Kapitel 6

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Ihre Augen, ihre Lippen, ihre Nase...sie sah genauso aus wie auf den Bildern, die mein Dad noch von ihr hatte. Wie konnte ich sie davor nicht erkennen? Sie war es eindeutig!

"...was?" fragte Sophie irritiert und war jetzt genauso kreidebleich wie ich aussehen musste.
"Du...bist meine Mom." wiederholte ich, doch es klang immer noch seltsam. Ich hatte meine Mom nie kennen gelernt und hatte mich damit abgefunden, dass sie nicht mehr lebte, aber jetzt stand sie vor mir und war etwa in meinem Alter.

"Das... kann ich nicht glauben..." sagte sie langsam. Ich kramte ein Foto aus meinem Geldbeutel heraus von meinem Dad und meiner Mom zusammen vor meiner Geburt. Sie hatte da eine andere Frisur, aber sie war es.

Sie nahm es aus meiner Hand und starrte es lange an, bis sie sich setzte.
"Ich glaube, das wirs langsam zu viel für mich." meinte Tammy und Sophie und ich sahen sie fassungslos an.
"Und was soll ich sagen?" sagten wir beide gleichzeitig und konnten nicht anders, als zu kichern.

"Das also ist dein Dad?" Ich nickte.
"Hm...er sieht gut aus. Wann...und wie...treffen wir uns denn?" Ich schüttelte lachend den Kopf.
"Neenee, das sage ich dir nicht. Ein bisschen Überraschung muss sein. Außerdem will ich nicht, dass sich dadurch etwas in der Zukunft ändert oder so. Dass ich dich getroffen habe war eh schon zu riskant." Nicht, dass ich dann in der Zukunft gar nicht mehr existierten oder jünger war oder gar anders aussah und eine andere Person war.
"Stimmt, du hast Recht. Ich weiß eh schon zu viel. Aber...du hast doch gesagt, ich sterbe bei deiner Geburt, oder? Dann lernen wir und ja gar nicht kennen."

"Ja, leider. Aber wir können uns ja jetzt kennen lernen." Wir lächelten uns beide an.
"Ja, das können wir jetzt."

Ich räusperte mich.
"Jedenfalls... ich suche mir dann einen Job. Auch wenn wir gewissermaßen Familie sind, ich will euch nicht auf der Tasche liegen. Habt ihr eine Ahnung, wo es zurzeit eine freie Stelle gibt?"
"Es gibt da ein kleines Café. Das leitet mein großer Bruder. Er sucht eh gerade eine Kellnerin." schlug Tamara vor, doch Sophie war damit nicht einverstanden.

"Spinnst du? Das ist ein Full-Time-Job! Wann denkst du, geht sie zur Schule?" Tamara sah mich mit großen Augen an und fing an zu lachen.
"Du weißt nicht einmal seit fünf Minuten, dass du mal eine Tochter haben wirst und jetzt führst du dich schon auf wie eine strenge Mutter."

Sophie lachte jetzt auch.
"Tut mir leid, Claire. Aber du solltest wirklich zur Schule gehen. Schließlich weißt du nicht, ob und wann du wieder in eine Schule kommst. Nicht dass du hier zehn Jahre fest steckst und nicht einmal einen Abschluss hast."

Wie jede Mutter hatte sie Recht und das war ich nicht gewöhnt. Mit meinem Dad stritt ich mich oft und meistens gewann ich oder am Ende lag ich richtig. Es mochte seltsam klingen, aber es fühlte sich gut an, mal überzeugt zu werden und trotz ihres jungen Alters war es schön, eine Mutter zu haben, die sich um mich sorgte.

Kurzes Kapitel, ich weiß, aber eigentlich sollte das ja auch eine Love Story werden und keine Mutter - Tochter Story XD
Hoffe, euch gefällt es soweit ♡

Love between Time ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt