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Pov Jan


Ich setze meinen verletzten Blick auf, was mir komischer weise überhaupt nicht schwer fällt und verlasse mein Zimmer. Ganz unschuldig setze ich mich zu den anderen an den Tisch. Genau gegenüber von Andre, doch ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Aus den Augenwinkeln nehme ich seinen verwirrten Ausdruck war und muss aufpassen nicht belustigt zu grinsen. „Was ist los Jan? Bist du untervögelt oder was?" fragt Cengiz gespannt. Andres Blick bohrt sich förmlich in meine Haut. „Keine Sorge, mit den Mädels läuft alles." Andre fällt alles aus dem Gesicht. Man ist der blöd! Denkt er echt, ich habe nebenbei was mit Mädes am laufen? Aber eigentlich ist das ja genau das, was ich erreichen wollte. Genüsslich schenke ich ihm noch einen leidenden Blick, hinter dem ich mein triumphierenden Lächeln geschickt verstecke und drehe mich dann um in die Küche, wo ich mir erstmal einen Tee koche.

Andre hat mitlerweile den Raum verlassen und ist deprimiert in seinem Zimmer verschwunden. Als ich meinen Tee ausgetrunken habe, beschließe ich mal zu ihm zu gehen. Ich hatte zwar vor zu warten, bis er sich entschuldigt oder zumindestens auf mich zukommt, aber da habe ich die Rechnung wohl ohne Andres Dickkopf gemacht. Scheinbar hat es ihn wirklich getroffen und irgendwe tut er mir leid. Immerhin weiß er jetzt wie scheiße es ist verleugnet zu werden. Man fühlt sich ausgegerenzt und nebensächlich, eben nicht so, wie es sein sollte. Das alle denken er sei hetero, macht mir schon zu schaffen, ich will aber auf gar keinen Fall auf ihn verzichten müssen. Dann arbeite ich lieber einmal gegen meinen Stolz und Willen und mache einen Schritt auf ihn zu.

Bei seiner Tür angekommen überlege ich kurz ob ich klopfen soll, entscheide mich allerdings dagegen und betrete leise sein Zimmer. Er sitzt auf seinem Bett, den Rücken mir zugewandt.

Ich weiß genau, dass er mich gehört hat, denn er ist zusammengezuckt, als sich die Tür öffnete. Warum ist er nur so launisch? Egal, ich hatte mir vorgenommen jetzt nett zu ihm zu sein und mit ihm zu reden. So schwer kann es ja wohl nicht sein, den anderen nicht andauernd mit Worten zu verletzen. Da er mich immernoch keines Blickes würdigt, schnaube ich auf und gehe um ihn rum. Angestrengt versucht er meinem Blick auszuweichen. Irgendwie macht mich das extrem wütend, da er immerhin angefangen hat. Dennoch bringe ich mich wieder unter Kontrolle und lege eine Hand unter sein Kinn. Sanft ziehe ich seinen Kopf nach oben, sodass er gezwungen ist mich anzugucken. Hätte ich ihm nicht schon längst verziehen, würde ich es spätestens jetzt tun. Seine Augen blicken mich schuldig an, wodurch er einfach nur zuckersüß aussieht.

„Es tut mir leid!" kommt es fast gleichzeitig über unsere Lippen und ich beginne (mal wieder) wie ein Dummer zu grinsen. Aber was kann ich schon dafür? Ich bin halt einfach hoffnungslos in ihn verknallt... Da das ganze Thema um den Streit für mich erledigt ist, schließe ich einfach die Lücke zwischen uns und werfe mich lachend so auf ihn, dass er unter mir auf seinem Bett liegt. Endlich erwiedert er mein Grinsen. Oh mann, ich würde für diesen Blick töten. Er sieht einfach verboten gut aus. So ins Starren vertieft, bemerke ich zuerst gar nicht, wie Andre immer näher kommt. Erst, als er seine Hände in meinem Nacken verschränkt, werde ich aus meinen Träumereien herausgerissen und lege genießerisch meine Lippen auf seine. Diesmal ist es nur ein kurzer Kuss, aber dennoch einer der Besten. Es ist gleichzeitig eine Entschuldigung, eine Versöhnung und ein Beweis, dass er mich mindestens gern hat.

Genussvoll seufze ich auf und rutsche ganz von ihm runter, nur um mich in seine Halsbeuge zu kuscheln und seine Nähe zu genießen. Sanft fährt er mir durch die Haare und drückt meinen Körper wieder enger an sich. Etwas zu sagen wage ich nicht, es würde einfach nur den Moment zerstören, außerdem weiß ich nicht, was es zu sagen gibt. Er hat einfach durch seine Anwesenheit mein Gehirn wie leergefegt. Auf dem Flur höre ich Schritte, die sich langsam nähern, spüre allerdings keine Anspannung von Andres Seite aus. Noch nichtmal als sich die Zimmertür öffnet und ein staunender Cengiz im Raum steht, zeigt er irgendeine Veränderung. Das maht mich einfach so unglaublich stolz. "Ist alles in Ordnung bei euch? Sieht übrigens echt niedlich aus." fügt er hinzu und ich kann den Spott hinter der Aussage praktisch spüren. Irgendwie kränkt mich das ein wenig. Wäre es echt so schlimm für ihn. Oder meint er, das wir einfach nicht zu einander passen? Egal welche Option, mir gefallen beide nicht wirklich, allerdings lassen mich Andres Worte jegliche Zweifel gleich wieder vergessen. "Wieso? Dürfen wir noch nichtmal miteinander kuscheln? Ich finde übrigens, dass er ziemlich niedlich aussieht! Also wenn du ein Problem hast, da hinten ist die Tür!" etwas perplex über seine Worte schaut Cengiz ihn an und verlässt tatsächlich das Zimmer. Als die Tür wieder verschlossen ist, küsse ich ihn sofort stürmisch. Seine Worte haben einfach bestätigt, dass er was für mich empfindet. Auch wenn es nichts konkretes war, hat mich seine Reaktion unglaublich beeindruckt.

Als ich mich von ihm löse, rolle ich mich von ihm runter, schlinge meine Arme um seine Hüfte und vergrabe mein Gesicht in seiner Brust. Andres plötzlich schneller werdender Herzschlag und seine Hand, die zärtlich meinen Rücken auf und ab fährt lösen in mir ein unbeschreibliches Glücksgefühl aus. Augenblicklich fühle ich mich sicher und geborgen. Das wir beide hier mal so liegen, hätte ich mir niemals erträumt. Mit der Zeit muss ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffne, ist es draußen bereits am dämmern. Wie lange liege ich hier bitte? Ein Blick nach oben verrät mir, dass Andre, welcher immernoch unter mir liegt ebenfalls die Augen geschlossen hat und mich mit seinen starken Armen umklammert. Mit guter Laune beschließe ich ihn sanft zu wecken. Daher schiebe ich mich ein Stück näher zu ihm und verteile federleichte Küsse auf seinem Gesicht. Leicht murrend öffnet er seine Augen, verändert allerdings seine genervte Miene augenblicklich in eine fröhliche, als er mich zu erkennen scheint. „Ich hab zwar keinen Ahnung wie spät es ist, aber draußen wird es langsam dunkel. Lass uns noch irgendwas machen, ja?" frage ich ihn topfit. Stirnrunzelnd sieht er mich an. Scheinbar ist er von meiner Idee nicht wirklich begeistert, aber das ist mir grade egal. Also füge ich noch schnell ein kleines „Bitte!?" hinzu, bevor ich ihn sanft küsse. „Na gut, geschlafen haben wir jetzt ja eh genug. Lass uns feiern gehen!" Feiern? Genau das worauf ich jetzt Lust habe! „Ich rufe schnell Simon und Anton an, vielleich haben die ja auch Bock." rufe ich aufgeregt und verlasse das Zimmer, um zu telefonieren.

Heute Nacht wird super! Ewig war ich nicht mehr feiern und noch viel länger nicht mit Andre. Als ich von den anderen Beiden die Zusage bekomme, steige ich noch schnell unter die Dusche und mache mich fertig...

Jandre ~ Muss man Liebe rechtfertigen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt