Kapitel 3

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Tobias' Sicht:

Ich hatte schon den ganzen Abend gemerkt, dass Katharina etwas auf dem Herzen lag, aber da so viele um uns herum warum, wollte ich sie nicht danach fragen. Als sie mir sagte, dass ich schon mal reingehen konnte und sie dann nachkommen wollte, war mir sofort klar, dass es etwas mir Markus zu tun hatte. Das Verhältnis der Beiden war schon immer sehr merkwürdig, wahrscheinlich, weil Katharina in Markus manchmal noch Andreas sah. Es war wirklich verblüffend, wie viele Ähnlichkeiten Andreas und Markus vom Charakter her hatten. Mir fiel des Öfteren auf, mit wie viel Sehnsucht meine Schwester Markus hinterher guckte. Für sie war es nicht leicht Andreas zu verlieren und gleichzeitig Zeit in der Nähe eines ähnlichen Menschen zu verbringen, der neu dazu gestoßen war.

Markus und Katharina waren nun schon eine viertel Stunde alleine draußen. So langsam machte ich mir Sorgen und ging deshalb zum Fenster. Da draußen alles dunkel war, fiel es mir schwer sie zu entdecken. Ich sah nur eine Person, von der Statur her wahrscheinlich Markus, die vor dem Haus stand. Wo verflixt noch mal ist meine Schwester, fragte ich mich. Langsam gewöhnten sich meine Augen besser an die Dunkelheit und ich merkte, dass es nicht nur Markus war, der dort stand: In seinen Armen lag Katharina. Was ist bei den Beiden denn los? Ich wurde aus der Situation nicht schlau. Plötzlich tauchte Emilie hinter mir auf: „Jetzt sei doch nicht so neugierig, Tobias. Du hättest auch nicht gewollt, dass Andreas uns heimlich beobachtet.", sagte sie lachend, aber auch ein bisschen Traurigkeit war in ihrer Stimme zu hören; so wie immer wenn es um Andreas ging. „Komm lieber mit und hilf mir beim Tischdecken, die zwei kommen bestimmt bald rein. Draußen wird es nämlich immer kälter." Also ließ ich meine Gedanken am Fenster zurück und ließ mich verwirrt hinter Emilie in die Küche ziehen.

Markus' Sicht:

Als ich merkte, dass Katharina plötzlich anfing zu weinen und nahm ich sie ganz fest in meine Arme. Ich hatte das Gefühl, dass sie nur sicher war, wenn ich sie in meinen Armen hielt. Ich streichelte ihren Hinterkopf behutsam und sog ihren Duft ein. Sie hatte diesen unverwechselbaren Katharina-Duft, den ich überall wieder erkennen würde. Mittlerweile hatte Katharina aufgehört zu weinen und ich schob sie ein wenig von mir weg, um sie wieder angucken zu können. Ich wischte ihr mit meinem Daumen noch die letzte Träne weg und fragte sie leise und vorsichtig: „Willst du mir erzählen, warum du geweint hast?". Sie schaute mich traurig an. Nach einiger Zeit des Schweigens brachte sie hervor: „Markus, ich...ich weiß es nicht! Einerseits fühle ich mich in deinen Armen so wohl und geborgen, aber es fühlt sich auch...naja... irgendwie falsch an... Ich will dich nicht enttäuschen und auch nicht mich, aber ich kann das noch nicht..." Während sie das sagte, wusste ich, dass ich nur mit ihr an meiner Seite glücklich werden konnte, aber ihre Worte gaben mir auch einen Stich ins Herz. Sie war die Frau meiner Träume, doch wir konnten nicht zusammen sein. Katharina hatte wieder angefangen tonlos zu weinen. Auch wenn ich es nicht gerne ausgesprochen hätte, wusste ich, dass ich es tun musste: „Katharina, ich glaube es ist besser, wenn wir uns erstmal so gut wie möglich aus dem Weg gehen und versuchen wieder ein relativ normales Leben zu führen.  Auch wenn ich das eigentlich nicht kann und will...", setzte ich leise hinter her. Meine Stimme hörte sich rau und fremd an, als ob eine andere Person gesprochen hätte, denn so etwas konnte eigentlich nicht aus meinem Mund kommen; doch leider war es so. Mir fiel es schwer, sie immer noch anzuschauen, zu groß war die Sehnsucht nach ihr. Und auch wenn ich sie gerne doch einmal fest an mich gedrückt hätte um sie zu trösten, wusste ich, dass es die Situation noch mehr verschlimmern würde. Deshalb fragte ich nur: „Geht es wieder?". Sie wischte sich schnell ihre Tränen weg und nickte. Wir wussten beide, dass diese Entscheidung nicht leicht für uns war, doch sie war vorerst die einzige Möglichkeit. „Tobias soll herkommen", gab Katharina mit tränenerstickter Stimme von sich. „Ich gehe rein und hole ihn, ja?", sagte ich zu ihr und ließ sie alleine zurück.


Die Bergretter - Lieber Nähe als Distanz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt