+ Zwischenspiel: Freunde? +

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„Er hat mich als Freund bezeichnet!", murmelte ich ohne Begrüßung, als ich in Sues Praxis kam. Ich sah sie noch nicht mal richtig an, ignorierte sie, lief einfach ohne Umschweife auf meinen Stammplatz zu. Mein Lieblingsteppich. Und das war eines dieser Signale, die meine Psychiaterin schon zur Genüge von mir kannte.
„Ja und?", erwiderte sie daher nur und ich lief verwirrt vor dem Sofa auf und ab. Sue ließ mich. Sie ließ mich in solchen Situationen immer erst machen.
„Ich habe keine Freunde. Also nicht wirklich Freunde-Freunde. Ich habe Bekannte, ein paar Menschen, mit denen ich was unternehmen kann, aber keine ... Freunde eben."
Und dann sah ich zum ersten Mal auf, Sue direkt in die Augen. Sie blickte nur forschend zurück. Sie kannte meine Gefühlsausbrüche, sie kannte mich gut.
„Und was ist jetzt schlimm daran?", fing sie mit ihren Psychiaterspielchen an und verschränkte die Arme.
„Alles?!"
„Aber wieso? Was bedeutet denn ‚Freunde' für dich?", versuchte Sue mehr aus mir heraus zu kitzeln, während ich immer noch Teppichkreise lief.
„Verantwortung", murmelte ich und schaute auf meine Spuren, die ich auf dem Langhaarteppich hinterließ.
„Zu viel Verantwortung?", hakte Sue nach und ich nickte.
„Viel zu viel. Man muss sich um Freunde kümmern, man muss mit ihnen was unternehmen. Man muss für sie da sein", seufzte ich und knetete meine Hände.
„Und das willst du nicht?"
„Doch, eigentlich, vielleicht, oder auch nicht. Ich weiß es nicht."
Und wieder entstand eine Stille, wo ich nachdenkend meine Kreise lief. Gott sei Dank war ihr Behandlungszimmer groß genug.
Freunde. Allein dieses Wort machte mir Angst. Sehr viel Angst. Die Kehle zuschnürende Angst....
„Und warum sagst du diesem Florian das nicht einfach? Also dass du nicht mit ihm befreundet sein willst?", fragte Sue so provokant, so wie sie es immer tat. Ich hatte sie mal gefragt, ob sie das bei anderen Menschen auch machte. Sie hatte nur lachend den Kopf geschüttelt.
„Weil ich ihn mag", antwortete ich und sah auf meine Finger, die nervös mit meinem Kleidsaum spielten, blieb dann aber stehen und sah die junggebliebene Brünette vor mir an. „Ich mag ihn ziemlich, auch wenn ich ihn noch nicht lange kenne. Er nimmt mich so wie ich bin ohne irgendwelche Ansprüche zu stellen. Und ich mag es nicht, wenn er schlechte Laune hat. Er schaut dann immer so traurig", erklärte ich ihr und wurde unsicher.
„Aber wenn du ihn gerne magst und ihr auch schon was zusammen unternehmt und du dich auch immer um ihn kümmerst, das ist doch in deinen Augen Freundschaft", erwiderte Sue lächelnd. Es war ihr Gewinnerlächeln. Und sie hatte gewonnen. Mal wieder. Wie immer eigentlich.
„Oh", murmelte ich nur und hörte auf, mein Kleid zu zerrupfen. Setzte mich resignierend auf ihre Couch. „Da hast du recht."
„Wann hab ich das mal nicht, liebe Thea? Wann hab ich das mal nicht?"



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Hallöchen, ihr Lieben,

und Willkommen zum ersten Zwischenspiel, das immer nach einer Storyeinheit seinen Platz finden wird.
Wie gefällt euch die Story bis hier hin? Mögt ihr Thea, findet ihr sie komisch? Wie findet ihr Flos Reaktionen auf sie und seine Gedanken Ina bezüglich?
Oder findet ihr das alles hier, ist der größte Müll? Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen ;P
An dieser Stelle auch nochmal ein großes Danke an diejeinigen, die immer noch aktiv lesen und auch voten. Vielen Dank!

Ich wünsch euch noch ein grandioses Wochenende!
Aprocure

Das Blumenmädchen (LeFloid)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt