mich lieben würde. Ich war so weit, dass meine Eltern mit meinen Verwandten in der Türkei herumtelefonierten, um mir eine Fremde zu suchen. Doch auch sie merkten, wie unglücklich ich war. Das mit den Drogen war dann in der Zeit, als ich mich damit nicht abfinden konnte, keine Freundin zu haben. Ich habe einen Ersatz gesucht. Dann kam ich an Fuad. Der Handel fing an und nach und nach... war die Macht gewachsen. Ich war mächtig ohne Frage. Ich war einer der Mächtigen dort. Doch dann... am ersten Arbeitstag nach meinem Urlaub kam ich zu spät und mit einem Kater in die Kanzlei. Als ich dich sah, also am Tag davor, hatte ich andere Probleme. Der Handel halt. Doch nach und nach... merkte ich, dass du die Erste bist, die mich interessiert hat. Und du warst ebenfalls die Erste, die meine Kalte Art ignorierte. Du hast mich nicht abgewiesen..." Er nahm meine Haarsträhne zwischen seine Finger und in die andere Hand nahm er meine Hand. Ich kuschelte mich enger an ihn und hörte weiter zu. Diese Story ist krass... und echt... "Ich habe angefangen dich zu mögen, Eda... dann kam Fuad und du warst so anders...mittlerweile weiß ich auch wieso..." Ja ich hab ihm alles erzählt, sonst hätte er es nicht verstanden. "Auf jeden Fall hab ich ihn darauf angesprochen und... er meinte halt diese Sachen. Ich war geschockt und wollte das nicht glauben. Erstmal wusste ich nicht mal, wieso mich das so sehr interessiert hatte...doch als du gestern da warst, mich vor einem Fehler bewahrt hast, wusste ich, warum...Ich habe mich verliebt. In dich. Und es war das schlimmste Gefühl diese Gerüchte über dich zu glauben, es hat mir wehgetan und mir einen Stich versetzt, weil ich dachte, dass ich wieder keine gefunden habe...doch ich weiß, dass du es wert bist um zu fliehen und mich Fuad zu widersetzten, weil Fuad ein Bastard ist und du... mein Engel bist. " Er verlagert meinen Kopf auf seinen Arm und sieht auf mich hinab. "Ich liebe dich Eda..." flüstert er und mir läuft eine Freudenträne die Wange runter. "Ich dich auch, Caner...Ich dich auch..." Er lächelt sanft und drückt plötzlich seine Lippen auf meine. Das Gefühl seiner weichen Lippen ist fantastisch. Ich könnte ihn stundenlang küssen. Ich habe zwar keine Erfahrung, ihn scheint es aber nicht zu stören. "Also bist du jetzt mein Freund?" frage ich grinsend, als ich mich löse. Er lacht auf. "Ja, bist du denn auch meine Freundin?" Ich grinse. "Ja.." ich küsse ihn wieder sanft. "Gut... dann lass uns jetzt zum Motel fahren. Wir haben noch einen langen Weg vor uns..." sagt er lächelnd. Zusammen mit meinem Caner, lief ich zum Auto. Mein Caner...klingt schön. Und wenn Fuad sich traut, ihm weh zu tun, wird er rennen müssen. Bis ans Ende der Welt und weiter. Damit ich ihn nicht umbringe. Doch wenn er ihn anfasst, dann werde ich es wohl oder übel tun müssen. Und ich schrecke vor nichts  zurück...

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