Kapitel 2

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Markus' Sicht:

Auf einmal sah ich Katharina aus dem Augenwinkel zu mir kommen. Gleichzeitig fiel mir auf, dass wir nur noch zu zweit vor dem Haus standen. Obwohl es mittlerweile sehr kalt geworden war und vereinzelt ein paar Schneeflocken fielen, war mir alles andere als kalt – so wie immer wenn Katharina bei mir war.

Ich freute mich, dass sie zu mir kam, aber ich hatte auch Angst vor dem wohl bevorstehenden Gespräch. Ich hatte Angst, dass meine ganzen Gefühle hochkommen würden, denn bisher konnte ich sie immer einigermaßen gut verstecken. Ich hatte aber auch Angst davor, dass mich Katharina nochmals abweisen würde, ich könnte das nur schwer verkraften. Aber ich dachte mir, ich ließ es erstmal auf mich zu kommen.

Jetzt stand sie genau vor mir. Ich senkte meinen Blick und guckte ihr in die Augen. Ich war sehr nervös und wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Ich kannte diese Unsicherheit gar nicht von mir, aber das lag vielleicht daran, dass Katharina eine ganz besondere Frau war. Sie war ganz anders als alle Frauen mit denen ich früher zusammen gewesen war. Aus ihr wurde ich einfach nie schlau.

Katharinas Sicht:

Ich sprach mir noch ein letztes Mal Mut zu und ging auf Markus zu, der mich erst gar nicht bemerkte. Erst als ich direkt vor ihm stand, schaute er mich an. Auch wenn ich versuchte ihm nicht tief in die Augen zu gucken, so verlor ich mich doch in den Tiefen seiner Augen. Ich fühlte mich dort sicher und geborgen und sie waren voller Zuneigung; doch ich konnte auch etwas Unsicherheit erkennen. Für einen kurzen Moment vergaß ich, warum ich hier stand, bis es mir wieder einfiel und ich mich kurz peinlich berührt räusperte. „Ähm Markus, wegen heute Morgen...", ich wusste nicht wie ich anfangen sollte. „Also ich...es tut mir Leid. Ich wollte...", doch meine Stimme brach. Während ich versucht hatte zu reden, wanderte mein Blick verlegen durch die dunkle Gegend. „Hey, ist doch nicht schlimm", versuchte Markus weiter zu reden, doch auch ihm fiel es offenbar schwer. Ich wusste nicht was er mit ‚ist doch nicht so schlimm' meinte, aber ich war froh, dass er überhaupt etwas sagte. „Doch das ist es", versuchte ich erneut, „ich habe dich grundlos angemotzt. Ich will mich aber nicht mit dir streiten! Nicht in der Höhle, nicht bei Einsetzten, einfach nie!" Meine Stimme wurde immer leiser und mein Blick lag weit in die Ferne gerichtet ohne festen Anhaltspunkt. „Und ich habe dich angelogen...", hängte ich nun so leise an meine ersten Sätze, dass es Markus kaum hören konnte. Doch er hatte es gehört, manchmal verfluchte ich seine guten Ohren!

Markus nahm mein Kinn sanft in seine Hand und drehte es so, dass ich ihm in die Augen gucken musste. Sie funkelten regelrecht und ließen mich noch mehr dahin schmelzen, als zuvor. Dieses Leuchten hatte ich noch nie bei ihm gesehen und es faszinierte mich. Selbst Andreas' Augen, die schon so wundervoll funkelten waren nie so schön gewesen wie Markus' Augen in diesem Moment. Markus ließ langsam mein Kinn los und nahm mich in den Arm. Ich drückte mich an seine Brust. Zu gerne wäre ich weiter in seinen Augen versunken, doch auch Markus merkte wohl, wie schwer es mir fiel den Blick abzuwenden. Ich war etwas traurig, warum er diesen schönen Moment, in dem ich für immer hätte verweilen wollen, zerstört hatte. Dann erst merkte ich, dass ich angefangen hatte zu Weinen. In Strömen bahnten sich meine Tränen den Weg über mein Gesicht, bis sie schließlich in Markus' Jacke versickerten. Warum ich weinte, konnte ich mir selbst nicht erklären, aber ich war unendlich froh, dass ich jemanden bei mir hatte, der mich tröstete und mich ganz fest hielt. Ich kann nicht sagen wie lange wir so standen, denn in seiner Nähe setzt bei mir einfach alles aus, aber selbst wenn ich Stunden in seiner Umarmung im Schneegestöber gestanden hätte, wäre es für mich keine Zeitverschwendung gewesen.

Die Bergretter - Lieber Nähe als Distanz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt