Kapitel 16 ~ Moria

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Viel zu früh erwachte ich noch vor dem ersten Morgenlicht, doch zum Weiterschlafen fehlte mir jegliche Ruhe und so stand ich auf, zog mich an und ging hinaus in die Gärten Imladris, um einige klare Gedanken zu fassen, bevor es losgehen sollte.
Ich war aufgeregt und nervös und doch freute ich mich darauf, mich einem weiteren Abenteuer zu stellen und meine alte Heimat wieder zu sehen, die nun von Denethor regiert wurde, Sohn von Ecthelion dem zweiten, der zuvor in Minas Tirith regiert hatte und bei dem Angriff der Nazgûl gefallen war. Lange hing ich meinen Gedanken nach, erinnerte mich an die Vergangenheit zurück, bis es endlich Zeit wurde zu Frühstücken und sich dann auf den Weg zu machen.

„Bist du bereit?" , fragte mich Legolas, als ich vor der Tür zum großen Saal auf ihn traf.
„Das bin ich." , antwortete ich ihm und bereits eine halbe Stunde später trafen wir uns mit Gandalf, Elrond, Aragorn, Arwen und Lindir am Tor von Bruchtal.
„Nun geht meine Freunde und findet bald und sicher euren Weg zurück nach Imladris." , verabschiedete Elrond uns und wir ritten zu viert, auf weißen Pferden, aus Bruchtal, über die steinerne Brücke, hinaus, während uns die Elben mit einem Lied auf den Lippen ein Stück weit begleiteten.

A Bereth thar Ennui Aeair!
Calad ammen i reniar
Mi 'aladhremmin ennorath.
A Elbereth Gilthoniel
i chin a thûl lín míriel...

...O Königin jenseits des westlichen Meeres
Licht für uns Wandernde
durch die baumbewachsene Mittelerde.
O Elbereth Sternentzünderin,

deine Augen und dein Atem sind wie Juwelen." , sangen sie und wünschten uns auf ihre Weise Glück für unseren Weg. 


Gandalf, der uns nur eine kurze Wegstrecke begleitete, bevor er dann Richtung Westen weiter reiten würde, hatte Lindir zu seiner Begleitung an die Seite bekommen, da Elrond darauf bestanden hat den Zauberer nicht allein ins Auenland ziehen zu lassen, für den Fall das der Feind dort bereits auf ihn lauerte.
„Ich brauche niemanden, der mit mir reitet." , hatte der Graue Elrond mehrfach zu verstehen gegeben, doch der Elbenfürst wollte davon nichts hören und bestand darauf, dem Zauberer seinen besten Mann mit auf den Weg zu schicken.
„Als wäre ich ein alter Mann." , hörte ich Gandalf schimpfen, als wir den Fluss überquerten, an dem wir uns trennen sollten.
„Legolas, Elanor, gebt auf euch Acht und reitet vorsichtig. Nehmt nicht den Weg an Isengard vorbei, wenn ihr könnt, reitet bis Moria und gelangt so ungesehen auf die andere Seite der Nebelberge." , sprach Gandalf, als wir uns von einander verabschieden mussten.
„Moria ist nicht der Weg, den ich für richtig halten würde." , murrte Legolas und blickte Gandalf fest in die Augen. Ich wusste, weshalb der Elb lieber nicht durch Moria reiten würde, da er mir mehrfach erzählt hatte, dass er keinerlei Zwerge ausstehen konnte und Moria war nun mal das bisweilen größte Reich der Zwerge.
„Moria ist der richtige Weg, wenn ihr den schwarzen Reitern nicht in die Arme laufen wollt. Sie betreten das Reich der Zwerge noch nicht und ich bin mir ganz sicher, dass Balin, Herr von Moria, sich über deinen Besuch freuen würde." , meinte Gandalf und ritt mit einem letzten, strengen Blick auf Legolas, davon, gefolgt von Lindir.
„Dieser Zauberer weiß einfach von allem viel zu vieles." , knurrte Legolas und blickte den beiden Reitern einen Moment nach.
„Also, Elanor, entscheide du." , meinte er und sah mich an.
„Reiten wir nach Süden, bis Moria und dann durch die langen, dunklen Tunnel, bis auf die andere Seite der Nebelberge, oder reiten wir an Isengard vorbei, bis zur Pforte von Rohan? Welchen Weg möchtest du nehmen?" , fragte er mich weiter. Etwas verwirrt und überfordert mit der plötzlichen Entscheidungsmöglichkeit, brauchte ich einen Moment, um darüber nachzudenken.
„Ich möchte durch Moria gehen." , sagte ich und zu meiner Überraschung wendete Legolas nichts weiter dagegen ein.
„Dann lass uns reiten, bis wir das Tor finden."

Und so ritten wir drei Tage lang, immer in Richtung Süden, an den Nebelbergen entlang, bis Legolas einen Pfad zwischen den gewaltigen Gebirgsmauern entdeckte, der uns zum geheimen Tor von Moria führen sollte.
„Hier ganz in der Nähe müsste es sein." , meinte Legolas schließlich am fünften Tag seit Aufbruch von Imladris. Unruhig sah ich mich um. Die Umgebung hatte sich von einer fast freundlichen und einladenden Fauna in ein ödes, karges und steiniges Land verwandelt.
„Warst du schon einmal in Moria?" , fragte ich den Elb, um die unheimliche Stille um uns herum etwas aufzulockern.
„Nein. Aber ich kenne Balin noch von seiner Reise mit Thorin Eichenschild und seiner Kompanie zum einsamen Berg. Er ist ein alter, freundlicher Zwerg, aber er ist ein Zwerg." , meinte Legolas und ritt im Schritttempo vorsichtig weiter voran.
„Lang können wir die Pferde nicht mehr mitnehmen." , meinte er plötzlich und hielt vor einem großen, scheinbar schwarzen See, der ganz ruhig zwischen den Bergklüften lag und sich nicht regte.
„Wie meinst du das?" , fragte ich nach.
„In die Minen können wir die Pferde ohnehin nicht mitnehmen. Wir müssen sie vorher nach Bruchtal zurückschicken." , sagte Legolas und stieg von seinem Pferd ab.
„Am besten, wir gehen ab jetzt schon den restlichen Weg zu Fuß." , meinte der Elb weiter und begann damit, alle Vorräte in seine Tasche zu packen. Ich tat es ihm gleich, auch wenn ich nicht sonderlich viel Lust hatte, den restlichen Weg ohne Pferd zu bestreiten, doch meine Sorgen waren unbegründet, mussten wir doch nur etwa eine Meile um den schwarzen See herum gehen, bis Legolas erneut zum Stehen kam und auf etwas deutete, was sich scheinbar nur einige Meter von uns entfernt am Berghang verbarg.

Elanor - Mädchen des Westens [Mittelerde FF] Aktuell pausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt