Kapitel 94

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Eylüls Sicht:

"Oh mein Gott, wir hätten Nazanin doch mitnehmen sollen, ich kann da nicht allein sitzen! Ich brauch einen meiner Freunde!" sage ich nervös. Ich würde ja gerne die Fassung bewahren, aber ich treffe gleich Cinars Eltern! Und ich glaube ich darf mal Angst und Nervosität vor meinem FREUND zeigen. Vor allem, wenn es darum geht, dass seine Eltern mich vielleicht nicht mögen könnten... "Schatz, beruhig dich! Ich bin doch bei dir! Außerdem ist meine Schwester auch noch da." "Was? Echt? War nicht deine Schwester die, die mir mein Kleid für den Firmenball rausgesucht hat? Ich meine, sie hat Geschmack." sage ich grinsend. Wenn ich an den Firmenball zurück denke, fällt mir Mesut ein. Mesut, Keyan und Fuad. Ich weiß, sie haben schlimme Dinge getan, aber Fuad und Keyan...haben sie wirklich den Tod verdient? Keiner hat das. Auch sie nicht. Und was ist eigentlich mit Mesut?! Warum hat er die ganze Schuld auf sich genommen? Er hätte uns als Rache anzeigen können. Er hätte dafür sorgen können, dass Rana und Nazanin jetzt im Knast sitzen würden. Doch er hat es nicht. Warum? Was sollte das heißen? Und wie kommt er damit klar, dass er nicht nur seine Brüder verloren hat, sondern auch 15 Jahre lang nicht miterleben wird, wie sein Sohn aufwäscht. Er ist zwar schon vier und er wird sich an seinen Baba erinnern können. Doch...wird er ihn auch als seinen Baba akzeptieren, wenn er erst nach 15 Jahren zurück kommt? Dann ist Selim 19.... das ist doch schrecklich. Zumindest sein Sohn hätte glücklich sein sollen. Er ist ein echt süßer Junge. Aber wie hätte er denn mit einem Vater glücklich sein können, der ihn nicht wirklich als seinen Sohn akzeptiert? Vater werde ist leicht, aber Vater sein ist was anderes... Es verlangt Liebe für das Kind. Mesut akzeptiert seinen Sohn doch nicht einmal. Wie leid Selim mir tut.... "Schatz?" Ich schrecke aus meinen Gedanken und sehe zu einem besorgt drein blickenden Cinar. "Ist alles okay?" Ich sehe in seine Augen und muss lächeln. Ich nicke und er lächelt mich an. "Wir sind übrigens da." sagt er lächelnd. Ich beiße mir auf meine Unterlippe und lege meine Hand auf Cinars Wange. "Ich liebe dich, Cinar." sage ich ernst. Ich küsse ihn kurz und er lächelt. "Ich dich auch Canim." Ich lächle und umarme ihn. "Okay, Eylül, Canim, Askim, was ist los? Du bist plötzlich so ernst. So kenn ich dich gar nicht in meiner Nähe." grinst er. Ich haue ihm gegen die Schulter und er lacht. "Eylül, ich meins ernst, was ist los?" Er legt seine Hand auf meine Wange und ich sehe zu ihm auf. "Ich... naja ich habe an Selim gedacht..." "Wer war das nochmal?" fragt er nun etwas angespannter. "Keine Angst er ist 4 und nicht 24, er kann mich dir nicht ausspannen." sage ich nun grinsend. "Warum denkst du bitte an Selim, also wenn ich es richtig verstehe, Selim Mesut Sohn?" fragt er nun verwirrt, aber streicht mir immer noch übers Gesicht. "Ich finde er hat eine Kindheit ohne seinen Baba nicht verdient. Also klar, sein Baba akzeptiert ihn so oder so nicht, aber...es muss doch schlimm sein, vor allem für einen Jungen. Meine Brüder sind alle mit meinem Baba und Fußball aufgewachsen. Sie haben mit Baba den Jungs Kram gemacht. Aber Selim wird das nicht erleben. Und das finde ich traurig." Er sieht mir fürsorglich und liebevoll an. "Du bist echt süß. Du denkst an jemanden und machst dir Sorgen um ihn, obwohl du ihn nicht kennst und du ihn eigentlich gar nicht mögen solltest, weil es der Sohn von Mesut ist." Bei dem Namen spannt er sich an. "Schatz, es ist ein Kind, ein nichts ahnendes Kind. Es kann nichts für seinen Vater. Und er denkt auch nicht so wie sein Vater. Das ist es doch. Er denkt nicht so wie Mesut." sage ich und er nickt. "Naja, das können wir ja wann anders besprechen. Wie sitzen seit ungefähr 10 Minuten auf dem Parkplatz und ich glaube wir sollten langsam mal rein." sagt Cinar lächelnd und drückt mir einen letztes Kuss auf die Stirn. Wir steigen aus und er nimmt meine Hand.

Im Restaurant gehen wir zum Tisch, der für uns alle reserviert ist. Je näher wir dem Tisch kamen, desto nervöser wurde ich. Und als ich die Menschen, die am Tisch saßen entdeckte, wurde mir direkt klar, wer zu wem gehörte. Also Cinars und Maliks Eltern konnte man gut unterscheiden. Cinars Mutter war blond. Und Maliks Mutter hatte pechschwarze Haare. Ich glaube, man konnte es gut erkennen. Maliks Vater hatte genau den gleichen gebräunten Hauttyp, wie sein Sohn und man muss ehrlich sein, beide etwas ältere Paare, sehen für ihr Alter noch recht gut aus. Wundert einen ja nicht, dass dann solche Kinder entstanden sind. Ich meine Malik und Cinar sind Adonisse. Außerdem sitzt ein hübsches brünettes Mädchen in meinem Alter neben Cinars Mutter und spricht erfreut mit einem Jungen ebenfalls in unserem Alter. Das muss wohl Maliks Bruder sein, denn sein wir ehrlich, die sehen einander ziemlich ähnlich. Bloß ist Malik in dem Fall attraktiver, weil er etwas breiter ist und einen drei Tage Bart trägt. Sein Bruder hat sich heute wohl rasiert, denn an der helleren Haut an der Stelle erkennt man, dass er eigentlich einen Bart auf der Stelle hat. Cinars Schwester und er scheinen sich ja ziemlich gut zu verstehen. Läuft da was? Na das bekomme ich noch raus. Wir gehen auf den Tisch zu und bleiben davor stehen. Alle sehen uns lächelnd an und die erste die reagiert ist Cinars Schwester. "ABI!" ruft sie glücklich und kommt schnell auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Sie ist ja süß. "Abi, ich hab dich voll vermisst!" sagt sie lächelnd und sieht dann mich an. "Hey, ich bin Aydeniz. Aber nenn mich Ayde. Du bist Eylül richtig? Hey, ich bin seine kleine Schwester!" sagt sie lächelnd und ich weiß jetzt schon, dass ich sie mag. "Hey!" sage ich lächelnd und dann stehen auch alle andern auf. "Merhaba!" sage ich zu seinen Eltern und sie lächeln mich beide an. Seine Mutter umarmt mich direkt. "Merhaba, du bist ja ein hübsches Mädchen!" ich werde rot und Cinar lächelt stolz auf mich hinab.  "Merhaba kizim!" sagt sein Vater. "Ah da ist ja unser Sohn! Oglum, lässt dich ja auch wieder bei deinen alten Eltern blicken!" sagt sein Vater grinsend. Das klingt aber nicht vorwurfsvoll, sondern einfach nur als kleiner Spaß. Seine Eltern scheinen auch total nett zu sein. "Cinar mein Sohn!" ruft plötzlich Maliks Mutter und kommt auf uns zu. Sie umarmt Cinar und auch mich. Ich lächle sie an. "Salam u Alaikum Madar jan. (Hallo im Namen von Gott und liebe Mutter auf afghanisch.) Ich sehe erstaunt zu ihm. Er kann Farsi? Seit wann?! Dann kann Malik sicherlich türkisch. Wie krass ist das denn?! Auch Maliks Vater begrüßt ihn sehr herzlich. Sie scheinen sich alle wie eine Familie zu behandeln. Auch Maliks kleiner Bruder kommt dazu und grinst. "Cinar." sagt er gelassen und sie klatschen sich ab. Dieses abklatschen, wo man sich dann brüderlich umarmt. "Du hast ja eine hübsche Freundin!" sagt er und lächelt mich an. Ich lächle zurück. Ich glaube Cinar hat Maliks Bruder ziemlich zu seinem und Maliks Ebenbild gemacht. Das muss man sich mal vorstellen.  Eine Mischung aus den Beiden... das wäre das Chaos! Als wir uns alle setzen, bekomme ich eine SMS. "Eylül, wir sind bald da!" schreibt Nazanin, die wohl doch etwas länger auf Malik warten musste. Ich schreibe Okay, und gebe dann allen Bescheid. "Mein Sohn, er ist auch eine Schlafmütze." sagt Maliks Mutter kopfschüttelnd. "Der verpennt doch eh alles." grinst dann sein Vater. Okay, ich glaube Maliks und Cinars Väter sind so ne Art ältere Version von jeweils ihrem Sohn. Dann müssten deren Frauen ja das gleiche durchmachen, wie wir! Während die Eltern alle etwas mit dem Kellner beredeten, sieht Cinar zu seiner Schwester. "Was machst du da?" fragt er grinsend. Sie tippt wie wild auf dem Handy rum und sieht verwirrt auf. "Ich schreibe mit Sinem, Marion und Michele!" sagt sie lächelnd. "... Ähm meinst du die Zwillinge? Und die andere Türkin?" fragt er verwirrt. "Abi, schäm dich mal! Wir sind seit der Oberschule befreundet und sie waren jeden zweiten Tag bei mir und du weißt doch echt immer noch nicht wer von ihnen wer ist!" sagt sie kopfschüttelnd und ich grinse. Dieses Geschwister Szenario könnte noch ziemlich witzig werden! "Ayde, Prinzessin, du weißt doch, dass die Drei wie meine eigenen Schwestern sind! Ich bin deren Abi. Ist doch natürlich, dass ich sie alle kenne, ich mach doch nur Spaß!" sagt er grinsend. "Aha." grinst sie und ich muss ebenfalls grinsen. Egal was für ein Spaßt Cinar manchmal oder öfters auch sein kann, er ist fürsorglich und so wie er Aydes Freunde alle als seine Schwestern bezeichnet hat ist süß. Er ist deren Abi! Und als wir gerade vom Kellner aufgefordert werden zu bestellen, kommen auch endlich Nazanin und Malik. Na endlich! Ich glaube Nazanin und ich werden uns einig sein. Diese große Familie ist der Hammer.

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