K: Ein Fuchsjunges im Dilema

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Jaulend rannte eine kleine flauschige Kugel über die offene Steppe. Über ihr ein gigantischer Jagdvogel, der es ganz offensichtlich auf das pelzige Tier abgesehen hatte. Alles verfluchend schlug die kleine Kugel immer mehr Haken und Bögen, konnte den geübten Augen des Vogels trotzdem nicht entkommen. Der Jäger derweil legte die Flügel an und hatte nur noch ein Ziel vor Augen: Sein Mittagessen.

Die Flauschkugel allerdings wollte so schnell noch nicht sterben und schaffte es sehr knapp in einen hohlen Baum, auf dem sich der große Greifer nieder ließ und mit seinem spitzen Schnabel Löcher rein schlug. „Baka!", bellte die Kugel in Fuchssprache und knurrte auf, wich aber in die Ecke gedrängt aus, als der Schnabel sie an der Flanke erwischte. Das Fell fiel ab, Blut tropfte raus. „Das kann doch nicht sein!", jaulte der kleine Fuchs verzweifelt auf. Lange schon war es mühselig gewesen, solch großen Tieren zu entkommen. Lange hatte sie es erfolgreich geschafft, heil durch die Weltgeschichte zu reisen. Jetzt musste es ausgerechnet ein Vogel sein, der sie als Mittagessen verspeisen wollte. Dabei war sie doch nicht mal ein echter Fuchs. Wäre sie in ihrer menschlichen Gestalt gewesen...der Vogel hätte nichts mehr zum Lachen gehabt. Nur das war sie nicht. Traurig erinnerte sie sich an die vergangenen Tage und jaulte wieder auf, nachdem der Vogel sie erneut erwischte, diesmal am linken Hinterlauf.

„Warum nur?!" bellte der kleine Fuchs wieder. Ihr schönes orangerotes Fell war durchtränkt mit Blut, mit ihrem Blut. Ihr weiches weißes Bauchfell sah nicht besser aus. Zerrupft, verdreckt und abgemagert. Dieses Spiegelbild würde sie sehen, wenn sie in eine Wasserpfütze sähe.

Vielleicht hatte sie es ja verdient, hier zu sterben. Ihre Hände waren keines Falls unschuldig. Zu viele Menschen hatte sie auf den Gewissen, wegen diesem verdammten Krieg vor hunderten von Jahren. Beschämend ist vor allem, dass die Welt nicht mal wirklich weiß, was damals passiert war. Nein, die Weltregierung meinte ja, dies verschweigen zu müssen. Der Panik wich die Wut. Und mit der Wut auch die Tränen. Habt ihr jemals einen Fuchs weinen sehen? Nicht? Jetzt könntet ihr es.

Ein weiteres Jaulen durchbrach die Stille. Aber der Vogel ließ sich davon nicht stören. Er hatte schon ein schönes Loch in den Baum gehämmert, er brauchte vielleicht nur noch ein paar Momente, dann war er durchgebrochen. Ihr zerfloss die Zeit in den Fingern, wobei, eher Pfoten. Sie wollte nicht sterben. Nicht so. Nicht in dieser Fuchsform! Nicht von einem grässlichen Vogel! Sie wollte nicht als Mittagessen sterben. Aber sie konnte nichts dagegen tun. In diesem kleinen Fuchskörper hatte sie keine Chance. Sie hatte nicht mal die Kraft, sich noch zu wehren. Der Blutmangel nahm sie mittlerweile völlig ein, der kleine Körper besaß schließlich weniger als ein menschlicher.

Sie drückte sich gegen das Holz, versuchte dem Schnabel so lange es ging zu entkommen. Noch ein paar Millimeter, dann war sie Vogelmittagessen. Sie schloss schon die Augen, als der Vogel noch einmal ausholte, machte sich auf den glühenden Schmerz gefasst. Da ertönte ein großes Brüllen.

Der Vogel sah auf, in eine ihr unbekannte Richtung. Dann wurde er plötzlich weg gerammt. Verwundert linste die kleine Füchsin verängstigt aus ihren Augen, nachdem sich erneut ein Schatten auf das Loch des Baumes legte. Ein „Ohhh das arme Ding", war zu hören, dann griff eine große pelzige Hand nach ihr und hob sie aus dem Baum. Sie blinzelte ein paar Mal, bevor sie sich einem großen Mann gegenübersah, der vereinzelte Fellteile im Gesicht hatte, diese sich allerdings schon wieder zurückbildeten. Er grinste sie mit spitzen Zähnen an und streichelte sie beruhigend über den Kopf. „Es wird alles gut", sagte er dazu noch schnurrend. Ihr derweil war es einfach zu viel. Sie gab noch ein jämmerliches Wimmern von sich, bevor ihr schwarz vor Augen wurde.

„Du kannst doch nicht einfach so ein verwaistes Fuchsjunges retten und auf ein Piratenschiff schleppen!" „Und ob ich das kann, siehste ja!" „Aber Mouth.." Laute Stimmen ließen die junge Füchsin langsam wieder wach werden. Ihre Augen blinzelten ein paar Mal, sahen nicht das gewohnte Grün oder ein Braun. Stattdessen etwas weißes. Etwas verängstigt wegen dem neuen Umfeld wollte sie rückwärts laufen, nur ging das nicht. Verwundert drehte sie ihren Kopf zu ihrem Hinterlauf und bemerkte den weißen Stoff darum. Auch an ihrem Bauch fühlte sie schützenden Stoff und die Schmerzen von vorhin waren weg. Etwas duselig wollte sie nach vorne laufen, viel aber wieder hin. „Ach wie niedlich!", ertönte da eine dunkle Stimme. Sie sah nach oben und erkannte das Gesicht von vorhin. Sogleich wurde sie hochgehoben und an eine fremde Brust gedrückt. „Ich werde sie behalten Robert, egal, was du sagst!" „Dann mach du das mit dem Käptn aus", meinte ein langer Blondhaariger nur und drehte sich um, bevor die Füchsin ihn weiter mustern konnte. „Komm meine Kleine, wir bekommen den Käptn ganz sicher auf unsere Seite", wurde wieder mit ihr geredet.

Der große Mann trug das arme Füchslein quer durch das Schiff und summte dabei vergnügt durch die Gegend. Die Füchsin jedoch ging in Gedanken alle Steckbriefe durch, die sie irgendwie mal mitbekommen hatte. Sie war auf einem Piratenschiff, dass anscheinend an der abgelegenen Insel auf der sie war, angelegt hatte. So konnte der Kerl sie retten. Jetzt suchten sie den Kapitän, der entschied, ob sie ins Wasser geworfen wurde oder nicht. Ganz toll hast du das wieder hin bekommen! Wäre sie jetzt kein Tier wurde sie seufzen, sich selbst eine runterhauen und schleunigst das Weite suchen. Nur war sie ein verdammtes Fuchsjunges! Sie könnte sich manchmal wirklich gern selbst umbringen. Dafür, dass sie eigentlich erst alles genauestens überdachte und danach handelte, hatte sie in den letzten Stunden sehr vieles kopflos entschieden. Jetzt musste sie den Mist, den sie selbst verzapft hatte, wieder gnadenlos ausbaden. Warum musste sie auch in diesem Körper gefangen sein? Sie wäre nie so hilflos gewesen. Niemals. Früher brachte sie ganze Städte im Alleingang um, heute allerdings schaffte sie es nicht mal gegen einen verdammten Vogel.

Plötzlich blieb ihr derzeitiges Transportmittel stehen, wandte sich an eine größere Tür als alle anderen und klopfte. Ihre Augen musterten die Tür argwöhnisch und erkannten das Schild mit der Aufschrift "Kapitän". Sie grummelte. Da kam ein " Herein" von drinnen und der Braunhaarige drückte die Klinke herunter und trat ein. In der Kajüte war es etwas heller, da zwei größere Bullaugen viel Sonne reinließen. So hätte sie auch ganz entspannt das Zimmer betrachten können, wäre da nicht die Tatsache, dass besagter Käpt'n erstens nur mit einem Handtuch bekleidet da stand, zweitens verdammt heiß aussah und drittens einer der vier Kaiser höchstpersönlich war. Die arme kleine Füchsin wollte nur noch weg. Zum ersten Mal war sie froh, einen Pelz zu besitzen, der die Röte auf ihren Bäckchen verdeckte. Außerdem war sie allgemein froh, gerade ein kleines Füchslein zu sein. An einem Baby vergriffen sich doch nicht mal die Kaiser, oder?

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Hey :D

Und ein neues Kapitelchen geschafft xD Der Buchstabe vor der Überschrift hat den Hintergedanken: Ich hab mehrere Hauptcharas, damit man nicht zu durcheinander kommt, steht immer der Anfangsbuchstabe des jeweiligen Namens vorne dran, um eben diese Verwechslungsgefahr zu vermeiden ^^

lg tigerbi

Dóbutsu no Nakama [One Piece]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt