„Wir müssen weiter." , murrte Legolas und reichte mir ein wenig von dem Lembas. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, es konnten erst wenige Stunden vergangen sein.
„Wie spät ist es?" , murmelte ich verschlafen, während ich von dem harten Brot abbiss.
„Etwa eine Stunde bis Sonnenaufgang. Wir schaffen es heute durch das Gebirge und sollten die Ettenöden zum Abend hin erreicht haben. Komm rasch jetzt." , sagte Legolas und war schon aufgestanden. Er machte einen aufgebrachten Eindruck auf mich und leise regte sich die Frage in mir, ob ich daran die Schuld trug.
Den Morgen und den ganzen Vormittag eilte ich hinter dem Elb hinterher. Nicht einmal sah er sich um nach mir, nicht einmal vergewisserte er sich, ob ich überhaupt noch Schritt halten konnte. Während der kurzen Rast, die wir um meinetwillen machten, saß er ein Stück weit ab von mir und spähte in den Westen. Kein Wort wurde gewechselt.
Am frühen Abend dann, meine Füße und Beine schmerzten von dem raschen Tempo, hatten wir endlich die westlichste Grenze der Nebelberge erreicht. Vor uns erstreckte sich ein weites Land, welches in der Ferne zu größeren Hügeln heranwuchs und sich deutlich am Horizont abzeichnete.
„Die Ettenöden, Land der Trolle und Orks." , flüsterte ich und schauderte.
„Die meisten Trolle leben nicht mehr hier. Sie sind fort gezogen, nach Angmar oder weit, weit in den Osten. Das Schlimmste was uns hier begegnen könnte ist einer dieser Schatten." , Legolas' Augen waren weit in die Ferne gerichtet, vermutliche suchte er nach einem sicheren Pfad durch das karge Land. Wie immer, wenn er vorausblickte, hatte er einen sehr ernsten Gesichtsausdruck.
„Wir sollten uns eilen. Etwas regt sich dort hinten und ich möchte nicht schutzlos der Dunkelheit ausgeliefert sein." , mit diesen Worte sprang er von dem Felsvorsprung, auf dem wir gestanden hatten und landete, wie eine Katze, auf seinen Füßen, im Staub.
„Komm." , sagte er und reichte mir tatsächlich seine Hand. Widerwillig ergriff ich diese, denn ich hatte ihm den Tag des Schweigens noch nicht verziehen.
„Du sprichst also wieder mit mir?" , fragte ich ihn nach einer Weile, die wir durch die Einöde, im Schatten der Berge liefen.
„Ich denke schon, ja." , doch auch dies waren vorerst die letzten Worte, die er mit mir wechselte.
Wir gingen bloß ein kleines Stück Richtung Süden und hielten uns dabei stets in den schützenden Schatten der Nebelberge. Kurz vor Sonnenuntergang machten wir Rast an einem Felsvorsprung, der uns einen schönen Unterschlupf für die Nacht bot. Erschöpft wie ich war, ließ ich mich erst einmal an der Felswand nieder und beobachtete wie die letzten Sonnenstrahlen im Westen untergingen und jedes noch so kleine Licht mit sich nahmen. Kaum waren die Strahlen hinterm Horizont gänzlich verschwunden, umfing mich eine schaurige Kälte und ich bibberte.
„Gegen die Kälte kann ich dir leider nur die Decken anbieten. Ich wage es nicht ein Feuer in diesen Landen zu entzünden." , sagte Legolas, der mir eine Decke reichte und sich neben mich setzte.
„Ich dachte die Trolle und Orks sind alle fort?"
„Sind sie. Aber du vergisst die Orks, die uns in den Bergen auf der Fährte waren und ... den Nazgûl." , flüsterte der Elb und strich beinahe zärtlich die Decke zurecht, die ich über meine Beine gelegt hatte.
„Du meinst, die Orks sind noch hinter uns her?" , sofort versuchte ich etwas zu hören, was sich wie Stampfen oder Trampeln anhörte und die Horde der Orks ankündigte. Doch da war nichts.
„Ich denke nicht, dass sie hinter uns her sind, doch ich denke, dass sie vielleicht noch in der Nähe sein könnten."
Wieder versuchte ich zu horchen, doch noch immer drang kein Geräusch zu mir vor, nicht einmal das Knarren, der kargen, toten Bäume im Wind war zu hören.
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Elanor - Mädchen des Westens [Mittelerde FF] Aktuell pausiert
FanfictionNachdem Minas Tirith von Minas Morgul angegriffen wurde und ihre Eltern starben, flüchtete Elanor mit einigen anderen Überlebenden in den Norden. Dort lebte sie, immer in Gefahr durch das dunkle Königreich Angmar, welches von Orks besetzt war. Sie...