„You tower over me, you are sky and I am sea." (Luna Blake – Horizion)
Zeit. Ich hatte wohl an erster Stelle Zeit gebraucht, um mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Zeit und diese wachrüttelnde Hilfe von einem Menschen, den ich so gar nicht richtig kannte, dem ich aber unendlich dankbar war. Durch Thea hatte ich mein Leben wieder. Ich liebte wieder das, was ich jeden Tag tat. Ich hatte Freude an meinem Job und ich hatte Freude an all dem drum herum. Und am wichtigsten: Ich hatte Ina wieder in meinem Leben. Wäre Thea nicht gewesen, hätte ich Ina wahrscheinlich aufgegeben und ich wäre für den Rest meines Lebens unglücklich geblieben.
Seufzend betrachtete ich das Foto, das auf meinem Handybildschirm zu sehen war. Ina und ich, zusammen. Das Foto war alt, mehr als zehn Jahre war es her, und es war wohl eines meiner Lieblingsfotos von uns. Ich wusste auch gar nicht mehr, wer das geschossen hatte, aber es war das Foto, was ich am meisten von uns anschaute.
„Hast du sie schon eingeladen?", riss mich Frodos Stimme aus meinen Gedanken und ich zuckte zusammen.
„Wen?", fragte ich verwirrt und Max verdrehte die Augen.
„Ina? Wen denn sonst?", erklärte er und ich zuckte mit den Schultern. Nein, ich hatte Ina noch nicht zum Grillabend in der UWG eingeladen. Wir wollten morgen Abend alle zusammen grillen, die gesamte WG plus verschiedenste Anhänge.
„Nein, hab ich nicht. Sie war in letzter Zeit so gestresst und ich wollte sie nicht nerven", murmelte ich und schloss die Bildergalerie, sah Frodo an.
„Das ist kein Nerven. Das ist ein Einladen zum Grillen am Freitagabend. Jetzt schreib ihr schon", verdrehte er die Augen, bevor er aufstand. Eigentlich hatten wir ja drehen wollen.
‚Guten Morgen, Ina. Hast du Lust, morgen in der UWG mit zu grillen. Wir fangen 18 Uhr an', tippte ich so schnell und schob das Handy wieder in meine Hosentasche, stockte dann aber.
„Wäre es gut, Thea einzuladen?", fragte ich vorsichtig und sah Frodo an, der gerade an der Kamera herum werkelte.
„Sie kommt, ich hab sie schon gefragt", erwiderte er nur und ich nickte langsam. Das würde hoffentlich gut werden. „Und schau nicht so, während des Specials haben die beiden sich auch nicht die Augen ausgekratzt und Thea hat deine Traumfrau sogar gezeichnet. Mach dir keine Sorgen", setzte er hinzu, als er aufgeschaut hatte, und ich schnaubte nur. Hoffentlich hatte er recht.
Und so versuchte ich mich wirklich aufs Arbeiten zu konzentrieren und es lief auch erstaunlich gut, die Videos abzudrehen, die wir abzudrehen hatten, und meine Gedanken schweiften nicht all zu oft zu dem ganzen Chaos um mich herum.
Als wir dann aber fertig waren, nahm ich mir mein Handy in die Hand und öffnete den WhatsApp-Chat mit Thea. Ich hatte ihr lange nicht mehr geschrieben. Das Special war jetzt auch schon wieder ein paar Wochen her und irgendwie... war es merkwürdig.
‚Kann ich vorbeikommen?', schrieb ich ihr also und machte mich dann auf den Weg.„Hey", murmelte Thea mir müde entgegen und fuhr sich durch die zerzausten Haare.
„Bist du gerade erst aufgestanden?", wollte ich von der Künstlerin wissen und trat dann über die Türschwelle zu ihr in die Wohnung.
„Bin irgendwie erst um 5 Uhr ins Bett gegangen, oder so ähnlich", zuckte sie aber nur mit den Schultern und lief ins Atelier.
Ich war echt zu lange nicht mehr hier gewesen. Überall standen angefangene Bilder herum. Ihre Schlafzimmertür lag in der Mitte auf dem Boden und es war das pure Chaos. Und dabei war ich schon nicht der Ordentlichste, aber das hier toppte mich um Längen.
„Geht's dir gut?", fragte ich Thea dann und sie drehte sich zu mir um.
„Es geht. Mein Kopf ist ein wenig chaotisch im Moment und ich kann mich auf nichts konzentrieren", zuckte sie aber nur wieder mit den Schultern und wirkte so anteilnahmslos dabei.
„Machst du denn was anderes im Moment, außer hier im Atelier zu sein?", wollte ich ihr weiter auf den Zahn fühlen.
„Nichts weiter. Aber vielleicht will ich bald mal Urlaub machen. Vielleicht geh ich wieder meine Eltern besuchen, da war's eigentlich ganz schön. Das Meer war herrlich und ich hätte was zu tun."
Stille. Thea öffnete nervös ein paar ihrer Küchenschränke, um sie dann wieder zu schließen. Sie hatte, so wie es aussah, absolut nichts mehr Essbares im Haus.
„Bist du dir sicher, dass du alleine klar kommst?", kam es mir dann über meine Lippen und ich sah sie an. „Kann ich dir irgendwie helfen?"
„Ich weiß nicht, ob du die richtige Person bist, mir zu helfen", murmelte Thea aber nur und ich schluckte. Ich wollte nicht, dass es ihr so schlecht ging. Nicht sie. Und nicht wegen mir. Aber der Zug war wahrscheinlich abgefahren. Ich war selbst schuld daran, dass die Situation so war, wie sie eben war.
Dennoch..., ich würde ihr für immer und ewig dankbar sein, für das, was sie für mich getan hatte. Auch, wenn ich viel überstürzt und viel falsch gemacht hatte, wollte ich Thea dennoch nicht alleine lassen. Dass hatte ich ihr versprochen und das würde ich einhalten. Und dafür verbrach ich viel zu gerne Zeit mit ihr, um nicht Zeit mit ihr zu verbringen. Und solange sie mich aushielt, würde ich wohl auch immer mal wieder bei ihr vorbeischneien.
„Komm, zieh dir was an", meinte ich daher nur und auch, wenn ich wirklich nicht die richtige Person war, ihr zu helfen, musste ich es trotzdem tun.
„Und dann?"
„Gehen wir einkaufen. Du brauchst was zu essen im Haus und ich muss eh noch was fürs Grillen morgen Abend besorgen. Na komm", hielt ich an meinem Plan fest und Thea sah mich an, verdrehte die Augen.
„Meinetwegen. Aber von was für einem Grillen redest du?"
„Das in der WG. Max meinte, er hätte dich eingeladen?", erwiderte ich ein wenig verwirrt und Thea zuckte nur mal wieder mit den Schultern.
„Ach, dann hab ich das wohl mal wieder verdrängt. Wann geht's denn los?", fragte sie dann noch, bevor sie aus dem Atelier verschwinden wollte.
„Morgen um 18 Uhr. Und... Ina kommt auch", meinte ich zögernd und sah sie an. „Ich dachte nur, dass solltest du vorher wissen."
Kurz sah Thea mich an. Dann zuckte sie wieder mit den Schultern.
„Okay", sagte sie und ging dann in Richtung Schlafzimmer, um sich wirklich umzuziehen.
Perplex sah ich ihr hinterher. Sie war mir verdammt nochmal viel zu gleichgültig. Und das machte mir Angst...
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Das Blumenmädchen (LeFloid)
FanficFlo hatte mehr als genug um die Ohren: Die Masterarbeit machte ihm das Leben schwer, YouTube musste laufen, auch wenn er keine Lust hatte, und in der Liebe schien er wohl auch kein Glück mehr zu haben. Nie wieder. Nicht nach allem, was er Ina angeta...