+ Zwischenspiel: Scherben +

61 5 0
                                    

„Thea, wo bist du denn?", hörte ich Sues besorgte Stimme, direkt als ich abgenommen hatte, und wollte gleich schon wieder auflegen.
„Ich schaff es leider nicht", murmelte ich und lehnte meinen Kopf an die kühle Glasscheibe hinter mir. Ich saß auf meinem Balkon. So wie immer eigentlich.
„Ach Kind, du weißt, dass das nicht gut ist", erwiderte die Person, die mich wohl mittlerweile am besten kannte, aber nicht erkannte, dass ich sie anlog. Wie weh es mir tat, sie anzulügen...
„Ich weiß, Sue, ich weiß. Aber das Special ist bald und ich hab noch so viel vorzubereiten, weißt du? Ich hab's komplett vergessen", seufzte ich und log sie weiter an. Ich wollte eigentlich nicht mit ihr reden. Keine schlauen Worte, die mir helfen sollten, mir es aber nur noch schwerer machen würden. Ich wusste, dass ich ihre Hilfe brauchte, aber ich musste erst mal den einen Abschnitt hier zu enden bringen. Nach dem Special war ja immer noch Zeit, oder?
„Ach Thea, überarbeite dich bitte nicht. Isst du wenigstens genug?", hakte Sue aber nur weiter nach und ich musste lächeln.
„Ja, danke. Für alles. Und ich bin bald wieder da, versprochen. Nach dem Special komm ich bei dir vorbei und verschiebe die Termine nicht immer, okay?", versuchte ich sie indirekt abzuwürgen und meine Psychologin ging sogar darauf ein.
„Pass auf dich auf, hörst du? Und ruf an, wenn du Hilfe brauchst", verabschiedete sie sich von mir und ich nickte lächelnd, bevor ich auflegte und mein Blick wieder in Richtung Nachthimmel ging.
Es war doch verhext. Ich kam einfach nicht weg von diesem Balkon und der beruhigenden Wirkung hier. Es war besser als Sue mir je hätte helfen können...
Ich sollte mich mehr auf sie einlassen.
Ich sollte mehr auf mich selbst achten.
Und ich sollte vielleicht mal anfangen, abzuschließen.
Auf jeden Fall sollte ich aufhören, immer weiter in meinen Gedanken zu versinken.
Ich sollte aufhören, mich so unfassbar kaputt zu machen.
Und ich sollte aufhören, mir Mut anzutrinken. Das würde doch eh nicht gut enden.
Niemals.
Denn mein Herz, das sah ich weiter in Scherben.

Das Blumenmädchen (LeFloid)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt