Tobias' Sicht:
Als ich in das Foyer kam, wurde ich freudig begrüßt: „Guten Abend Herr Herbrechter, was machen sie denn um diese Uhrzeit noch hier?" Etwas nervös und in Eile sage ich der Angestellten hinter dem Tresen: „Ich muss noch schnell zu meinem Vater, wissen Sie wo er ist?" „Er müsste noch in seinem Arbeitszimmer sein. Normalerweise arbeitet er nicht so lange, aber heute war er auch anders als sonst!" Verwirrt hacke ich nach: „Wie anders? Was meinen Sie damit?" „Nun ja, er wirkte irgendwie so in Gedanken und nicht wirklich anwesend. Außerdem habe ich ihn heute nur zweimal gesehen, normalerweise ist er öfters hier." „Hmm, dann werde ich mal schauen, wie es ihn geht!"
Als ich das Arbeitszimmer meines Vaters erreichte, öffnete ich lautlos die Tür. Ich hoffte sehr, Katharina hier zu finden, aber gleichzeitig war ich auch sehr gespannt, ob die Frau an der Rezeption Recht hatte und wie es meinem Vater ging.
Ich ging vorsichtig ins Zimmer und sah meinem Vater an seinem Schreibtisch sitzen. Er war über ein Art Buch gebeugt und ich sah gleich, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er wirkte viel älter und zerbrechlicher als sonst und es sah so aus, als würde er in der Vergangenheit schwelgen. Bei genauem Hingucken, bemerkte ich, dass er ein Fotoalbum vor sich liegen hatte; die Bilder konnte ich allerdings nicht erkennen.
„Papa?" Meine Stimme klang rau und beschlagen. Er hob den Kopf und sah mich fragend an, aber auch Wehmut lag in seinem Blick. Schließlich fragte ich besorgt: „Was ist los? Du bist ganz anders!" Nach ein paar Sekunden sagte er: „Katharina hat heute ihren Dienst abgesagt..."
Als ich das hörte, wurde ich zornig: „Immer geht es dir um die Arbeit: Ob die Mitarbeiter alles richtig machen, ob das Hotel genug Geld einnimmst, ob alles den geregelten Gang geht!" Ich schnaufte, holte neu Luft und sprach wütend weiter: „Um all das machst du dir Gedanken, aber wie es deiner Familie, deinen Kindern geh, interessiert dich nicht! Hauptsache sie machen ihre Aufgaben und arbeiten immer fleißig. Aber wenn sie dann mal nicht so können, wie du es dir erhoffst und gewohnt bist, ärgerst du dich wieder über sie, aber zu fragen warum, was mit ihnen los ist, das machst du nicht! Dir ist es doch scheiß egal, wie es uns geht!"
Mittlerweile war ich nah an den Schreibtisch getreten und schaute ihn wutentbrannt von oben herab an. Sein Blick war gesenkt. Ich wartete auf ein großes Donnerwetter, denn so hatte ich noch nie mit meinem Vater gesprochen. Aber das war mir in diesem Moment sowas von egal!
Mein Vater aber sagte nichts, er funkelte mich noch nicht mal böse an oder strafte mich mit einem Blick, der „Das hättest du nicht sagen sollen" signalisierte. Er schaute einfach weiter gleichgültig auf seinen Schreibtisch.
Meine Wut, die so plötzlich erschienen war, verlies mich genauso plötzlich wieder und ich wand mich zum Gehen. Ich sagte nur noch enttäuscht: „Ich dachte wirklich, du hast dich geändert seit Katharina hier ist. Da habe ich mich wohl getäuscht..."
Schlagartig hob mein Vater den Kopf und blickte mich feste an. Seine Stimme war jedoch immer noch ruhig: „Das stimmt nicht. Ich habe mich wirklich geändert!" Ein paar Sekunden Stille, ich starrte ihn an. Dann sprach er bedächtig weiter: „Ich mache mir große Sorgen um Katharina! Sie hat mir gesagt, dass der Einsatz sie zu sehr mitgenommen und das heute nicht kann." „Sie war also bei dir?" Obwohl diese Frage überhaupt nichts mit dem eigentlichen „Gesprächsthema" zu tun hatte, fragte ich ihn dies, in der Hoffnung, etwas über Katharinas Aufenthaltsort zu erfahren.
Irritiert antwortete mein Vater: „Ja, warum willst du das wissen?" Dann wurden seine Augen groß: „Ist etwas passiert?" Die Auseinandersetzung von eben schien vergessen.
„Ich konnte sie schon den ganzen Tag nicht erreichen und habe seit gestern Nacht kein Lebenszeichen mehr von ihr bekommen. Niemand weiß, wo sie sein könnte! Hat sie dir vielleicht gesagt, wo sie hin wollte? Und wann war sie eigentlich bei dir?"
Nachdenklich antwortet er: „Sie kam relativ früh heute Morgen schon zu mir, aber wo sie hinwollte, hat sie nicht gesagt. Und sie ist nicht in ihrer Wohnung?" „Oh bin ich blöd, daran habe ich gar nicht gedacht!", sagte ich zu mir und erkläre meinem Vater im Gehen noch: „Ich schaue gleich mal, ob sie dort ist."
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Die Bergretter - Lieber Nähe als Distanz?
FanficDie Geschichte spielt nach dem Ende der 7. Staffel. Die Bergretter haben den letzten Einsatz in der Höhle erfolgreich gemeistert, jedoch sitzen die Ereignisse des Höhlenabenteuers den meisten noch in den Knochen. Vor allem für 2 hat sich die Weltans...