„Bitte nimm mir mein Gedächtnis, bitte lösche die Dateien." (Madeline Juno – Eiskristalle)
Mein Blick war leer, als ich durch die Tür geschoben wurde. Er blieb leer, als ich wie automatisch auf die Couch zusteuerte, er blieb leer, als ich mich setzte, und er blieb leer, als ich einfach nur da saß und schwieg.
„Hallöchen, komm doch rein", hörte ich die Stimme dieser Frau zeitverzögert in meinem Gehirn ankommen und wollte gleich schon wieder gehen. Zu viel Lächeln, zu viel Zuversicht, zu viel Mühe. Wie auch schon bei den anderen Dreien vor ihr. Am liebsten wollte ich einfach wieder gehen, einfach nur weg von hier.
„Die Jacke kannst du auch gerne dort an den Haken hängen", lächelte sie mich weiter an und setzte sich dann auf ihren Sessel mir gegenüber. Immerhin hatte sie nicht versucht, mir die Hand zu geben.
„Du kannst gerne Sue zu mir sagen, das ist am einfachsten", wieder versuchte sie mit mir zu reden, doch ich schwieg weiterhin. Nicht reden. Nur nicht reden. Ich wollte doch einfach nur diese Stille um mich herum, die sich wie ein Schleier auf mich legte. Diese immerwährende Stille...
„Und ich weiß, es ist eine ganz ungewohnte Situation, aber wenn du irgendetwas brauchst, sag Bescheid. Möchtest du etwas trinken?", redete sie weiter auf mich ein und ich reagierte nicht. Mein Blick war starr auf den Boden gerichtet. Hässlicher, grauer Teppich. Aber wenigstens musste ich sie so nicht ansehen. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Ich wollte doch einfach nur weiter auf meinem Bett liegen, mich verstecken, mich nie wieder zeigen. Ich wollte doch einfach nur alleine leiden. Alleine.
„Du bist wohl nicht freiwillig hier, hm?", meinte sie dann und meine Haltung veränderte sich nicht. Wieso auch? Ich war ja wirklich nicht freiwillig hier.
Meine Fingen gruben sich immer noch in den Saum meines schwarzen Kleides, meine Augen blieben stur, hatten jeglichen Glanz schon lange verloren. Wieso konnte ich nicht einfach alles vergessen? Einfach alles auslöschen, nie wieder daran denken müssen? Nie wieder...
„Hör mal zu", riss mich Sue erneut aus meinen Gedanken, während sie sich weiter zu mir vorbeugte, „ich weiß, das Leben ist manchmal ziemlich scheiße. Ich weiß noch nicht genau, was du durchgemacht hast, aber es muss etwas sein, was dich in deinen Grundfesten erschüttert hat. Und ich kann dir gleich sagen, dass der Weg nicht leicht sein wird. Es wird das schwerste, was du jemals erlebt hast. Du wirst dich mit dir selbst auseinandersetzen, du wirst immer wieder denken, dass du scheitern wirst... Und ja, es wird ein langer Weg werden. Du wirst nie vergessen, was passiert ist, du wirst immer damit zu kämpfen haben und du wirst sehr oft zu mir kommen, aber dir wird es irgendwann besser gehen. Irgendwann wirst du sehen, dass das ganze hier wirklich was bringt. Du musst es nur wollen."
Ihre Worte trafen mich. Sie trafen mich so hart wie ein Schlag ins Gesicht. Niemand hatte es in den letzten Monaten geschafft, mich überhaupt zu erreichen, mich wirklich zu erreichen, mir eine Antwort zu entlocken.
„Warum sagst du so etwas?", kam es so nur krächzend über meine Lippen. Meine Stimme hatte ich lange nicht mehr benutzt und wenn, dann nur zum Schluchzen.
Die Psychiaterin vor mir entgegnete einfach nur ein simples Lächeln. Es war kein gespieltes, professionelles Lächeln. Es war ein freudiges Lächeln. Ein aufmunterndes Lächeln.
„Weil es das einzige war, was dir helfen würde. ... Du bist ein zuversichtlicher Mensch, das hab ich in deinen Augen gesehen. Ich musste diese Zuversicht nur ein wenig wachrütteln. Denn eines, das musst du wissen: So scheiße es auch für einen aussieht, irgendwann geht es immer bergauf."
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Das Blumenmädchen (LeFloid)
FanfictionFlo hatte mehr als genug um die Ohren: Die Masterarbeit machte ihm das Leben schwer, YouTube musste laufen, auch wenn er keine Lust hatte, und in der Liebe schien er wohl auch kein Glück mehr zu haben. Nie wieder. Nicht nach allem, was er Ina angeta...