Kapitel 13

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[Bild oben ▶ Marc Evans]

Später wartete Marc wirklich vor dem Schultor und gemeinsam gingen wir dann zu Mario's. Er setzte sich an die Bar und ich ließ mir erst alles zeigen, bevor ich dann die Bestellungen aufnahm. Marc flirtete fast ununterbrochen mit mir und normalerweise hätte ich ihn gebeten, damit aufzuhören, aber ich dachte an das, was Sophie gesagt hat: ich sollte solange ich hier bin, mich amüsieren und Spaß haben, alles nicht ganz so streng sehen.

Nach einer Weile kam Ian in das Café und ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht die ganze Zeit zu ihm herüber sah. Jetzt merkte ich, dass Jessica Recht hatte. Es war nicht sein Aussehen, oder was er sagte, es lag an seiner Ausstrahlung und an seinem ganzen Wesen...dass sich jeder zu ihm hingezogen fühlt. Auch ich, musste ich gestehen.

Ich seufzte und wischte die Ablage gedankenversunken ab.
"Claire? Hallo? Hast du mir zugehört?"
Ich wachte auf aus meinen Tagträumen.
"Sorry, was? Tut mir leid, ich war gerade abgelenkt." Er lächelte.
"Kein Problem. Ich habe nur gefragt, ob du mir noch eine Cola geben kannst."

"Ähm... achso. Na klar. Kommt sofort."
Ich ging zum Kühlschrank und öffnete die Flasche, bevor ich sie ihm überreichte.
"Hier, bitte." murmelte ich, dann ging ich zu Ian.

"Hi. Was machst du hier?" fragte ich ihn, aber es klang unfreundlicher, als es eigentlich sollte.
"Ich mache hier immer meine Hausaufgaben. Wieso, ist das ein Problem für dich?" Er klang herausfordernd.
"Nein, ich...es hat mich nur etwas gewundert. Ich wollte mich entschuldigen. Ich habe vorschnell über dich geurteilt und hatte eigentlich keine Ahnung, was die Wahrheit ist. Du warst nur mega nett zu mir und ich habe dich angefahren. Es tut mir leid. Können wir...Frieden schließen?"

Er sah mich zuerst etwas skeptisch an, doch dann nickte er und lächelte. Kann jemand bitte dieses Lächeln abstellen?
Mir blieb die Stimme weg, also lächelte ich nur und ging beinah schon benommen zurück zu Marc.

Nach meiner Schicht ging ich nach Hause und freute mich schon auf meine eigene Couch. Dieser eine Tag hat sich angefühlt wie eine Woche.

Als ich durch die Wohnungstür kam, warteten Sophie und Tamara schon erwartungsvoll, dass ich anfing, zu erzählen.
Ich setzte mich erst einmal hin auf die Couch im Wohnzimmer - meine Füße brachten mich um!

"Und wie war dein erster Schultag?" Die beiden sahen aus wie Eltern bei dem ersten Schultag einer sechsjährigen.
"Es war...besser als erwartet. Und... anstrengender. Die Kurse sind cool, ich habe vielleicht schon eine Freundin gefunden und so wie es aussieht, gibt es gleich zwei Typen, die sich um mich streiten. Ich habe immer geträumt, dass mir so etwas passiert, aber jetzt, wenn es passiert wünschte ich, alle beiden würden mich in Ruhe lassen."

"Wieso? Entscheide dich für einen und bringe es dem anderen so schonend wie möglich bei." meinte Tamara und ich sah sie nur müde an.
"Ich will nich gar nicht entscheiden! Versteht ihr das nicht? Die Typen sind uralt für meine Realität. Wenn ich sie sehe, denke ich mir ja wirklich heiß, aber wenn ich nachdenke, wie sie 2016 aussehen, stelle ich mir graue Haare, Halbglatze und einen Bierbauch vor."

Sophie lachte und Tamara sah mich verstört an.
"Dann wundert mich gar nichts mehr."
"So sehr es mir hier auch gefällt und es niemandem wirklich auffällig, dass ich nicht aus ihrer Welt bin, aber ich passe nicht hierher."

"Deine Welt, meine Welt...es ist nur Zeit, kein anderer Planet. Momentan ist das Jetzt deine Realität und ich weiß nicht, wie oft ich es noch sagen soll...Süße, mach dich mal locker! Wir bringen dich schon in deine Zeit zurück, aber auch wenn das Monate oder auch Jahre dauert, ich will nicht, dass du später sagst, du hast eine lange Zeit im 20. Jahrhundert verschwendet und alles war blöd. Du hast ein Los gezogen, jetzt musst du damit leben. Aber lebe wirklich. Hab Spaß, mach Fehler, geh mit Jungs aus... oder von mir aus kannst du die Jungs auch weglassen, wenn du so ein Problem damit hast."

Mal wieder hatte sie Recht.
"Morgen fangen wir an, mit der Recherche nach dieser Zeitreise Uhr. Wer weiß, vielleicht findet man etwas darüber oder sogar eine Anleitung, wie man das Ding zusammen baut?"

"Aber wie soll man so etwas finden? Ich habe daran schon gedacht, aber ich habe ja kein Internet in dieser Zeit. Es ist ja nicht so, dass ich es einfach googlen könnte."
"Internet? Googlen? Was ist das für eine Zeit?" Tamara schüttelte den Kopf und Sophie lachte fassungslos.

"Schon mal von Büchern gehört? Um die Ecke ist die Stadtbibliothek."
"Bibliothek? Bücher? Seid ihr wahnsinnig? Das dauert doch Jahre, bis ich auch nur einen Hinweis habe. Falls man überhaupt irgendwas darüber findet."

"Darum helfen wir dir ja."
"Das ist wie eine Schatzsuche. Manche brauchen Generationen, um einen Schatz mit Schatzkarte zu finden. Aber wir haben ja nichtmal einen Hinweis."
"Stimmt. Wir haben den Schatz. Die Uhr. Jetzt brauchen wir nur noch die passenden Hinweise." sagte Sophie.
"Das dauert trotzdem ewig."
"Ich weiß, aber hast du eine bessere Idee? Weil sonst ist das die einzige Möglichkeit, die wir haben."

Love between Time ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt