Kapitel 23

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Am nächsten Morgen wurde ich, wie immer, durch meinen Wecker wach und sprang unter die Dusche. Ich habe mir angewöhnt morgens immer kalt zu duschen damit ich richtig wach werde. Es ist zwar manchmal eine Qual, aber ich werde ansonsten einfach nicht wach. Eiskalt stieg ich also wieder aus der Dusche und schlüpfte in die Schuluniform. Unten frühstücken alle und unterhielten sich darüber, was sie heute so alles vor hatten. Ich schnappte mir nur einen Toast, drückte Natsuko einen Kuss auf die Wange und verschwand zur Tür raus. Der Schulweg und auch die Schule verlief wie immer. In der Pause trafen ich und Umeko uns. Danach ging es wieder in den Unterricht und ehe ich mich versah verabschiedete ich mich auch schon wieder. Es hatte angefangen zu schneien. Auch wenn es gestern noch warm war. In meiner Schultasche hatte ich zum Glück immer eine Jacke. Auch wenn sie sehr dünn war. Als ich die Jacke an hatte lief ich den gewohnten Weg nach Hause. Irgendwann aber blieb ich stehen und sah mich um. Alles um mich war schneeweiß. Ich hatte gar nicht gemerkt das es aufgehört hat zu schneien. Links neben mir fielen mir dann die Büsche auf die zu dem Teich führten. Langsam kroch ich hindurch und näherte mich der Bank die inzwischen ziemlich mitgenommen aussah. Mit meinen Fingerspitzen strich ich an der Lehne entlang. Und dann schossen mir die Erinnerungen an Akaya in den Kopf. Es war viel zu plötzlich. Mir rannen die Tränen über die Wange. Panisch schüttelte ich den Kopf hin und her. Schnell drehte ich mich um und rannte los als ich gegen etwas stoß und nach hinten umkippte. "Oh. Entschuldigung. Geht's", sagte eine Stimme und mir blieb das Herz stehen. Ich sah auf den Boden damit man mein Gesicht nicht sehen konnte. "Akaya...", flüsterte ich so leise das ich nicht zu hören war. Ich sah auf und ich hatte mich nicht vertan. Akaya. Er stand direkt vor mir. Und als er erkannte wer ich war weiteten sich seine Augen. "T-Teshi?" Ich nickte. "Geht es dir gut? Du hattest ein ziemliches Tempo drauf." Er nahm meine Hand und zog mich hoch. Ich muss mich zusammen reißen. Ich bin ja mit Natsuko zusammen das sollte mir nichts ausmachen. Eigentlich. "Bei mir ist alles in Ordnung und bei dir?" Akaya nickte. Seine Haare waren länger. Zwar noch genau so zerzaust wie vor zwei Jahren, aber länger. Es sah gut aus. "Wieso bist du denn gerannt?" "Äh. Ich wollte schnell nach Hause weil mir kalt war." "Achso." Es ist komisch. Ich merke das Akaya krampfhaft versucht sich normal zu verhalten. Genau wie ich. "Was ist den die letzten Jahre bei dir so abgegangen? Wie läuft's mit dem Mädchen?" Ich schluckte. "Nicht viel. Eigentlich ist alles so wie immer. Und mit Natsuko..." Ich stockte. Sollte ich es ihm jetzt erklären? Was ist wenn ich ihn nicht mehr sehe? "I-Ich war damals wegen meinem Bruder mit ihr zusammen. Er hatte mich gez-" "Das weiß ich." "Was?" "Umeko hat es mir erzählt. Aber zu dem Zeitpunkt war ich schon in Amerika. Dort war ich auch noch bis vor einer Woche. Ich war enttäuscht weil du mich angelogen hast." "Tut mir leid. Ich dachte es wäre schlimmer gewesen wenn ich es dir gesagt hätte. Aber ich sollte dir sagen das ich jetzt eine ehrliche Beziehung mit ihr führe." Akayas Augen verengten sich ein wenig. "Was hast du in Amerika eigentlich gemacht? Und warum bist du wieder da.?" "Ich wollte ein wenig Ruhe. Ich habe mir eine Wohnung gemietet und der Vertrag läuft ab. Jetzt bleibe ich hier einen Monat um zu überlegen ob ich dort oder hier bleibe." Bleib hier. Er muss hier bleiben. "Aha. Ja ich sollte dann auch mal wieder gehen. Nicht das die sich noch Sorgen machen." "Warte. Darf ich dein Handy noch kurz?" Etwas verwirrt drückte ich ihm mein Handy in die Hand. Er tippte irgendetwas ein und gab es mir wieder. "Jetzt hast du meine Nummer wieder. Bis dann." Er lief an mir vorbei und ich schaute ihm noch kurz hinterher. Rasch drehte ich mich dann um und lief schnellen Schrittes nach Hause. Was war das? Ich habe mich komplett vergessen. Aber ich habe kein Interesse mehr an Typen und bestimmt nicht an Akaya. Nein. Und als ob er nach zwei Jahren noch was für mich empfinden würde. Nein. Ich bin mit Natsuko zusammen und bin glücklich. Oder? Plötzlich fiel mir wieder etwas ein: Ich und Umeko waren bei mir im Zimmer. Er fragte mich über meine Beziehung aus und dann kam auch das Thema Sex. Hatten Natsuko und ich nie. Er sagte ich würde es auch noch hinterfragen. Aber ausgerechnet jetzt. Nur leider stimmt es. Kurz gesagt. Bei Natsuko krieg ich einfach keinen hoch. Nein, nein, nein. Ich klopfte mir gegen die Stirn und bemerkte, dass ich schon die längste Zeit vor unserem Haus stand. Ich ging rein und geradewegs in mein Zimmer. Ich warf mich in mein Bett und schlief ein. Ohne das ich mich gewaschen, umgezogen oder sonst was dergleichen gemacht hatte. Und als ich dann am nächsten morgen aufwachte und diese eine Meldung im Radio hörte kam ich mir wieder vor, wie vor zwei Jahren.

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