+ Kapitel 5.1: Am gleichen Fleck +

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„Doch ich bleib am gleichen Fleck, weil bleiben einfach leichter fällt." (Max Giesinger – Der Blick nach Vorne)


„Kann ich so tun
Als lägst du gerade neben mir?
Und kannst du so tun
Als wünschtest du dir mich bei dir
Und ich bilde mir ein
Ich wär dein und du mein
Und ich bilde mir ein
Du wärst mein ganz allein"
(Madeline Juno – Ich dein und du mein)



Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat ich das kleine Café und erblickte Inaauf unserem Stammplatz.
„Hey Flo. Ich hab uns schon was zum Trinken bestellt", begrüßte Ina mich undich sah sie erstaunt an, bevor ich mich setzte.
„Dankeschön. ... Wie geht's dir?", fragte ich so und holte tief Luft. Es war dochnur ein einfaches Kaffeetrinken. Ein bisschen Plaudern und dann würden wirwieder unserer Wege gehen. Mein Herz schlug mir dennoch bis zum Hals.
„Ganz gut, hab heute schon viel geschafft, aber es gibt noch genug zu tun.Werden wohl ein paar mehr Überstunden", zuckte sie mit den Schultern und imnächsten Moment kam auch schon die Kellnerin, um uns die Getränke zu servieren.Einen Latte Macchiatto und einen Cappuccino. So wie immer. So wie damals.„Schon die Videos geschnitten, die du schneiden wolltest?"
„Nope, ich hab es an Jan weiter gereicht. Sonst würde das Video mal wiedernicht rechtzeitig on kommen. ... Das Special ist anstrengender als gedacht",seufzte ich und nippte an meinen Getränk. Coffein. Gute Sache.
„Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass du wirklich ein großes Specialmachst", meinte Ina dann und ich schmunzelte. „Früher hast du dich immergewehrt.
„Ich weiß, ich weiß. Aber irgendwie hab ich dann bei den 4 Millionen einschlechtes Gewissen bekommen und naja, 5 Millionen ist schon ... verdammt krass,ey."
„Aber verdient. Ich erinnere mich noch daran, als du mir von deinen ersten 100Abonnenten erzählt hast. Und dein 1.000 Abonnenten Special war auch ziemlichgut gewesen. Du und singen", schwelgte dann auch Ina in Erinnerungen und ichdachte gerne an die Zeit früher zurück. Frisch am Studieren, YouTube nur alsHobby und Ausgleich. Irgendwie hatte sich das alles komplett geändert.
„Daran erinnerst du dich noch?", wollte ich dann wissen und Ina nickte nur.
„Natürlich. Ich werde nie vergessen, wie unfassbar aufgeregt du warst, als dudein erstes Video hochgeladen hast. Oder wie du Luftsprünge gemacht hast, alsdu die 1.000 Abonnenten geknackt hast. Das waren die guten, alten Zeiten",lächelte sie mich an und ich nickte. Ja, damals waren die Zeiten verdammt gutgewesen...
„Bedeutet ja aber nicht, dass die kommenden Zeiten nicht weniger gut werden",formulierte ich kryptisch und Ina nickte nur.
„Absolut nicht."


+


Mein Atelier war aufgeräumt – jedenfalls so aufgeräumt, wie ich es mit all demChaos in mir drin aufräumen konnte. Überall standen Bilder in den Ecken, dieseverdammten Bilder, die bald von hier verschwinden würden. Und wenn sie wegwären, dann sähe es hier wieder so steril aus. Und leer.
Seufzend betrachtete ich das Bild, das auf der Leinwand ruhte und mittlerweilegetrocknet sein dürfte. Ich wusste nicht, ob ich es zu den anderen Stellensollte, sodass ich es wohl erstmal im Schlafzimmer zwischenparken und mich dannspontan dazu entscheiden würde, ob Florian es sehen sollte oder nicht.
Florian...
Nicht, dass mich das bevorstehende Treffen nervös machen würde, aber... ich warziemlich fertig mit meinen Nerven.
„Ein Schritt nach dem anderen, Thea!", versuchte ich mir gut zu zu reden, doches half nichts. Meine ganze Gedankenwelt drehte sich um ihn und wie wir jetztmiteinander umgehen könnten... würde... sollten.
Vielleicht war es zu früh, vielleicht war es falsch, aber warum fühlte es sichdann doch in meinem Kopf so gut an, dass ich ihn bald wieder sehen würde? Ichbrauchte ihn einfach, seine aufmunternden Worte, seine Weitsicht, seinVerständnis. Und noch so viel mehr brauchte ich dieses Projekt, das mich wieein Rettungsring vorm Untergehen bewahrte. Ich brauchte die Arbeit, ichbrauchte das Planen und das Umsetzen. Und zwar sofort!

Das Blumenmädchen (LeFloid)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt