+ Kapitel 5.2: Leave me +

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„If you're leaving, why don't you leave me? Why do you stay on my mind?" (AnnenMayKantereit – Leavin')

Müde und spät wachte ich auf. Ich wusste nicht, wann ich ins Bett gegangen war, aber es war echt spät geworden. Florian hatte meine Wohnung um kurz vor Mitternacht verlassen und war dann noch Schneiden gefahren. Und ich hatte noch mit lauter Musik – meine Musik, ohne die vielen Stimmen darin – auf meinem Boden gesessen und die Bilder für das Special in Luftpolsterfolie gepackt. Die gute alte Luftpolsterfolie, mit der das Ganze irgendwie angefangen hatte...
„Tief durchatmen", murmelte ich leise und streckte mich erstmal, während ich ins Atelier stolperte und mein Blick auf die ganzen Bilder, die in der Mitte meines Ateliers standen, fiel. Mittlerweile war es auch schon wieder 15 Uhr, die Halle hatten wir ab 20 Uhr und wir hatten heute ja noch so unfassbar viel zu tun. Und wenn ich jetzt schon daran dachte, fühlte ich mich jetzt schon überfordert. Und so schloss ich die Augen, um mir einen Schlachtplan zu entwickeln, wie ich jetzt mit meinem Tag anfing. Ich musste wahrscheinlich erstmal irgendetwas essen, sonst würde ich schon nach ein paar Stunden nicht mehr mitmachen können und wir brauchte jede Arbeitskraft, die wir kriegen konnten...
So öffnete ich den Küchenschrank mit dem einzigen Essen, das ich so hatte, und seufzte. Das einzige Essen, was ich besaß ... war eine Packung Nudeln und Nudeln zum Frühstück war jetzt nicht gerade das, was ich wollte. Ich besaß noch nicht mal mehr Schokolade, von der ich mir jetzt sonst ein paar Stücke genommen hätte. Also musste ich mir irgendwie in der Stadt irgendetwas Essbares besorgen...
Zweiter Schritt war dann wohl das Fertigmachen. Und so sprang ich unter die Dusche, griff nach dem Kleid, das ich gestern schon getragen hatte, und nahm mir noch einen meiner Blumenkränze mit, weil ich mich irgendwie heute ziemlich blumig fühlte, um kurz danach meine Wohnung zu verlassen. Ich hatte dort noch so unfassbar viel zu tun und musste noch so unfassbar viel besorgen bis 20 Uhr... Und auf dem Weg zu meinem Ziel holte ich mir tatsächlich noch etwas zu essen. Ein wenig Obst und einen Smoothie. Ich hatte in letzter Zeit mit den Vitaminen ein wenig untertrieben und auch, wenn ich absolut keine Lust hatte, irgendetwas zu essen, musste ich es ja trotzdem tun... Und genug Schokolade wanderte in meine Tasche, damit ich auch die nächsten Tage überlebte.
So biss ich jetzt aber erstmal ein Stück nach dem andere von meinem Apfel ab und eilte zielstrebig auf meinen Lieblings-Künstlerbedarf-Großhandels-Laden zu. Ich hatte gestern Nacht, oder besser gesagt heute früh, eine grandiose Idee gehabt, die ich nun umsetzen musste. Und dieser Großhandel hier dürfte genau das haben, was ich wollte.

„La Flore?", meldete ich mich, nachdem mein Handy nicht aufhörte zu klingeln.
„Thea?", hörte ich mir eine nicht ganz so bekannte Stimme sagen und war kurz verwirrt, sodass ich nochmal kurz auf den Handybildschirm schaute. Florians Handynummer.
„Genau die. Warum bist du an Flos Handy?", fragte ich daher nur und ich hörte ein leises Lachen.
„Floid hat mir, also Max, sein Handy in die Hand gedrückt, um dich anzurufen und dir Bescheid zu sagen, dass wir gleich vorbei kommen, um dich und die Bilder abzuholen", erwiderte die nun nicht mehr so unbekannte Person und ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. 19.10 Uhr war es und ich noch nicht mal wieder Zuhause.
„Verdammt, dann muss ich mich beeilen. Bin noch in der Stadt, aber in 20 Minuten dürfte ich es nach Hause schaffen. Sag Flo, dass ich eine Überraschung habe, die direkt zur Halle geliefert wird und sag ihm, dass am besten jemand da sein sollte, der gut tragen kann", meinte ich dann, während ich mich auf den Weg zur nächste Straßenbahnhaltestelle machte. „Bis später", verabschiedete ich mich dann und lief ein Stück schneller. Wir hatten ja so viel zu tun und so gar keine Zeit.

Erstaunlicher Weise war ich dann aber recht pünktlich um halb 8 Uhr zuhause, vor meiner Wohnung stand schon ein großer Transporter sowie Florian und Max, die gerade angeregt diskutierten.
„Hallo", begrüßte ich die beiden knapp und war schon an ihnen vorbei gerauscht nach oben. „Ich hoffe, der Transporter ist groß genug", setzte ich dann hinzu, während ich die Wohnungstür öffnete und die beiden hinein ließ. „Achtet übrigens nicht auf das Luftpolsterfolien-Chaos", meinte ich dann, als die beiden mit einer gewissen Begeisterung auf dem Gesicht meine Reste von der Luftpolsterfolie betrachteten.
„Hast du das gestern noch alleine eingepackt? Ich hätte dir helfen können", fragte Flo überrascht und ich wank ab. Zusammen Bilder einpacken hatte beim letzten Mal schon nicht so super geklappt und alles, was darauf folgte, war auch nicht gerade das gewesen, was ich jetzt brauchte.
„Alles gut. Und jetzt sollten wir los. Um 20.00 oder 20.30 Uhr kommt ne Lieferung an und wir müssen den Kram noch einladen. Und bitte seid vorsichtig, sie sind zwar gut eingepackt, aber auch nicht super stabil", wies ich an, bevor ich mir die ersten drei Bilder nahm und schon wieder an Max und Flo vorbeigerauscht war. Je weniger ich mich ausruhte und je weniger ich über all das nachdachte, desto besser ging es mir. Und diese gute Laune wollte ich jetzt gerade nicht zerstören.
Und so konnten wir alle Bilder ganz vorsichtig in den Transporter laden, ich kriegte fast einen Nervenzusammenbruch, als Max fast ein Bild fallen ließ und wollte einfach nur noch ankommen und die Bilder an einem sicheren Ort wissen...

Das Blumenmädchen (LeFloid)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt