Kapitel 7

1.5K 31 2
                                    

Markus' Sicht:

Ich beschloss ins Bett zu gehen und erstmal eine Nacht über heute zu schlafen. Ich raffte mich auf und wollte gerade aus dem Zimmer gehen, als Emilie mich fast umrannte. „Wo willst du denn hin?", fragte sie mich leicht verwirrt. „Ins Bett!", gab ich missmutig von mir und versuchte an ihr vorbei durch die Tür zu verschwinden, da ich keine Lust hatte mich mit ihr - oder irgendjemandem - zu unterhalten. Emilie gab jedoch nicht auf und fügte schnell hinzu: „Es ist doch erst elf und sonst bist du der letzte der ins Bett geht."

Ja sonst war ich immer der Letzte der ins Bett ging, aber sonst ging es mir auch nicht so beschissen; sonst hatte ich an Katharina gedacht und gelächelt und mir vorgestellt, wie es wäre mit ihr zusammen zu sein. Doch diese Gedanken durfte ich mittlerweile gar nicht mehr zulassen... Die Gewissheit, dass ich keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft - abgesehen von unserem Beruf – mit ihr haben werde, brachte mich fast um. Deshalb wollte ich auch nicht darüber reden, sonst finge ich noch an zu heulen, was sich für einen ja Mann eigentlich nicht gehört!

Ich grummelte etwas Undeutliches vor mich hin und hoffte, dass Emilie es dabei beließ, doch so war sie nun mal nicht: „Markus kannst du dich nicht auch mal so ausdrücken, dass dich jeder versteht?", fragte sie grob.

Mir war von Anfang an klar, dass Emilie oder Tobias mich auf Katharina ansprechen würden. Es hatte mich nur gewundert, warum sie es nicht schon viel früher versucht haben. Naja so hatte ich wenigstens Zeit mir eine einigermaßen gute Ausrede einfallen zu lassen, um schnell zu verschwinden, wenn sie das Thema anschneiden würde. Und da Emilie wissen wollte, warum ich jetzt verschwinden wollte, serviere ich ihr meine beste Ausrede: „Ich habe morgen Bereitschaft, okay?!", sagte ich genervt und war schon auf dem Weg zu meinem Zimmer. Emilie ließ ich einfach unbeachtet hinter mir zurück.

Ich hatte das Gefühl, dass sich der Weg heute besonders zog, auch wenn es eigentlich nur ca. 50 Meter bis zu meinem Zimmer waren. Auf dem Weg dahin, starrte ich einfach nur vor mich hin; ich dachte nichts; ich fühlte nichts; ich bekam eigentlich gar nichts mit, meine Füße liefen einfach den gewohnten Weg. Ohne zu merken was ich tat, schloss ich meine Tür auf und ging ohne Licht zu machen hinein. Ich fühlte mich gleich viel besser. Denn hier in meinem Zimmer war ich ungestört und hatte meine Ruhe – und ich konnte mir alles nochmal durch den Kopf gehen lassen ohne Kommentare von unwissenden Menschen zu hören, die meine Gesichtsausdrücke merkwürdig fanden. Dieses Zimmer war schon zu meinem Zuhause geworden, obwohl ich kaum Sachen hier drinnen hatte.

Erst war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt bleiben durfte und dann war einfach keine Zeit mehr sie zu holen. Es waren sowieso nicht viele Sachen, da ich fast mein gesamtes Hab und Gut in Chile gelassen habe um hier neu anzufangen. Der Rest meiner Sachen, die ich in den ersten Wochen nicht benötigt habe, steht nun immer noch in der Hütte meines Vaters. Lediglich meine Klamotten und ein paar andere wichtige Dinge liegen geordnet in meinem Zimmer.

Schon halb in Gedanken versunken, lief ich vorsichtig im Dunkeln zu meinem Bett – genaugenommen zur rechten Seite, da ich ein großes Doppelbett hatte und schon mein ganzes Leben den Drang hatte auf der rechten Seite zu liegen. Ich war viel zu müde, da mich auf dem Weg plötzlich Müdigkeit in mir ausgebreitet hatte und ließ mich mit meinen Klamotten ins Bett fallen. Lange starrte ich nur an die Decke und dachte etwas nach. Ich versuchte zu schlafen, doch meine Gedanken ließen es nicht zu und hielten mich wach. Auf einmal bemerkte ich leises Atmen: Ich habe doch noch nie so laut geatmet?! Oder ich habe noch nie darauf geachtet, dachte ich mir und schlief langsam ein.


Die Bergretter - Lieber Nähe als Distanz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt