Kapitel 20

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Ich spürte wie jemand über mich drüber stieg und geräuschvoll vom Bett sprang. Mit zugekniffenen Augen richtete ich mich auf und kratzte mich am Hinterkopf. "Morgen Süßer", flüsterte Natsuko und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann verließ sie mein Zimmer. Zögernd öffnete ich meine Augen und als mir die Erinnerung an Gestern in den Kopf schoss kamen mir automatisch die Tränen. Ich sprang aus dem Bett und rannte so schnell ich konnte unter die Dusche. Das heiße Wasser prasselte auf mich herab und ich seifte mich hysterisch ein. Wenn Akaya das heraus findet wird er sich von mir trennen. Ein wenig abwesend stellte ich das Wasser wieder aus und trocknete mich ab. Dann zog ich mir frische Sachen an und ging runter in die Küche. Mein Bruder stand dort mit einer Tasse Kaffee in der Hand und grinste mich an. "Ich hasse dich Hiyoshi." Er lachte. "Du hast es dir selber ausgesucht." "Du hast mir ja auch keine andere Wahl gelassen!" Ich wurde etwas lauter. Schulterzuckend stellte er die Tasse ab. "Haben die eigentlich kein Zuhause mehr oder warum sind die immer noch da?" "Ich habe gesagt sie können solange bleiben wie sie wollen." "Na ganz toll." Genervt drehte ich mich um und lief in den Gang. Dort schlüpfte ich in meine Schuhe und zog mir eine Jacke über. Ich ging zur Tür hinaus und wollte gerade loslaufen, als ich hinter mir ein Brüllen vernahm. "Wo gehst du hin?!" "Oh du bist es Natsuko. Ich gehe spazieren." Offenbar bemerkte sie nicht das ich gezwungen freundlich zu ihr war. "Darf ich mitkommen?" "Also eigentlich...", weiter kam ich nicht den schon rief sie mir zu das ich warten sollte und kam kurz darauf fertig angezogen hinaus. Seufzend lief ich los durch den mittlerweile matschigen Schnee. "Warte!" Sie rannte auf mich zu und nahm mich dann an der Hand. Sie verschränkte dann noch ihre Finger mit meinen und lief zufrieden grinsend neben mir her. Wieder schoss mir die Erinnerung durch den Kopf und ich war kurz davor meine Hand wegzureissen. Plötzlich blieb ich wie angewurzelt stehen. Vor uns lief gerade Akaya über die Kreuzung. Ich zog meine Hand zurück und rannte weg. Keine Ahnung wieso ich so reagierte, aber ich musste einfach wegrennen. Natsuko rief mir hinterher und ich drehte mich kurz um. Akaya lief auf sie zu und sagte etwas und dann rannte er mir hinterher. Ich stoppte nicht und landete irgendwann an diesem einen Teich. Kaum Luft bekommend ließ ich mich in den matschigen Schnee fallen und schloss die Augen. "Teshi?!", rief Akaya und kniete sich neben mich. "Alles okay bei dir? Steh aus dem Schnee auf, du wirst noch krank!" Ich atmete schwer weiter ohne mich ein Stück zu bewegen. Das war ein wenig zu viel für mich. Akaya seufzte und hob mich hoch. "Du Dummkopf. Warum rennst du auch wie ein Irrer davon." Er trug mich zu der üblichen Bank und setzte mich dort ab. Dann setzte er sich noch so hin das ich mich an seine Schulter lehnen konnte. "Tschuldigung", murmelte ich kaum hörbar und schon liefen mir Tränen über die Wangen. "Was hast du gesagt?" "Es tut mir leid.", sagte ich nun etwas lauter und schluchzte. "Heey. So schlimm ist das jetzt auch wieder nicht." Er legte seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. "Ich werde doch nicht sauer weil du wegrennst." Dann wuschelte er mir durch die Haare. Wenn du doch nur wüsstest, wieso es mir so leid tut. Akaya ließ locker und legte seine kalten Hände auf meine Wangen und zwang mich ihn anzusehen. Er hatte Tränen in den Augen. "Bitte weine nicht. Ich kann dich einfach nicht weinen sehen." Darauf lächelte er leicht und küsste mich. Ich erwiderte und legte ihm meine Hände in den Nacken. Er zuckte zusammen und kicherte. "Teshi. Deine Hände sind kalt." Ich nahm meine Hände wieder zu mir und sah ihn an. "Eigentlich hätte ich ja einen Termin, aber ich glaube dafür ist es jetzt auch zu spät." "Was für ein Termin denn?" "Bloß eine Kontrolluntersuchung beim Arzt." "Wenn du dich beeilst schaffst du es bestimmt noch dorthin. Ich sollte sowieso wieder nach Hause. Mein Bruder weiß nämlich nicht wo ich mich gerade aufhalte." "Sicher?" Nickend gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und er lief winkend los. Ich habe so ein schlechtes Gewissen. Ich muss es ihm sagen. Mir wurde jetzt wirklich kalt und ich bewegte mich langsam nach Hause. Natsuko stand in der Tür und als sie mich sah rannte sie auf mich zu und fiel mir um den Hals. "Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ist alles gut bei dir?" "Jaja." Ich ging an ihr vorbei und zog mir Schuhe und Jacke aus. "Ich bin dann Oben.", sagte ich und ging die Treppen hoch. Meine Zimmertür stand offen und ich blickte um mich. Ich hatte die Tür doch geschlossen. Verwirrt betrat ich mein Zimmer und starrte die Person an die auf meinem Bett saß. "Teshi. Ich fühle mich etwas vernachlässigst seit du deinen Schwarm für dich hast.", sagte er und lachte. Stimmt ja, ich hatte wirklich keine Rücksicht genommen. Ich musste lachen.

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