Kapitel 72

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Nazanins Sicht:

Ich ziehe mein Kleid aus und stelle mich vor den Spiegel im Bad. Das Bad ist genau so schlicht, wie das in einer normalen Wohnung. Das ist keine Villa in der wir uns befinden, sondern in einem normalen Haus. Nicht, dass ich erwartet hätte, dass es eine Villa wird und voller Luxus, es immerhin nur ein Unterschlupf und dafür schon ziemlich schick. Ich stehe also nur in Unterwäsche vor dem Spiegel. Malik ist auch nicht hier. Zum Glück. Denn ich glaube, wenn Malik jetzt hier wäre, würde ich vor Scham sterben. Ich sehe mir meine Wunde an. Dieser Arsch Keyan. Die Kugel ist wenigstens nicht in der Haut stecken geblieben, sondern nur an meiner Taille vorbei geflogen. Es sieht trotzdem nicht schön aus. Es ist echt eklig. Das ist noch ein Grund, warum ich nicht will, dass Malik mich so sieht. Er würde sich vor mir und meinem Körper ekeln, wenn er die Wunde sieht. Ich weiß, dass Malik nichts sagt, aber auch er geht nach dem Äußeren. Er und Cinar waren immerhin mal die Größten Player. Ich bin nicht das Ideale Mädchen. Ein Model bin ich ganz und gar nicht. Und wenn Malik mich so sieht, wird er mich nie wieder anfassen wollen. Vielleicht verlässt er mich?... Nein, so darf ich nicht denken. Aber jetzt muss diese Wunde weg. Ich weiß, dass die Wunde nicht schlimm ist, aber eine Narbe wird bleiben. Nicht groß, aber doch erkennbar. Jetzt muss ich sie aber so schnell wie möglich verdecken bevor Malik kommt und sie sieht. Dann kann ich sein Ekelgefühl vor mir noch etwas vorbeugen. Denn eine Narbe ist lange nicht so schlimm, wie der Anblick von meiner Taille. Ich greife gerade nach dem Verbandszeug, als die Badezimmertür geöffnet wird. "Nazanin ich...Wow..." sagt Malik, der nun vor mir steht. Ich greife schnell nach einem Handtuch und bedecke meinen Oberkörper. "Malik guck weg!" sage ich ernst. "Baby..." "Bitte, ich will nicht, dass du mich so siehst." wimmere ich und mir rollt eine Träne über die Wange. Warum heule ich jetzt?! "Azizem, warum sagst du sowas?" fragt er sanft. Er schließt die Badezimmertür und kommt auf mich zu. "Bitte, lass mich ganz schnell die Wunde verbinden ..." sage ich und sehe zu Boden. Er hebt mein Kinn mit seinen Fingern an und sieht mir in die Augen. "Warum soll ich das schönste Mädchen der Welt nicht ansehen? Immerhin, gehörst du mir. Nazanin, du gehörst mir...ich darf alles von dir sehen und wissen. Ich liebe dich. Aber was ist gerade dein Problem, dass ich dich nicht sehen soll? Ich habe dich schon in knappen Sachen gesehen und auch ...Andere. Zum Beispiel in Hot Pants. Der Anblick war nur für meine Augen gedacht und nicht für Andere. Aber warum darf ich dich jetzt nicht ansehen, hm? Sag es mir." sagt er sanft. Ich sehe mit Tränen in den Augen zu ihm hoch. "Ich...will nicht, dass du dich vor mir ekelst..." flüstere ich und will wieder nach unten sehen. "Janem(Sowas wie Canim) warum guckst du nach unten?" fragt er. Ich sehe ihn verwirrt an. Er kniet sich vor mich. "Du sollst zu mir hinab sehen und nicht anders rum." er lächelt mich sanft an. Ich muss ebenfalls lächeln. Gleich wird ihm aber das Lächeln vergehen, wenn er meine Wunde sieht. Er steht wieder auf und hebt mein Gesicht an. "Warum um alles in der Welt, sollte ich mich vor dir ekeln?! " fragt er nun ernst. "Weil...wegen...ich musste den Wagen beschützen...und da Ozan halt verletzt war, musste ich das übernehmen. Es lief doch auch alles gut. Und ich habe jetzt so eine Wunde." sage ich schüchtern. "Mach das Tuch weg." sagt er ernst. "Was? Nein..." Doch er zog es mir einfach weg. "Malik!" sage ich geschockt. Er kniet sich hin und sieht die Wunde an. Ich konnte nichts aus seinem Blick lesen. "Ekelst du dich jetzt vor mir?" frage ich kleinlaut. "Baby, du bist wunderschön. Das weißt du doch oder?" fragt er nun sanft. "Ich..." setze ich an. "Nein, warum denkst du überhaupt, dass ich dich eklig finden könnte? Du bist wunderschön. Immer. Egal ob mit Narben, Wunden oder Kahl. Du bist immer schön. Immer. Ich liebe dich und das ist einfach der Beweis, wie mutig du bist und wie viel du unsere kleine Familie liebst. Mich, die Anderen." Er stellt sich wieder aufrecht hin. "Ich würde mich nie vor dir ekeln..." flüstert er sanft und küsst meine Stirn. "Und das solltest du eigentlich wissen." Ich sehe erstaunt zu ihm hoch. "Wie?..." "Das ist Liebe. Ich bin verrückt vor Liebe und verrückt nach dir. Außerdem bist du ziemlich sexy..." grinst er. Ich grinse zurück und drücke meine Lippen auf seine. "Also. Lass uns die Wunde doch jetzt reinigen." sagt er grinsend. Ich will mich umdrehen und nach den Wattebauschen und dem Desinfektionsspray greifen. Stattdessen werde ich an den Schultern festgehalten. "Ich mach das." lächelt er. Ich nicke nur und er kniet sich vor mich. Er tupft die Wunde ab und ich ziehe scharf die Luft ein. Das brennt wie sonst was! Ich bekomme eine Gänsehaut. Die Tatsache, dass ich nur Unterwäsche anhabe, macht es nicht besser... Als er fertig ist, klebt er zwei große Pflaster überkreuzt auf die Wunde. Er steht wieder auf. "Auch ich bin erfahren damit." sagt er grinsend. "Woher kannst du das so gut? Soweit ich weiß, bist du kein Medizinstudent." sage ich grinsend. Seine Miene wird etwas trauriger und ernster. "Ich hab mal eine Zeit in Afghanistan als Sanitäter für die Kriegsverletzten gearbeitet...Naja, es haben nicht viele überlebt, aber ich wollte meinen Landsleuten und den Menschen, die für mein Land gekämpft haben eine kleine Hilfe sein." sagt er ernst. Ich sehe ihn geschockt an. Er hat mehr für einen reichen Firmenunternehmer durch gemacht, als man vermuten mag. "Janem? Geht's dir gut?" frage ich. "Ja, ja, was soll sein?" fragt er und sieht lächelnd zu mir runter. "Ich bin für dich da." flüstere ich. Er nickt und küsst mich. "Ich liebe dich." hauche ich. "Ich liebe dich viel mehr." haucht er zurück.

Als wir dann alle unten zusammen kamen, musste ich grinsen. Eylül und Cinar streiten sich wie immer, Alara und Ozan kuschelten und Eda und Caner machten rum. Als wir in den Raum traten sahen uns alle lächelnd an. "Okay, kommen wir zum Wesentlichen!" sagt Caner nun, als wir uns gesetzt haben. Er hatte rote Wangen und war genauso außer Atem, wie Eda. Eda hatte dazu noch rote, geschwollene Lippen. Sie saß im Hochzeitkleid neben ihm. Wir hatten alle noch unsere Kleider an. Auch wenn meins an der Seite gerissen war, es sah gut aus. "Ich sage es direkt. Eure Sachen stehen gepackt im Flur und wir werden jetzt alle getrennt in verschiedene Länder reisen. "Wow, wow, wow!" meldet sich Eylül als Erste. "Was heißt, getrennt reisen?! Wie kommt ihr AUFS VERREISEN?!" fragt sie. "Solange wir noch keinen Plan haben, werden wir uns außerhalb von Deutschland verstecken. In ein paar Tagen sollten wir einen Plan haben." sagt Cinar. "Außerdem haben wir schon längst Tickets gebucht. Ihr dürft nicht mehr widersprechen." sagt Malik. "Meine Schwester bekommt in dieser oder nächsten Woche ihr Kind! Ich glaube ich sollte schon dabei sein!" sagt Alara ernst. "Es ist ja nicht für lang. Wir sind zurück,bevor das Kind geboren wird. Mach dir keine Sorgen, Canim!" sagt Ozan. Sie nickt unsicher und lehnt sich in seinen Armen zurück. "Also. Wir werden jetzt fahren! Getrennt. Das heißt, dass ihr euch verabschieden müsst, Mädels." sagt Caner. "Aber...wir können uns doch nicht trennen..." sage ich unsicher. "Ihr müsst aber leider." sagt Cinar traurig. "Immerhin wird es mir schwerfallen alleine mit Eylül zu sein!" sagt er darauf noch grinsend. Eylül sieht ihn empört an und schlägt auf ihn ein. "Ah man, das war Spaß, ich liebe dich doch!" sagt er lachend und auch der Rest der Mannschaft grinst. Cinar übernimmt wieder die Oberhand und erdrückt sie fast in seinen Armen. Das ist das tolle an den Beiden. Sie sind ein witziges, aber doch süßes Paar. Wenn die Beiden zusammen sind, ist Spaß garantiert. Und allgemein ist Cinar der Spaßvogel unserer Gruppe. "Einer muss noch Rana schreiben!" sagt plötzlich Eda. "Jayden übernimmt das. " sagt Caner gechillt. "Wie? Ihr kennt ihn?" "Ja, er gehört seit kurzem zu uns! Er hat uns geholfen mit dem Plan. Sonst wäre Rana ja nicht bei ihm geblieben. Er hat sie gezwungen zu Hause zu bleiben." Das erwärmte mein Herz. Die verstehen sich jetzt alle! Das ist toll. "Na dann! Los!" sagt Malik." Verabschiedet euch." sagt er lächelnd. Und schon fallen wir alle in eine Umarmung. "Wie könnt ihr uns trennen?!" fragt Alara wehleidig. "Es ist nicht lang!" "Trotzdem!" sage ich. "Leute, der Flug für mich und Eylül geht bald." richtet sich Cinar an uns. "Wir umarmten uns alle nochmal einzeln. "Okay! Wir schreiben noch!" sagt Eda. "Klar und...erzählt jedes dreckige Detail!" sagt Eylül grinsend. Und somit trennten wir uns alle. Aber nur für kurze Zeit. Zum Glück.

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