Kapitel 69

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Alaras Sicht:

"Kizim (meine Tochter) komm, es ist soweit. Sie sind da!" sagt Nergis Teyze und wir sehen sie fassungslos an. "Anne ich will nicht!" sagt Eda. Ihre Mutter sieht sie mitleidig an und kommt auf sie zu, um sie zu umarmen, als plötzlich Ayhan Amca hinter ihr auftaucht und sie warnend ansieht. "Hadi (los) sie warten vor dem Standesamt." sagt er ohne Emotionen. "Baba, lütfen (bitte) ich will nicht!" weint Eda und versucht ihrem Baba in die Augen zusehen, was nicht ganz funktioniert, weil er ihren Blick meidet. Ich sehe traurig zu Nazanin und Eylül, die das Geschehen mit Tränen in den Augen beobachten. "Sei leise! Ich will nichts mehr hören. Du wirst mit ihm heiraten und der Rest ist mir egal." sagt er ernst und geht aus dem Zimmer. Eda fällt auf die Knie, als er durch die Tür geht und weint wieder. Ihre Mutter will gerade zu ihr auf die Knie, als Ayhan Amca sie ruft. "Nergis!" Sie sieht zu Eda runter, geht dann aber. Einfach so. Ohne was zusagen, doch man sah eindeutig den Schmerz in ihren Augen. Ich knie mich zu ihr und versuche sie zu trösten. "Eda...bitte Canim steh auf..." flüstere ich und auch mir laufen die Tränen an den Wangen runter. "Bitte..." Sie sieht mir in die Augen. "Alara...ich will nicht mehr!" sagt sie weinend und steht auf. Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände. "Eda, Canim, du bist unser Engel. Wir lieben dich und sind froh dich zu haben, und genau wie du uns in den schweren Zeiten beistandst, werden wir es nun tun. Du hast viel Leid erlebt, aber du weißt, dass du nie allein warst und es auch nie sein wirst. Okay? Bitte Canim, wisch deine Tränen weg und komm!" sage ich weinend, während ich lächle. "Wisst ihr was?" fragt Nazanin plötzlich. Wir sehen zu ihr, da sie so plötzlich angefangen hat zu reden. "Ich habe in dieser kurzen Zeit gelernt gleichzeitig zu lachen und zu weinen. Und ich wusste nicht das es geht. Jetzt weiß ich es. Es ist möglich. Doch es war mal so unmöglich für mich. Ich bin aber trotzdem froh, diese Zeiten nicht alleine durch zumachen. Denn ich habe euch..." sagt sie und Eylül legt sofort ihre Arme um sie, als sie auch in Tränen ausbricht. "Ich liebe euch alle Leute." sage ich. Alle nicken und erwidern es. "Dann lasst und gehen..." sagt Eylül und sieht mit verweinten Augen zu uns. Wir bewegen uns in Richtung Flur und verlassen das Gebäude. Davor steht das Auto. Mit Blumen übersäht und einfach nur wunderschön. Fuad und der Rest sind wohl schon beim Standesamt. Wenigstens sind wir die Fahrt über allein. Ich schließe meine Augen, atme tief ein und öffne sie wieder. Ich sehe zum Wagen, in dem schon alle Mädchen sitzen. Am Steuer sitzt ein junger Mann. Wohl unser Fahrer. Der einzige Platz ist auf dem Beifahrersitz neben ihm. Ich nehme neben ihm Platz und schiele zu ihm rüber. Ich erkenne aber nichts außer den Anzug. Sein Bauch war unnormal groß. Sein Gesicht ist von einer riesigen Sonnenbrille verdeckt und seine Haare sind über seine Augen gekämmt, dazu sieht er mich nicht mal richtig an. Ich grüße ihn, doch er murmelte nur etwas, was zur Not ein Hallo geheißen haben könnte. Ich zucke nur mit den Schultern. Als wir losfuhren, merkte ich aber sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich sehe auf die Kreuzung und merke, dass der Fahrer in die falsche Richtung fährt. "Ähm entschuldigen sie, aber das Standesamt ist nicht in die Richtung..." sage ich vorsichtig und er sieht mich nicht mal an. Okay... dann kommt mir ein Gedanke, der mir Angst macht. "Arbeiten sie für Fuad?!" frage ich sofort. Die Anderen keuchen alle sofort auf. "Ich will nicht nochmal bei nahe sterben!" sagt Nazanin panisch. "Ich auch nicht!" sagt Eylül und ich verkrampfe mich. "Halten sie sofort an!" sage ich ernst. Der Fahrer reagiert nicht und fährt seelenruhig weiter. "Alara tu was!" sagt Eda. "Ich.." ich greife einfach ans Lenkrad, da der Fahrer nur mit einer Hand fährt und lenke scharf nach rechts. Er packt sofort das Steuer und versucht uns vom Bürgersteig wieder auf die Straße zu bekommen. "Mach weiter Alara, bis er aufgibt!" ruft Nazanin und ich versuche ihm wieder ins Lenkrad zu fassen. Diesmal geriet alles außer Kontrolle und der Wagen fuhr gegen einen Baum am Straßenrand. Es ging alles so schnell, dass ich nicht mal richtig mitbekam, wie die Mädchen anfingen zu schreien. Nicht schon wieder... Dann kracht das Auto gegen den Baum... Erstmal bin ich zu benommen, um irgendwas zu realisieren. Als ich wieder einigermaßen bei mir bin, sehe ich mich um. "Leute?!" Frage ich sofort. Bei mir ist der Air Bag aufgesprungen, aber bei ihnen war keiner. Sie sind alle bei bewusst sein. Zum Glück. Als ich dann zum Fahrer sehe, glaube ich es selbst nicht, als der "Bauch" des Fahrers in Form eines Kissens unter dem Hemd hervor schaut. Ich greife einfach danach und ziehe es hervor. Stattdessen, spannt sich das Hemd über ein Six Pack. "Alara nein!" Sagt er. Und plöztlich fiel es wie Schuppen von meinen Augen. Ich streiche seine Haare nach hinten und nehme ihm die Brille ab. Da sitzt doch tatsächlich Ozan! "Hey Prinzessin..." lächelt er schuldig. Ich sehe ihn geschockt an. Doch die Anderen übernahmen für mich die Reaktion. "Ozan Abi!" Rief Eda. Sie hatte natürlich als einzige ein Brautkleid an, deshalb hing Ozans Blick so an ihr. "Was machst du hier?!" Fragt Nazanin. "Wo sind die Anderen?!" Fragt Eylül. Dann sag Ozan erwartungsvoll zu mir. "...Ich..." "Es tut mir Leid! Aber es wird Zeit zu gehen!" Sagt Ozan. "Wohin?" Fragt Nazanin. "Na ihr werdet jetzt gerettet!" Sagt er grinsend. Alle kreischen auf und Eda kamen sofort die Tränen. Sie sah in diesem Kleid einfach nur bezaubernd aus! Aber die Tränen passten nicht! Und insgesamt passten wir alle nicht in diese Situation. Doch Eylül blieb skeptisch. "Wie willst du uns hier wegbringen, wenn der Wagen jetzt schrott ist?!" Fragt sie. "Wer wären wir, wenn wir keine Ersatzpläne hätten!" Sagt er und plötzlich hört man ein Hupen. Wir sehen auf und da sitzt ein Cinar in einem Range Rover und grinst uns an. "Und jetzt lasst uns gehen! Bevor euer Verschwinden auffällt!"

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