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Pov Jan

"Nein, ich will nicht mit dir reden, egal wer von euch beiden das ist! " "Ich bin es, Sarah. Komm mach die Tür auf!" erleichtern atme ich auf. Sarah ist jetzt genau die richtige. Sie versteht einen immer und weiß meist einen Rat. Vorsichtshalber frage ich noch: " Bist du allein?". Als sie bejaht, öffne ich die Tür und stehe ihr gegenüber. Mitfühlend sieht sie mich an. "Kann ich reinkommen? " Ich trete einen Schritt zurück und mache ihr verständlich, dass sie reinkommen soll. Schnell schließe ich die Tür hinter ihr ab und setzte mich auf mein Bett. Ich erzähle ihr alles was ich fühle. Dabei streicht sie mir immer wieder behutsam über den Rücken. "Ich verstehe dich zu 100%. Es ist vollkommen natürlich, dass du mit der Situation überfordert bist. Ich kann dir nur sagen, dass draußen auf der Couch ein komplett aufgelöster Andre sitzt, der vor Reue heult. Und mal ehrlich, wann hast du Andre jemals weinen gesehen? " "Du hast ja recht, Andre bereut es wirklich, aber es ändert ja trotzdem nichts daran, was er getan hat. Ich kann die Schmerzen jetzt noch spüren, weil die Wunden immer noch aufgerissen sind. Ich habe so viel versucht, aber ich kann ihn weder vergessen, noch verzeihen. Du kannst dir das Chaos in mir nicht vorstellen." "Es ist völlig ok, immerhin ist das alles in kürzester Zeit passiert. Niemand erwartet, dass du ihm jetzt schon verzeihst. Aber wenn du es willst, dann musst du ihn erzählen lassen. Das muss auch nicht heute sein, lass dir Zeit, bis du bereit dafür bist. Aber versprichst du mir eins?" Ich gucke sie fragend an "Hasse ihn nicht für das was er getan hat, ohne ihn anzuhören. " " Ich könnte ihn niemals hassen! Dafür liebe ich ihn viel zu sehr! Den letzten Satz nuschelte ich nur so vor mich hin, in der Hoffnung, dass sie es nicht gehört hat. Obwohl das bei meinem Glück sicher auch nicht der Fall ist. Und richtig gedacht, dass kann ich an ihrem lächeln und den leuchtenden Augen erkennen. Aber jetzt ist es endlich mal raus! Bisher wusste niemand davon. Es war mein Geheimnis, das Thema, was mich so viel Überwindung gekostet hatte. Ich wollte es ihm sagen, kurz bevor er verschwand. Und als ich erfahren habe, dass er sich gegen mich und für ein Mädchen entschieden hat, habe ich beschlossen es für immer zu verschweigen. Ich werde es ihm niemals sagen. Auch wenn es mir wehtut, ich ertrage lieber jahrelange Schmerzen, als die Worte aus seinem Mund zu hören, die mich komplett zerschmettert würden. Einen Korb von seiner großen Liebe verkraftet nicht jeder und ich in meiner Situation sowieso nicht. Doch mit am schlimmsten ist, dass ihn seit seinem Verschwinden nicht mehr vergessen kann und sich meine Gefühle bestimmt nochmal verdoppelt haben. Zu wissen, dass er meine Gefühle nicht erwidert und auch wahrscheinlich niemals erwidern wird, macht mich traurig. Ich kann ihn einfach nicht trösten, mir Geschichten über seine Beziehung anhören.
"Das tut mir alles so leid für dich. Du kannst immer zu mir kommen wenn was ist." sagt Sarah noch zu mir. Dankbar nickte ich "Na dann werde ich jetzt wohl mal anfangen Gäste auszuladen" fügte sie noch hinzu. Ach Scheiße, dass habe ich ja vollkommen vergessen. Ich schaute sie an und sagte nach einiger Zeit "Danke, einfach für alles!" und es waren wohl mit die ehrlichsten Worte, die ich seit langem gesprochen habe. Erschöpft von den Geschehnissen fallen mir meine Augen zu. Was für ein scheiß Geburtstag! ....

Jandre ~ Muss man Liebe rechtfertigen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt