Kapitel 8

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Mitten in der Nacht

Emilies Sicht:

Als ich wach wurde, fiel mir ein, dass ich eigentlich noch mal zu Katharina gehen wollte. Ich hatte es einfach vergessen, aber da sie mich auch nicht gerufen hatte, dachte ich, dass alles gut sei. Ich war jetzt auch viel zu müde, um nochmal nach ihr zu sehen. Das würde ich dann morgen früh machen.

Am frühen Morgen

Katharinas Sicht:

Ich hatte in der Nacht geschlafen wie ein Stein. Jetzt wurde ich langsam wach, wollte aber den Halbschlaf-Zustand nicht verlieren und ließ deshalb meine Augen geschlossen. Mittlerweile ging es mir wieder einigermaßen gut. Lag das am Schlafen? Während ich so nachdachte, drehte ich mich auf den Rücken, um in eine bequemere Position zu gelangen. Dabei bemerkte ich, dass etwas auf meinem Bauch lag. Ich dachte erst es sei die Decke, die sich ein bisschen gestapelt hatte, also ließ ich es so und versuchte noch ein bisschen zu schlafen. Nach ein paar Minuten schreckte ich plötzlich aus meinem Trancezustand hoch, da ich neben mir ein Gähnen hörte. Ich schlug schlagartig meine Augen auf und brauchte etwas um mich in dem noch einigermaßen dunklen Zimmer umzusehen. Panisch schaute ich hin und her. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sich auf einmal etwas im Doppelbett neben mir bewegte. Mit großen Augen betrachtete ich die andere Hälfte des Bettes und die dort liegende Person. Mein Blick wanderte geschockt zu meinem Bauch auf dem ein Arm lag. Dieser Arm gehörte wohl der gewissen Person neben mir und das war keine geringere als Markus!

Als ich realisiert hatte, dass Markus neben mir lag, ging mein Puls auf 180. Ich geriet vollkommen in Panik und schnappte nach Luft. Was tat er hier, fragte ich mich und überlegte wie ich seinen Arm von mir runterbekäme ohne ihn zu wecken. Denn eine peinliche Situation mit einer peinlichen darauffolgenden Stille wollte ich nicht herbeibeschwören. Ich fasste – mittlerweile etwas ruhiger - den Entschluss, seinen Arm vorsichtig neben ihn zu legen. Doch das war leichter gesagt als getan. Als ich sein Handgelenk ergreifen wollte, fing ich plötzlich an zu zittern. Ich konnte nicht sagen, warum ich zitterte oder warum mein ganzer Körper auf einmal wie verrückt kribbelte, ich wusste nur, dass ich schleunigst etwas tun musste, weil Markus sonst wach werden würde. Ich konnte aber nichts tun. Ich saß einfach nur aufrecht im Bett und starrte mal abwechselnd in die Ferne und mal zu Markus.

Markus' Sicht:

Ich wurde langsam wach, weil sich mein Bett ein bisschen bewegte. Viel zu müde um meine Augen zu öffnen und nachzuschauen, dachte ich nach was es sein könnte, doch mir fiel nichts ein. Auf einmal merkte ich, dass mein Arm auf etwas warmen sich bewegendem lag. So langsam wurde ich neugierig: Ich drehte mich ein wenig, legte meinen Arm dabei neben mich und schlug langsam die Augen auf. Und dann sah ich Katharina! Sie saß einfach nur da - in meinem Bett! – und schaute in die Ecke meines Zimmers.

Träumte ich? Das war die erste Idee, die ich hatte. Warum um alles in der Welt sollte Katharina wohl sonst neben mir im Bett sitzen. Außerdem sieht sie gar nicht traurig oder mitgenommen aus, was sie nach der Aktion gestern eigentlich hätte sein müssen. Also ist es ein Traum, stellte ich fest und war mir ganz sicher. Wenn das ja nur ein Traum ist, dann muss ich ihn auch nutzten, immerhin werde ich in näherer Zukunft im echten Leben kaum noch mit Katharina reden. Und sie weiß davon ja auch nichts, schließlich ist es mein Traum und nicht ihrer!

Ich brauchte nicht viel Überwindung um sie anzusprechen, weil ich im Hinterkopf hatte, dass es nur ein Traum ist. „Hey Katharina", sagte ich zum Anfang, woraufhin sie ruckartig ihren Kopf in meine Richtung drehte. Sie schaute mich leicht verstört an; lag es daran, dass ich hier so klischeehaft auf der Seite lag und meinen Kopf auf meinen Arm stützte? Ich grübelte immer noch darüber, als ich merkte, wie ihr Blick auf meinen Oberkörper ging und ihr Gesichtsausdruck noch irritierter wurde. Daraufhin senkte ich auch meinen Blick und musterte meine Alltagskleidung. Warum hatte ich noch meine Sachen von gestern an? Oder besser gesagt: warum trage ich im Traum, wenn ich im Bett liege, Sachen, die ich gestern im echten Leben noch an hatte? Also wand ich mich an Katharina, die wie ich feststellte auch ihre Kleidung von gestern trug und fragte sie die Frage, die ich mir selbst nicht beantworten konnte: „Warum hast du deine normalen Klamotten an wenn du schläfst? Und ich auch?" Katharina, die bis jetzt noch nichts gesagt hatte, schaute mir in die Augen und - oh mein Gott, ihre Augen sind im Traum ja genauso schön, wie in der Wirklichkeit! – fing an zu sprechen: „Also ich...ähm...mich hat Tobias einfach ins Bett gelegt und gesagt ich soll schlafen. Und er meinte ich solle ruhig meine Sachen an lassen, aber bei dir...ich weiß es auch nicht. Wie kommst du überhaut hier her?" Ich merkte ganz deutlich, dass sie ein wenig aufgeregt war und es ihr schwer fiel mit mir zu reden. Wahrscheinlich hatte mein Unterbewusstsein beim Planen dieses Traumes versucht, sich an der Wirklichkeit zu orientieren. Man sagt ja auch, dass man im Schlaf über Träume viele Erlebnisse verarbeiten kann; also mein Unterbewusstsein kann das ziemlich gut, soviel steht schon mal fest! „Um ehrlich zu sein, weiß ich es gar nicht. Ich bin einfach hier aufgewacht, aber in Träumen ist es ja normal, dass viele Dinge geschehen ohne das es eine Erklärung oder einen Sinn dahinter gibt.", beantwortete ich ihre Frage und wunderte mich so langsam, dass ich in diesem Traum so viel über das Träumen nachdenken konnte. Das konnte ich vorher noch nie; oder ich hatte es immer vergessen. „Im Traum?", fragte mich Katharina verwirrt. „Ja im Traum. Warum fragst du? Oder bemerke nur ich, also der der träumt, dass es ein Traum ist und die Nebencharaktere sind eben nur Nebencharaktere, die durch mein Unterbewusstsein gesteuert werden?", sagte ich zum Ende hin mehr zu mir selbst, als zu der unterbewusst gesteuerten Katharina. Sie wirkte nun noch verwirrter und irritierter und ich konnte ihr schon von der Stirn ablesen, dass sie sich dachte: Was labbert der denn da? Bevor ich mir durch den Kopf gehen lassen konnte, was ich vor einer Minute von mir gegeben hatte, fragte Katharina plötzlich: „Sag mal, hast du gestern zu viel getrunken? Oder hast du einen harte Schlag auf den Kopf bekommen?" Jetzt schaute ich sie irritiert an. „Wie bitte? Warum soll ich zu viel getrunken haben? Nur weil ich meinen Theorien mal laut nachgehe, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe!", gab ich vorwurfsvoll und ein bisschen gekränkt von mir. „Diesen Tag werde ich mir auf jeden Fall im Kalender rot markieren. Es ist echt bewundernswert, wie viel hirnloses Zeug innerhalb von 10 Minuten über deine Lippen kommt!" „Also das lass ich mir nicht bieten! Selbst im Traum musst du nicht so respektlos über mich reden und außerdem kannst du es dir gar nicht im Kalender markieren, denn wenn ich gleich aufwache, bist du verschwunden und dein wirkliches Ich weiß nichts davon, weil es ja mein Traum ist!", sagte ich stolz. Katharina verdreht die Augen, seufzt und sagte eher zu sich selbst: „Ich glaube ihm ist der ganze Dachstein auf den Kopf gefallen, bei dem was er von sich gibt!" „Warum sollte mir überhaupt etwas auf den Kopf gefallen sein? Darf man im Traum nicht ein bisschen philosophieren?", fragte ich sie denn noch. „Markus ich glaube, ich muss dir mal etwas erklären: Das hier ist kein Traum. Du träumst überhaupt nicht. Das ist die Realität!", sagte Katharina ohne mit der Wimper zu zucken.

 Erst sekundenspäter realisierte ich was sie damit gemeint hatte. Wie eingefroren saß ich da neben ihr im Bett und schaute sie geschockt an. Aber so richtig glauben konnte ich es nicht, deshalb sagte ich: „Beweise es!" „Wie soll ich das denn beweisen?" Ich überlegte kurz, dann fiel mir der perfekte Plan ein: „Du musst mich küssen!" Sie sah mich mit großen Augen an: „Dich küssen? Und wie soll ich dann beweisen, dass es kein Traum ist?" Ich wusste genau, dass Katharina es im echten Leben nie übers Herz bringen würde mich zu küssen. Zu groß waren ihre Schuldgefühle Andreas gegenüber. Und falls sie es doch tun würde, hatte ich auch noch den perfekten Plan B: „Wenn du mich küsst und mir bei unserer nächsten Begegnung davon erzählst, dann glaube ich dir, dass es kein Traum ist! Es muss auch niemand erfahren. Es ist dann unser kleines Geheimnis!" Ich schmunzelte, ich wollte schon immer ein Geheimnis mit Katharina teilen, dass hatte ich super eingefädelt. Nach einer kurze Ewigkeit sagte Katharina dann: „Na gut, ein Kuss, nicht mehr!" „Ja, natürlich!"

Ich merkte wie unangenehm es Katharina war, doch ich konnte auch ein bisschen Vorfreude in ihren Augen entdecken.


Die Bergretter - Lieber Nähe als Distanz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt