Kapitel 95

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Ranas Sicht:

Ich packe meinen letzten Koffer und ziehe ihn auf den Flur. Dort steht Jayden und lächelt mich traurig an. Er kommt auf mich zu und zieht mich in seine Arme. "Es tut mir so leid, mein Schatz." sagt er und drückt mich an sich. "Warum entschuldigst du dich?" frage ich mit Tränen in den Augen und habe Angst, dass meine Stimme bricht. "Ich trenne dich von deinem ganzen Leben in Deutschland und ziehe dich hier raus, dann reisen wir ein paar Monate nach Amerika und ... alles wegen mir. Ich kann aber nichts dafür, dass diese Bastarde meinen Dad erschossen und flohen. Jeder in dieser Bank hat überlebt! Außer mein Dad. Und trotzdem tut es mir so leid, babe. Ich bin aber zu egoistisch, um dich hier zu lassen, ich würde es nicht verkraften, dich hier allein zu lassen. Ohne dich abzureisen, mit dir Schluss zu machen und dich mit einem Anderen zu sehen, könnte ich erst recht nicht. Es tut mir so verdammt leid." Und jetzt schluchze ich laut in seine Schulter. "Es ist nicht deine Schuld... Entschuldige dich nicht dafür. Ich hätte mich niemals dazu überwunden, dich nach Amerika zu lassen. Allein, ohne mich. Die Mädels werden es schon verstehen...meine Eltern interessiert es sowieso nicht..." sage ich und schaue mit einem bitteren Blick auf den Boden. Er hebt mein Kinn an und lächelt. "Hey, nicht weinen. Sei glücklich, dass du noch einen Vater hast. Ich möchte, dass du mich ihm vorstellst, wenn wir zurück sind. Ich werde auch konvertieren! Ich werde zum Moslem, wenn ich dich dafür für immer haben darf." lächelt er und diesmal kommen mir die Tränen wegen seinen süßen Worten. Er möchte für mich konvertieren! Zu einer Religion, die er nicht einmal richtig kennt. Er tut es wirklich für mich. "Warum weinst du?" fragt er nun wieder besorgt. "Du bist so verdammt süß!" sage ich unter Tränen und falle ihm wieder in die Arme. Er schließt seine Arme eng um meine Taille und ich meine fest um seinen Nacken. "Ich liebe dich so sehr!" flüstert er. "Und ich dich erst!" flüstere ich zurück. Als wir uns aus der Umarmung lösen, lächle ich ihn an und wische mir mit meinem beziehungsweise seinem Pullover Ärmel übers Gesicht. Es ist ein bequemer, schwarzer Hoodie von Nike. Ganz ehrlich, ich hätte ihn nie darum gebeten, zu konvertieren. Weil ich finde, dass meine Eltern erstmal mit seiner Person an sich klar kommen sollten. Wir hatten beide ziemlich bequeme Sachen an. Nike Hoodies und Jogginghosen. Dazu Sneaker und ich mit einem Messie Bun. Wir sehen aber echt akzeptabel. Na gut, Jayden sieht sowieso aus, wie aus der Calvin Klein Unterwäschewerbung entsprungen! Ich werde echt verrückt bei seinem Aussehen. Jedes Mal. Ich schnappe mir den Zettel, den ich an die Mädels geschrieben habe und mir tropft eine Träne über die Wange auf das Blatt und landet direkt auf meinem Namen. Die Tinte verschwimmt und sieht aus, wie nie da gewesen. Ich beiße mir auf die Unterlippe und lege den Zettel auf die Kommode unter einer der Vasen, die wir von unseren Eltern geschenkt bekommen haben. Habe ich schon erwähnt, dass sie ziemlich fanatisch auf Vasen reagieren? Nein? Jetzt wisst ihr es. Ich habe diesen Brief geschrieben, als ich gestern Nacht meine Koffer packte. Ich war ziemlich verzweifelt. Ich weiß immer noch nicht so recht, wie ich es überwinden soll, meine besten Freunde zurück zu lassen...

Hey Leute,

Es ist echt schwer diesen Brief zu schreiben, immerhin werden wir uns eine lange Zeit nicht mehr sehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr zurück in die WG kommt, bevor ich weg bin, ist ziemlich gering, denn wie wir es alle schon bemerkt haben, sind wir schon eingezogen bei unseren jeweiligen Freunden. Es ist echt schön, dass ihr alle so glücklich seid. Wenn ihr wegen irgendwas traurig seid, dann sagt mir Bescheid, ich werde aus Amerika einen Schuh werfen und den Kopf der Person treffen, die euch auf die Nerven geht! Denn keiner kommt meinen Freunden blöd! Genau, richtig gelesen... Amerika. Ich weiß, dass Nazanin die ist, die den Brief als erstes sehen wird, denn dieses Mädel inspiziert alles und jeden, egal wann, egal wo. Also Nazanin, bitte wein nicht sofort los! Es fällt mir ziemlich schwer diesen Brief zu schreiben. Vor allem, wenn ich über euch schreibe und an euch schreibe. Es ist so... Jaydens Dad wurde bei einem Raubüberfall erschossen. Und wir fliegen jetzt nach Amerika. Ich weiß, ich müsste nicht mitkommen, aber seid ehrlich zu euch selbst. Würdet ihr wegen etwas wichtigen nicht auch zu eurem Freund halten? Ich weiß, an sich versteht es jeder von euch, aber die Tatsache, dass ich einfach so verschwinde... ohne Abschied ohne sonst was, verletzt euch. Und dafür will ich mich schon einmal entschuldigen, denn jede Träne, die ihr wegen mir vergießt, brennt mir in der Seele. Ich bin ehrlich, ich weiß nicht wie lang wir weg sind. Es ist nicht sicher, wann Jayden sich wieder bereit fühlt, aus dem Ort zu verschwinden, aus dem er kommt und mit dem er alle Gedanken an seinen Vater verbindet. Er sagt mir auch nicht genau, wie lang er dort bleiben möchte, weil er mich wahrscheinlich nicht abschrecken will, aber sein wir ehrlich. Ich werde so lange bei ihm bleiben, wie er es möchte. Also nehmt mir das ganze nicht übel, sagt Cinar, Malik, Caner und Ozan bitte, dass sie auf euch aufpassen sollen, und ihr wegen mir nichts falsches tun sollt! Also bitte. Ich liebe euch Leute, ich komme wieder. Bis dahin... Eure Rana.


Ich drehe mich zu Jayden und er sieht mich wieder mit diesem besorgten Blick an. Er nimmt meine Hand und sieht mir an, wie Scheiße ich mich gerade fühle. Wie Dreck, um genau zu sein. Aber da muss ich jetzt durch. Ich werde nicht mehr weinen. Wir brauchen jetzt jemanden, der stark ist. Und da Jayden das in diese Fall nicht kann, übernehme ich das. Wir verließen die Wohnung und fuhren zum Flughafen. Bye Deutschlang. Wir sehen und wieder... Irgendwann...


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