A: Leise Hoffnung

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„...Essen!"

Mit einem Schrei sprang Amy auf, Ruffy ihr dicht auf den Fersen. Sie rannte wortwörtlich um ihr Leben. Denn der Strohhut brüllte die ganze Zeit „Essen!" „Ich bin doch kein Frühstück, Mittag- oder Abendessen!", schrie die Wölfin entrüstet, sprintete um den See, „ich bin oder war ein Mensch, klar?! Du begehst Kannibalismus, wenn du mich frisst!" Doch es half nicht viel. Außer Chopper verstand sie schließlich kein Einziger hier und Ruffy hörte sowieso nicht zu. Dieser sabberte unter dem Laufen und hatte plötzlich Gabel und Messer in der Hand, als sie ihren Kopf drehte und einen Blick nach hinten wagte. „Woher hat er das?!", entfuhr es ihr entrüstet, „Eine Gemeinheit ist das! Ich hab euch doch geholfen..." Verzweifelt sprang sie über Sanji und versteckte sich hinter der orangehaarigen Navigatorin. Diese holte mit einer Faust bereits aus. „Peng!" Ruffy lag mit mehreren großen Beulen am Boden.

„Wie oft noch: Sie wird nicht gegessen!" Nami stand mit erhobener Faust über Ruffy. Derweil tapste Amy ängstlich von Ruffy weg. Die arme war fürchterlich verschreckt und wusste nicht mehr, ob der Strohhut Freund oder Feind darstellte. Da tauchte neben ihr wieder Chopper auf und täschelte sie fürsorglich. „Das hat er am Anfang bei mir auch so gemacht", erklärte das kleine Rentier. „Keine Sorge, er bessert sich. Aber was meintest du eigentlich mit Kannibalismus?" Die Angesprochene hockte sich auf ihren Hintern. „Ich bin eigentlich ein Mensch", meinte sie dann schüchtern. Chopper übersetzte für den Rest, die danach ziemlich geschockt reagierten. „Wooow! Hast du wie Chopper von einer Teufelsfrucht gegessen?" Interessiert betrachtete Lysop die seltlsame Wölfin. Diese schüttelte nur mit dem Kopf, senkte traurig ihre Ohren. „Wenn es doch nur das wäre...ich bin verflucht." Erneut übersetzte Chopper traurig.

„Verflucht? Wie cool ist das denn?!" Ruffy – erholt und wieder ganz er alte – sprang auf und hockte sich im Schneidersitz auf einen der Felsen. Er grinste Amy breit an und hielt sich seinen Hut. „Wie denn das?" Sanji und Brook gesellten sich ebenfalls zu der Runde. Amy seufzte leise. „Keine Ahnung. Ich war ein Mensch, bis ich eines Tages aufgewacht bin und in diesem Wolfskörper war. Ich kann mich nicht zurückverwandeln, kann nicht mal mehr so sprechen wie ein Mensch. Das Einzige, an das ich mich erinnern kann, ist wie ich diesen Fluch wieder auflösen könnte: Ich muss meine wahre Liebe finden. Bis dahin kann ich nicht altern und bleibe in dieser Gestalt. Wenn ich versage für immer." Mitleidig täschelte Chopper sie und teilte es den Anderen mit. „Wie romantisch!" Nami war völlig aus dem Häuschen und klatschte in die Hände. „Eben nicht! Ich suche schon seit 50 Jahren." Amy ließ geknickt den Kopf hängen. „Was hat sie denn?", fragend sah Sanji zu Chopper. Dieser schilderte die Lage. Ein Raunen ging durch die versammelte Mannschaft. „So lange?!", riefen sie einstimmig. „Du bist eine alte Schachtel?", kam es von Ruffy. Entrüstet schnaupte sie. „Nein! Ich hab es doch schon gesagt, ich kann nicht mehr altern!" Nach Choppers Antwort lachte Brook. „So wie ich, Yohohohoho! Aber ich kann immer noch menschisch reden, obwohl ich keine Zunge mehr habe~" Während Brook sich den Arsch ablachte, konnte Amy gar nicht lachen. Sie war deprimiert.

„Die wahre Liebe...? Na dann komm doch einfach mit uns! Dann suchen wir zusammen danach und erlösen dich von diesem Fluch!" Ruffy grinste breit und lachte. „Die wahre Liebe findet man nicht so leicht Ruffy!", versuchte Nami Ruffy auszubremsen, doch der war sich seiner Sache viel zu sicher. „Ein verzauberter Wolf in der Crew, wie aufregend!" Er grinste noch breiter. „Sie hat doch noch gar nicht zugesagt", versuchte es Lysop auch erfolglos. Amy derweil konnte es noch nicht richtig fassen. „Ich darf einfach so bei euch mitsegeln? Ohne wenn und aber?" Vor Aufregung peitschte sie mit ihrem puschigen Schwanz. Chopper übersetzte und Ruffy nickte daraufhin nur. „Wenn sich der Kapitän mal etwas in den Kopf gesetzt hat...dann kann man nichts mehr dagegen tun. Glaub mir", klärte Chopper sie auf, der Rest nickte kommentarlos.

Amys Herz blühte auf und vor Freude besprang sie Ruffy und leckte ihm eiskalt das Gesicht ab. Sie konnte es immer noch nicht fassen! Endlich kam sie von dieser öden Insel, fuhr auf dem Meer und hatte wieder richtige Freunde gefunden! Sie wurde zum ersten Mal so richtig verstanden und vor allem akzeptiert, so wie sie war. Den Piraten vor ihr war es egal, dass sie ein Wolf war. Und Ruffy...sie wollten ihr helfen. Der Tag konnte einfach nicht besser werden! Sie spürte sogar ein paar Freudentränen in ihren Augenwinkeln. Und ganz hinten in ihrem Kopf wuchs die Hoffnung, endlich wieder ein richtiger Mensch sein zu können. Diese Hoffnung hatte sie nämlich über diese lange Zeit beinahe vergraben.

Kurz darauf stand Amy an Deck der Thousand Sunny, dem Schiff der Piraten, so wie es ihr Franky der Cyborg erklärt hatte. Der Blauhaarige war ein recht lustiger Geselle, auch wenn er etwas seltsam und skurril rüberkam. Ganz anders als der verschlafene Schwertkämpfer, der immer noch nicht aufgewacht war. Zusätzlih befand sich eine Meerjungfrau an Board – oder eher daneben im Meer. Sie hieß Kamie, hatte einen Seestern namens Papag als Haustier oder so und war echt lieb. Zusammen mit Okta, einem Oktopusfischmenschen, wollte sie den Strohhüten den Weg zum Sabaody Archipel zeigen. Allerdings kam da Amys Insel dazwischen, die Ruffy unbedingt besuchen wollte. So machten sie einen kleinen Umweg. Insgeheim war sie froh drum, sonst wäre sie jetzt nie und nimmer hier gelandet. Und sie mochte diesen verrückten Haufen jetzt schon.

Was das Sabaody Archipel allerdings war, das wusste sie nicht. Noch nie hatte sie davon gehört, konnte sich gar nichts darüber vorstellen. Deswegen lief sie auch zu dem kleinen Rentier. Chopper saß im Gras am Deck, neben Robin – die Schwarzhaarige von vorhin – und Nami, die sich etwas sonnten. „Sag mal Chopper", fing sie an und setzte sich neben ihn, „Was ist das Sabaody Archipel eigentlich?" Chopper sah zu den beiden Frauen hoch und stellte die selbe Frage noch einmal. Er deutete zu Amy. Robin lächelte und setzte sich neben Amy auf das Gras. „Ganz einfach. Dort sammeln sich alle Piraten, die in die Neue Welt wollen. Denn sie müssen ihre Schiffe mit einem speziellen Material ummanteln, um unter der Red Line hindurch zu kommen, die die beiden Meere von einander trennt. Verstanden?" Mehr oder weniger, aber dennoch nickte die Wölfin. Dann wendete sie sich wieder zu Chopper. „Ich wollte mich noch bei dir bedanken, dass du immer so lieb übersetzt...tut mir Leid,dass ich dir so viel Arbeit bereite." Der Arzt wurde rot, fing an, merkwürdig zu tanzen und legte seine Hufe an die Wange. „Ach nein~ Ich will doch kein Kompliment von dir, dass kann ich nicht annehmen!"

Amy kicherte ein wenig, dann lief sie noch einmal über das äußerst interessante Schiff der Strohhüte. Das Gras und die Bäume waren schon interessant, aber die Gallionsfigur übertraf alles. Der Löwen-Sonnenkopf war so knuffig und ein verdammt guter Platz zum hinlegen und beobachten. Deswegen steuerte sie auch darauf zu und kletterte mehr oder weniger geschickt auf dem Kopf. Nur hatte sie nicht mit Ruffy gerechnet, der dort ebenfalls saß. Er begrüßte sie freundlich und machte ein wenig Platz. So ließ sie sich neben den Schwarzhaarigen nieder. „Hihi voll cool, dass du jetzt bei uns bist", fing er an und lehnte sich gegen ihr Fell. Ihr war es recht, so lag sie doch relativ bequem da und genoss die Nähe eines Menschen. „Dein Fell ist so schön weich." Er strich durch den Pelz und fing an, sie hinterm Ohr zu kraulen. Unbewusst fing sie an zu schnurren. Ruffy kicherte. Die Wölfin entspannte sich völlig, etwas, was sie schon so lange nicht mehr gemacht hatte. Immer musste sie auf der Hut sein, immer hatte sie nachts Angst gehabt. Jetzt war sie in Sicherheit und hatte Freunde, die ihr zur Seite standen. Sie schuldete dem Strohhut verdammt viel...

Dóbutsu no Nakama [One Piece]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt